Der Wacken-Freitag begann mit kräftigen Regenschauern die Erinnerungen ans Vorjahr weckten. Die Wolken zogen jedoch gegen Mittag von dannen, so dass Nachmittags wieder die Sonne schien und man trocken über das Gelände kam – außer an den Füßen.
Während der Donnerstag noch von den 80er-Jahre-Bands dominiert wurde, standen heute auf den großen Bühnen Bands wie Beyond the Black, Equilibrium, Eluveitie, Tarja Turunen (mit Gastauftritt von Arch Enemy-Sängerin Alyssa) und Blind Guardian. Sie setzten einen epischen Gegenakzent zum Gute-Laune-Rock’n’Roll des Vortags und dem „klassichen“ Heavy Metal von Iron Maiden.
Ergänzt wurde das Line Up durch schnelle Rhythmen und kräftige Stimmen von Bands wie The Haunted und Bullet For My Valentine. Wer am Vortag angereist war um den 80er-Jahre-Rock zu hören, war heute Fehl am Platz und musste sich einen weiteren Tag gedulden.
Die Anzahl der Besucher wurde weniger, die von der Security wegen Taschen, Patronengurten und Waffen-Nachbildungen zum Campingplatz zurückgeschickt wurden, aber nach wie vor kam es zu zahlreichen Diskussionen an den Einlasspunkten.
An dieser Stelle noch mal ein großes Dankeschön an die netten Kollegen in den blauen Hemden, die von früh bis spät im Einsatz waren, um das Event abzusichern. Einer von ihnen beschwerte sich direkt beim Sänger von Equilibrium, dass er schon jahrelang auf Konzerten im Graben arbeitete, aber bisher nur einen einzigen Crowdsurfer aus der Menge geholt hatte. Equilibrium rief daraufhin aktiv zum Crowdsurfen auf und am Ende des Konzerts hatte das Team vor der Bühne über 50 Leute herausgezogen.
Auch auf den anderen Konzerten im Infield wurde intensiv gesurft, was dafür sorgte dass man immer mal wieder von hinten angestoßen wurde, um die Schulter oder die matschigen Gummistiefel eines Surfers entgegenzunehmen und nach vorne durchzureichen. Das macht man beim ersten mal noch gerne, nach einer Weile auch gern wieder, aber wenn einer nach dem anderen von hinten kommt, hat man vorne kaum noch die Möglichkeit, das Konzert zu genießen. Und hat ziemlich viel Matsch an den Fingern und auf dem Kopf abbekommen.
Daher mein Appel an Crowdsurfer: Kommt gerne, aber bitte nicht alle auf einmal von dem selben Ausgangspunkt. Verteilt euch nach links und rechts, damit nicht immer die selben euch nach vorne weiterreichen müssen. Gebt den Besuchern vorne auch mal eine Verschnaufpause. Auch wenn die Security vorm Konzert mit einem Megafon zum Surfen aufruft.
Hier gehts zum Bericht: „Wacken Open Air 2016 – Tag 1“
Hier gehts zum Bericht: „Wacken Open Air 2016 – Tag 3“
THE HAUNTED
Die schwedische Trash-Metal Band The Haunted eröffnete das Infield mit Hits von ihrem neuen Album „Exit Wounds“. Sänger Marco Aro (der zweite und vierte Sänger, der mittlerweile zweimal der Nachfolger von Gründungsmitglied Peter Dolving ist) heizte der noch ein wenig regennassen und nicht ganz ausgeschlafenen Masse mit seinem Gesang ein und trieb sie zum Hüpf- und Headbang-Frühsport.
