Positivus 2017: Das beste unbekannteste Musikfestival der Welt


Positivus Festival 2017 / Positivus 2017 / Positivus
(Bild: stagr / Axel Schilling)

L.A. Salami
Kann man als Vegetarier einen Künstler gut finden, der L.A. Salami heißt? Na klar! L.A. Salami ist ein junger Musiker, der mich schwer an Jean-Michel Basquiat erinnert. Er spielt 70s Folk-Rock und Postmodern Blues. Sehr lässig. Mindestens genauso lässig war auch sein Klamottenstil. Lustig, dass der Künstler mit dem seltsamsten Namen der wohl am coolsten angezogenen Mensch des Festivals war. Was wohl in dem Notizbuch steht, das aus Hosentasche schaute? Die neusten Songtexte? Oder doch nur die Einkaufsliste für den Supermarkt? Das müsst ihr ihn selber fragen.

Kamasi Washington
„Jazzmusiker verprügelt Techniker vor tausenden Fans.“ Kurz hab ich befürchtet, dass das die Aufmacher-Headline für meinen Text über Jazzmusiker Kamasi Washington wird. Denn zu Beginn des Auftritts hat erst ein Mikro gestreikt, dann hat irgendwo irgendwas geknistert, dann war das Mikro wieder an, wieder aus, wieder an, wieder aus. Mitten im Lied wuselten Techniker zwischen den Musikern rum, um alles zum Laufen zu bringen. Und Kamasis Blick wurde immer grimmiger und grimmiger.

Irgendwann lief dann alles und der Auftritt entwickelte sich zu einem echten Festival- Highlight. Die Highlights dieses Highlights: Einer der beiden Drummer verlor mitten im Solo einen Stick und spielte einfach einhändig weiter. Kamasis Vater Rickey Washington kam auf die Bühne und spielte mit. Der Jazzstandard „Cherokee“. Und zum Abschluss der epische Song „The Rhythm Changes“, bei dem die wunderbare Sängerin nochmal dafür sorgte, dass die Fans im Publikum feuchte Augen bekamen. Ich übrigens auch.

Das alles fand bei einem surreal langsamen Sonnenuntergang statt, bei dem
anscheinend die Zeit stehen geblieben ist: Als die Sonne auf perfekter Höhe war, um vom Meer aus durch die Bäume auf die Bühne zu scheinen, ist sie für eine Stunde auf gleicher Höher stehen geblieben und hat den gesamten Auftritt in goldenes Licht getaucht. Echt wahr!

Rae Sremmurd
Rae Sremmurd – was ist das für ein Name? Warum ziehen die sich aus? Und warum
stehen da Ananas neben dem DJ-Pult? Rae Sremmurd ist bisher komplett an mir
vorbeigegangen. Aber anscheinend nicht am Rest des Publikums: tausende Fans waren erstaunlich textsicher und konnten jede Zeile mitrappen. Die beiden Rapper aus Atlanta und ihr DJ haben eine der energiegeladensten Shows des Festivals abgezogen. Der Trap-Sound ist nicht so meins, aber die Jungs haben richtig Gas gegeben und dafür gesorgt, dass das Publikum komplett eskaliert. Sie haben Champagner flaschenweise in die vorderen Reihen gespritzt, Ananas auf der Bühne zerquetscht und ins Publikum gefeuert – und ihre Shirts und Jacken direkt hinterhergeworfen. Als sie die Fans aufgefordert haben, sich auch auszuziehen, flogen dann unzählige Klamotten gleichzeitig in die Luft. Irgendwann durften dann auch noch ein paar Kids auf die Bühne, um mehrere Songs mitzurappen und Selfies mit den Rappern und tausenden Fans zu machen. Damit dürften sie ab jetzt die coolsten Kids der Schule sein.