Kvelertak in Rostock: Volle Metal-Ekstase unter der Woche


Kvelertak Tour 2018 / Kvelertak Rostock 2018
(Bild: stagr / Marten Körner)

Auf dem Weg zum Konzert konnte sich tatsächlich keiner von uns klar erinnern, ob Sänger Erlend Hjelvik während unseres letzten Kvelertak-Frontpit-Vollkontakt-Desasters beim Opener eine ausgestopfte Monstereule auf dem Kopf hatte oder nicht. Was soll’s, das war 2016 beim Roskilde Festival und das waren für uns ein paar Jägerbombs zu viel.

Also dann, neuer Versuch. Der M.A.U. Club in Rostock war für einen tristen Mittwochabend erstaunlich gut gefüllt. Nicht vollgepackt, aber immer ein Kuttenträger oder sonstiger Hardcore-Berserka in Schubsweite. Und erstaunlich viele Kvelertak-Bandshirts in der Crowd. Ob das Metallica-Support-Credit oder einfach nur entspanntes Verlangen nach der Abrissbirne war, konnte uns egal sein. Wir freuten uns erstmal über SIBIIR, die von Kvelertak als Support direkt aus Oslo mit eingeschifft wurden. Zu einer abgründigen Mischung aus Black Metal und Hardcore wurde schon mal munter geheadbangt. Für die sympathische und schön sinnlose Anmoderation für „Beat Them To Death“ verballerte Sänger Jimmy Nymoen seinen kompletten deutschen Wortschatz. Respekt! Versuch das mal auf Norwegisch. Im Stadthafen vor dem M.A.U. fing der Schneesturm an und uns wurde drinnen langsam warm.

Mittlerweile wurde das Publikum noch durch einen Schub metäugiger Skandinavier von der Abendfähre verstärkt, die ihre Keulen und Äxte netterweise vorher an der Garderobe abgeben hatten. 21:00 Uhr. Begrüßung? Nix – Nada – Njet. Gitarrist Vidar Land startete direkt mit dem Psychoriff von „Åpenbaring“ des gefeierten Albums „Meir“. Es stiegen die beiden nächsten Gitarren ein und dann Bass und Drums. Und dann war ja schon klar was passiert. Erlend erschien auf der Bühne, mit der Monstereule auf dem Kopf. Die Crowd drehte komplett frei.

Für sechs hyperagile Bühnenpunks war die Stage eigentlich eine Nummer zu klein. Aber die Jungs nutzten einfach jeden Zentimeter und wenn es dann doch mal auf der Bühne zu eng war, wurde direkt der Zaun der Front Pit übersprungen. Kompliment übrigens an den Mixermann – das 3er Gitarrenset war sauber abgemischt und entwickelte ohne Ende Schub. Erlend erkundigte sich oft nach dem Befinden des Publikums, offensichtlich nur um zu versuchen mit dem nächsten Titel den ganzen Laden komplett aufzumischen. Der tobende Mob bekam dann auch prompt ein Kompliment vom Gitarristen und Sänger Maciek Ofstad: „Leute, es ist doch nur Mittwoch. Was treibt ihr eigentlich am Wochenende?“

Es gab natürlich auch einen Versuch für eine Wall of Death. Allerdings standen sich die beiden getrennten Crowds nur Sekunden gegenüber. Bevor der Run Riff kam, moshte der ganze Laden schon wieder herum. So muss das. Und allen war klar, das Finale kommt erst noch: „Blodtørst“. Füße in der Luft, Kopf am Knie, Crowdsurfer fangen sich halbvolle Flugbiere, die Wikinger holen sich die Äxte aus der Garderobe. Einfach nur komplette Extase. Leute liegen am Boden und bekommen sofort einen Lift aufmerksamer Nachbarn. Take care of each other!

Nach 90 Minuten sind eigentlich alle platt und keiner glaubt an eine Zugabe. Aber Kvelertak legen tatsächlich noch drei Titel oben drauf. Unglaublich. Wir fahren grinsend nach Hause und schreien die blutroten Ampeln an „Blod! Blod! Blod! Blodtørst!“. Und bei grün warten wir auf rot: „Blod! Blod! Blod! Blodtørst!“

Danke an: Frank Schneider (Text).