Rockharz Open Air 2022: So war das Festival im Harz nach Covid


Rockharz Open Air 2022
Das Rockharz Open Air startete vom 6. bis 9. Juli 2022 im Harz. (Bild: Daniel Stahlmann)

Rockharz Open Air 2023: donnerstag

Gernotshagen

Die Mega-Neuentdeckung war für uns der nächste Act – GERNOTSHAGEN. Trotz technischen Problemen überzeugten die Trusetaler nicht nur uns auf ganzer Länge. Heute spielen die Thüringer ein solides und routiniertes Brett. Pagan-Metal mit einem ausgeprägtem schwarzmetallischem Einschlag hauen die Jungs dem geneigten Publikum um die Ohren.

Goitzsche Front

Den wohl umstrittensten Auftritt auf dem Festival haben Goitzsche Front. Deutschrock kommt in den meisten Köpfen mit einem Unterton an, der rechts sagt. Und das auf einem Festival, das mal als „Rock gegen Rechts“ gegründet wurde – es ist also fragwürdig und merkt man auch am Publikum. Es wird plötzlich leerer vor der Bühne. Auch die Stimmung will nicht ganz aufkommen.

Dark Tranquility

Wir bleiben bandtechnisch in Norden, nur wechseln wir mal rasch das Land. In einer dezent geilen Aktion wurde besagter Sänger der Band und ein großartiger Gitarrist nach Ballenstedt eingeflogen. Mehr Rockstar geht einfach nicht! Die Rede ist hier von Dark Tranquillity! Aber von dem Anreisestress merkt man der Band absolut nichts an. Das Gegenteil war eher der Fall. Mit einer unfassbaren Energie zerlegten die Schweden die Bühne und rissen das Publikum in einen Sog von Begeisterung! Der Melodic Death Metal der Süd Schweden verzückte wirklich alle Metal Fans, egal ob jung oder alt.

Powerwolf

Nun lädt Powerwolf zur Heavy-Metal-Messe. Mit viel Feuer leiten sie diese ein und bringen mit ihrem, von einer Orgel geprägtem, Power-Metal die Menge zum Kochen. Die Show ist gefühlt bis auf die letzte Bewegung durchgeplant und wirkt teilweise etwas zu sehr choreografiert, was aber auch bei einigen Besuchern gerade gut ankommt. Ist eben alles Geschmacksache. Einige Special Effects gibt es auch, so wird das Set zu „Let there be light“ von Feuerschalen erhellt oder Atlina Dorn heizt dem Publikum zu „Fire and Forget“ mit einem Feuerwerfer ein. Das Publikum feiert, als gäbe es kein morgen und bedankt sich am Ende mit tosendem Applaus bei der Band.

Asenblut

Asenblut sind alles andere als exotisch. Klassischer Pagan-Metal mit je einer Prise Thrash- und Black-Metal. Trotz des fehlenden Bassers ziehen die Jungs um den Muskelberg namens Tetzel eine energiegeladene Show ab. Beide Gitarren spielen sich in eine Raserei und schäumen geradezu vor Spielfreude. Ein Solo jagt das nächste und Fronter Tetzel tobt wie ein Derwisch über die Bühne.

Thundermother

“Alright Reload, are you ready for some Rock ‘n’ Roll?” – mit diesen Worten begrüßt uns Sängerin Guernica Mancini und bekommt dafür viel Applaus. Die Stimmung könnte nicht besser sein. Schuld daran ist auch das einzige verbliebene Gründungsmitglied und Gitarristin Filippa Nässil, die neben dem spielen auch einfach mal ein Bier leert und im Anschluss mit der leeren Flasche in der Hand weiter spielt. Erst zum Gitarrensolo danach stellt sie die Flasche wieder ab. Schon beim ersten Song legen die Ladies so heftig los, dass der Bassistin beim Bangen die Sonnenbrille von der Nase fliegt. Diese landet dann einen Song später auf der Nase von Frontfrau Guernica Mancini, die sie in der nächsten Pause wieder auf die Nase der Bassistin setzt. Zwischendurch, davor und danach gibt es “klassischen” Hardrock mit lauten Screams, fetten Riffs und einer Power, die die verschlafenen Wacken-Besucher schneller wach bekommen als Kaffee oder Energy-Drinks.

Subway To Sally

“Ich bin dein Messias, vielleicht sogar dein Gott …” Mit diesen Zeilen startenSubway to Sally ihre Liveshow. Folk mit Metal-Einflüssen oder Metal mit Folk-Einflüssen, irgendwo dazwischen liegt der Sound, den Subway to Sally seit knapp 30 Jahren von Bühne zu Bühne tragen. Neben Gitarre, Bass und Schlagzeug gibt es noch eine Drehleier, eine Violine und je nach Song, weitere exotische Instrumente wie Tin Whistle oder Bagpipes. Alle Texte, zumindest alle die beim Rockharz 2022 gesungen werden, sind auf Deutsch, viele doppeldeutig oder voller Metaphern, manche aber auch offene Kritik an der modernen Gesellschaft und seinen verwöhnten, ziellosen Bewohnern. Die Band schafft es locker, das Infield voll zu kriegen mit einer Menge, die alle Texte kennt und mitsingt, mitklatscht, mitfeiert und am Ende des Auftritts immer noch mehr will.

Knasterbart

Eine Show, bei der nochmal alles eskaliert mit dem Gossenhaufen. Bereits bei „Gossenhauer“, „Perlen Vor Die Säue“ und „Kneipenschlägerei“ steigt die Temperatur vor der Bühne schnell an und das Publikum feiert die Band ab dem ersten Song gnadenlos ab. Aber auch auf der Bühne ist der Spaß deutlich sichtbar. Die Band fliegt wie irre über die Bühne und animiert gekonnt das Publikum. Fummelfips kämpft leider immer noch mit seiner Kehlkopfentzündung und muss daher beim Gesang noch etwas kürzer treten, dafür hat sich die Band dann Onkel Klaus dazu geholt (aka Evil-Pümpel-Otten von Versengold). Spätestens bei „Ich trinke also bin ich“ verirrten sich die ersten Finnen in der Clubsauna und natürlich darf nun auch die komplexe Aufzählung der Familiengeschichte nicht fehlen – „Mein Stammbaum ist ein Kreis“ wer kennt das nicht. Es folgt ein Medley aus „Cotton Eye Joe“ und „Go Knaster“ (Ghostbusters) was die Stimmung weiter anfacht und dann wird es etwas ruhiger. Hotze wird von hinten durch das Publikum zur Bühne gerollt und performt „Heiliger Hotze“ vom Podest. Gegen diese Heiligkeit hilft dann nur noch „Brandwein für alle“ und „Laich mich ein“. Dem Publikum gefällt’s und die Band ist so motiviert, dass Fidolin inmitten von „Lieber widerlich als wieder nich“ den Song „Bratensoße“ einbaut und quasi eine kleine Songpremiere mit dieser Variation feiert.