Eiszeit im Frühling: Eisbrecher in Hannover


Eisbrecher Hannover 2019 / Eisbrecher Tour 2019
(Bild: stagr / Eisbrecher)

Samstagabend um 18.30 Uhr vor der Swiss Life Hall in Hannover, heißt es erstmal anstehen. Die Schlange ist beträchtlich lang und so reiht man sich in die schon wartende Menschenmenge ein. Was als erstes auffällt ist, dass die Eisbrecher-Fans ein bunt gemischtes Völkchen sind. Von aufgestylten Damen im Gothicgewand, Metallern mit Kutte, bis hin zum Familienverband mit Mama, Papa und Kids. Eisbrecher wissen anscheinend genreübergreifend zu begeistern. Man ist gespannt auf das Konzert und der Einlass geht dann auch recht zügig voran, so dass pünktlich begonnen wird.

Faelder

Faelder sind in Hannover als Vorband mit dabei. Aber noch bevor die Band, die sich aus Mitgliedern von In Extremo und Unheilig zusammensetzt, die Bühne betreten darf, wird es „poetisch“: Eisbrecher-Frontmann Alexx betritt die Bühne – noch in zivil gekleidet – um ein kleines Gedicht über „Faelder“ vorzutragen. Eine nette Idee um die Vorband zu begrüßen. Und dann geht’s auch schon los. Mit einer Mischung aus Electro-Beats und Gothic-Pop mit deutschen Texten, spielen Faelder Songs von Ihrem Debütalbum „Unheilbar“ – welches im letzten Jahr veröffentlicht wurde. Sänger Kai Niemann ähnelt in seinem schwarzen Anzug und seiner Gestik irgendwie einem jungen Roland Kaiser. Die Songs sind schwer-düster und balladig aufgemacht und handeln von den nicht so schönen Momenten im Leben. Aber trotz der eher düsteren, melancholischen Stimmung der Texte, werden Faelder von den Besuchern mit viel Applaus geehrt. Da fällt es wohl auch nicht ins Gewicht, dass die Stimme von Niemann ab dem dritten Song merklich schwächer geworden ist.

Eisbrecher

In der etwas länger andauernden Umbaupause fällt einem auf, dass die Halle nicht ganz voll ist. Die Bühne wurde vor eine der Tribünen gebaut, so dass nur ein Teil mit Sitzplätzen genutzt wird. Diese ist allerdings voll belegt. Der Innenraum dagegen ist etwas sporadischer gefüllt. Aber so hat jeder Gast auch genug Platz und am Bierstand muss man nicht lang warten. Dennoch ist dieses Konzert am besten besucht auf der aktuellen „Ewiges Eis Tour“, denn in Hannover sind 3.000 Besucher zu verzeichnen.

Und nun geht’s endlich los. Das Saallicht geht aus und das Bühnenlicht, rote Spots hinter einem riesigen Banner, gehen an. Das Banner fällt zu Boden und Eisbrecher beginnen gleich mit „Zwischen uns“. Von der ersten Minuten an ist die Stimmung in der Swiss Life Hall voll da. Alle singen und tanzen mit. Ein gut gewählter Song zum Einstieg. Alexx singt den ersten Song vom hinteren Bühnenpodest aus. Die Bühne ist mit zwei Podesten und einem höheren Drumpodest in der Mitte ausgestattet. Ein Steg geht nach vorne ins Publikum. Dort begibt sich Alexx nach dem ersten Song hin, um das Publikum zu begrüßen. Gekleidet ganz in schwarz, mit Sonnenbrille und Nietengürtel, macht er wie immer eine gute Figur.

Nach ein paar Worten an die Besucher und ein paar Witzen über seine Sehstärke, kündigt er den zweiten Song an und vertut sich auch prompt in der Setlist, nimmt dieses aber mit Humor. Weiter geht’s mit Songs wie „Prototyp“, „Leider“, „1.000 Narben“, „Himmel Arsch und Zwirn“ und damit begeistern Eisbrecher alle angereisten Fans. Bei „Amok“ werden von den marineähnlich-gekleideten Bühnenhelfern vier Eisentonnen auf die Bühne geholt, hinter denen alle Mitmusiker Platz nehmen um dann wie bei der „Blue Man Group“ zu trommeln, während Alexx singt. Pünktlich zu „Eiszeit“ beginnt von der Hallendecke Kunstschnee hinab zu rieseln und alle Bandmitglieder kommen in dicker Winterjacken gehüllt auf die Bühne. Respekt, denn in der Halle ist es zu dieser Zeit schon wie in einer Sauna.

Zwischen den Songs wird das Publikum mit Sprüchen, Witzen und Mitmachaktionen bei Laune gehalten. Um seinen Kollegen eine kleine Pause hinter der Bühne zu gönnen, stellt sich Alexx dann mit einer Akustikgitarre bewaffnet in die Bühnenmitte, um mit dem Publikum den „Biene Maja Song“ zu singen, bevor es dann mit „This is deutsch“ weitergeht. Bei „Miststück“ darf dann auch jeder, der das Glück hat in der ersten Reihe zu stehen, auch mal ins Mikro singen, da Alexx in den Graben gewechselt ist. Nach gut 90 Minuten ist dann auch schon wieder alles vorbei. Wenn man sich umschaut, sieht man  durchweg strahlende und glückliche Gesichter. Die Leinestadt hat an diesem Abend wieder einmal mehr bewiesen, dass Konzerte in Hannover auch für die Zuschauer als auch die Band zu einem großen Highlight werden können.

Danke: Katrin Truckenbrodt (Text)