Rockharz Open Air 2022: So war das Festival im Harz nach Covid


Rockharz Open Air 2022
Das Rockharz Open Air startete vom 6. bis 9. Juli 2022 im Harz. (Bild: Daniel Stahlmann)

Rockharz Open Air 2023: SAMSTAG

Tankard

ock auf Bier und Whiskey? Spätestens nach Tankard war das Bedürfnis, die Bierstände leer zu trinken gigantisch hoch. Ein Urgestein aus Frankfurt, eine Laudatio auf den Gerstensaft – Thrash Metal der alten Schule der Spass macht. Nicht umsonst wurde die Bier-Metal Band von nicht wenigen Besuchern bestaunt und gefeiert. Frontmann „Gerre“ huldigte das engagierte Publikum nach jedem Song ausgiebig. Jahrelange Fanarbeit macht sich eben dann doch bemerkbar.

Insomnium

Aus Finnland kommen, wie allen bekannt sein sollte, wirklich absolut geniale Bands. Ohne Abzüge zählt Insomnium mit dazu. Seit den späten 90er Jahren ist das melancholische Melodic Death Metal Band einer der wohl bekanntesten Exporte aus Nord Europa, beziehungsweise aus Finnland. Ihr Können zeigten die Musiker nicht nur, was das Beherrschen der jeweiligen Instrumente angeht, sondern auch in ihrer Bühnenpräsenz sprach für sich. Teilweise genoss das Publikum mit geschlossenen Augen die enorme Atmosphäre der Finnen und wer konnte es ihnen übel nehmen? Mit stillschweigender Begeisterung wurde die Musik zelebriert.

Knorkator

Knorkator war fast jedem ein Begriff und so hatte es die Berliner Band auch verdient, diesen zeitlich perfekten Slot zu spielen. Sehr zur Freude der Fans, denn diese ließen nochmal richtig die Sau raus. Ganz in Weiß trat die Trödeltruppe Knorkator auf, bis auf Frontmann Stumpen – mit bürgerlichen Namen Gero Ivers, der in einem Gewand erschien. Doch bei diesen Temperaturen hielt es auch der Schlüpfer-Träger nicht lange aus, also fiel förmlich in jedem Song ein Kleidungsstück, bis der gewohnte Alltags-Badeanzug zum Schlüpfer wurde. Diese Truppe war der Inbegriff der Antithetik. Die Gegensätze der Band häuften sich: halb tätowierte Körper, über Samurai-Zöpfe auf einer Glatze, bis hinzu Klobürsten statt Drumsticks. Die Setliste war vollgepackt mit eigenen Hits und selbst interpretierten Coversongs. Unterm Strich wieder ein sehr guter Auftritt von Knorkator, den man lieben oder hassen konnte.

Accept

Um es vorweg zu nehmen: Ja, am Ende haben sie “Balls to the Walls” gespielt. Der Hit von 1983 ist mittlerweile bei jedem Konzert von Accept der heiß erwartete Abschluss. Und jedes mal singen alle laut mit. Seit damals stehen Frontmann Mark Torillo mit den kreisrunden Sonnenbrillen-Gläsern und der Gitarrist Wolf Hoffmann mit seinem kahlen Schädel und der Schwarzen Flying V auf der Bühne und performen kraftvollen Heavy Metal. Aber Accept beim Rockharz erleben war was anderes. Im zweiten Drittel des Auftritts durfte Wolf Hoffmann eine Fähigkeiten als Solist zusammen mit dem Tschechischen Symphonie Orchester unter beweis stellen und coverte eindrucksvoll Beethoven, Mozart, Tchaikowski und Vivaldi.

Unleashed

Die schwedischen Todesmetaller von Unleashed gaben sich mal wieder die Ehre, das Rockharz in Schutt und Asche zu zerlegen. Und es folgten auch unzählige dem Ruf des Hammer Bataillons. Im Wesentlichen weiß man einfach, was man von den Stockholmern zu erwarten hat. Und so rockte das Quartett in einer beispiellosen Perfektion ihr Set herunter, dass man ihnen die Routine anmerkte. Nichts desto trotz feierten ihre zahllosen Fans jeden einzelnen Song so, als würden sie diese zu ersten Mal überhaupt hören.

Eisbrecher

Bei den ersten Tönen flogen die Arme gen Himmel und es ertönte ein kollektives „Hey, hey, hey“. Alexander Wesselsky stimmte „Verrückt“ an. „Willkommen, schön das ihr da seid, schön dass wir noch leben“ wurden die Besucher anschließend begrüßt. Nach den ersten Songs verließ die Band kurzzeitig die Bühne und kehrte mit Mänteln und Pelzmützen zurück. Da war schnell klar, nach zwei Tagen ununterbrochenem Sonnenschein brach nun unerwartet die „Eiszeit“ an, inklusive Schneefall. Mit Fortschreiten des Konzerts stieg bei den Fans die Stimmung und beim Frontmann die Temperatur. Hatte er sich schon frühzeitig vom Frack befreit, musste die Krawatte auch irgendwann weg. Das weckte sofort Begehrlichkeiten und Alex ließ sich gern überreden das gute Stück herzugeben. Und wo er schon mal beim Publikum war, nutzte er bei „Prototyp“ die Gelegenheit einige Hände zu schütteln. Nach einer guten Stunde Show gönnten Eisbrecher der tobenden Masse noch zwei Zugaben und beschlossen ihr Set mit dem Falco-Cover „Out of the dark“. Aus den Boxen erklang Freddy Quinn „Junge, komm bald wieder“.

Eluveitie

Schöne Tage vergehen wie im Flug und so neigt sich das erste „Post-Pandemie“-Rockharz Open Air nun wirklich dem Ende zu, was aber nicht heißt, dass nichts mehr los war. Das Finale startet mit der Big Band des Folk Metal – die Rede konnte nur von Eluveitie sein (vom wem auch sonst?). Das Set der Schweizer prügelt vor allem so richtig nach Vorne los. Ohne viel Umschweife demonstrierten die Folk Metaller, dass nicht nur Drehleier und traditionelle Seiteninstrumente zu ihrem Genre gehören, sondern auch brachiale Death Metal Power! Es vergeht kein Moment, wo nicht zumindest eine Person auf Händen durchs Publikum getragen wird. Alternativ wird sich im Circle Pit die Beine vertreten. Zum Ende gibt es den ewigen Klassiker “Inis Mona”, zu welchem alles nochmal richtig eskaliert.