Bildergalerie: So war THE HAUTED live
BEYOND THE BLACK
Bereits 2014 traten Beyond The Black beim Wacken Open Air auf – damals ihr allererster Live-Auftritt. Seitdem hat die Band zahlreiche weitere Auftritte absolviert, war mit Metal-Legende Saxon auf Tour und hat mit dem Album „Songs of Love and Death“ einen Metal Hammer Award für das beste Debüt-Album gewonnen. Sängerin Jennifer Haben war auch 2015 bei „Rock mit Classics“ dabei, so dass dies ihr dritter W:O:A-Auftritt in Folge war. Die restliche Besetzung vom W:O:A 2014 wurde jedoch ausgetauscht, so dass Beyond The Black mit einer komplett neuen Besetzung das neueste Album „Lost in Forever“ präsentierten.
Bildergalerie: So war BEYOND THE BLACK live
EQUILIBRIUM
Die von der Band selbst als „Epic Metal“ bezeichnete Stilrichtung zeichnet sich durch die gelungene Mischung aus melodischer Instrumentalmusik und der grollenden Stimme von Frontmann Robert Dahn aus. Große Überraschung war der neuen Song „Born To Be Epic“ der beim Wacken Open Air 2016 seine Premiere feierte.
Bildergalerie: So war EQUILIBRIUM live
BULLET FOR MY VALENTINE
Diese walisische Band hat schon auf jedem Festival und in jedem Ort gespielt und bedarf wahrscheinlich keiner Vorstellung. Mit ihrem letztem Album „Venom“ kehrte Bullet For My Valentine wieder zu den Wurzeln zurück und hat sich vom Hardrock wieder in Richtung Heavy Metal orientiert. Dabei bleibt die Band ihrer Kombination von tiefen Gitarrenriffs des Gitarristen Michael Paget mit dem klaren, melodischen Gesang von Frontmann Matthew Tuck (beides Gründungsmitglieder) seit 18 Jahren treu. Wie sagt man so schön: Never Change A Running System. Und BFMV läuft!
Bildergalerie: So war BFMV live
ELUVETIE
„E … was?“ „El veiti“ „Elu …“ – „E-L-U-V-E-I-T-I-E …“ ah, ok, ich hab’s. So oder so ähnlich hört es sich an, wenn man sich als Redakteur oder Fotograf für die Band anmelden möchte und sie noch nicht kannte. Die Schweizer Band aus Winthertur füllt das Infield mit ihrer Mischung aus keltischer Folklore und harten Metal-Klängen und selten passen E-Bass und E-Gitarre so gut zu Musikinstrumenten wie Drehleier, Geige und Flöte wie den Songs „The Siege“ oder „Neverfold“. Für „The Call Of The Mountains“ und „A Rose For Epona“ holte die Band noch Sängerin Liv Kristine auf die Bühne.
Bildergalerie: So war ELUVEITIE live
BLIND GUARDIAN
„Guar-di-an! Guar-di-an!“ rief die Masse bereits seit einer Viertelstunde, bevor der Vorhang viel, das Licht gedimmt wurde und die ersten Klänge von „The Nith Wave“ ertönten. Nach und nach, auf einer dunklen, nur von einigen runtergedimmten Strahlern beleuchteten Bühne, tauchten die Silhouetten der Band-Mitglieder auf.
Bild Guardian, dass ist kein lautes Gekreische, kein pompöses Feuerwerk, keine blendende Lichtshow und kein langes blah blah mit dem Publikum. Die vor über 30 Jahren von Frontmann Hansi Kürsch gegründete Metal-Band, ist ein Urgestein der deutschen und auch internationalen Metal-Szene.
Bei einem Blind Guardian-Konzert weiß man immer was einen erwartet und wird nie enttäuscht. Harter Metal und sanfte Melodien, eine hypnotische Bühnenshow und epische Gesänge mit Fantasy-Themen. Natürlich wurde „Lord of the Rings“ gespielt, natürlich Sang das ganze Publikum bei „The Bard’s Song“ mit und natürlich hörte niemand auf „Valhalla“ zu singen, auch wenn die Bühnenzeit von Guardian abgelaufen war und die Jungs sich verabschieden mussten. Und natürlich war es schade, dass es nach zwei Stunden schon vorbei war.