Trauerbewältigung auf Tour: Linkin Park’s Mike Shinoda in Hannover


Mike Shinoda Hannover 2019 / Mike Shinoda Post Traumatic Tour 2019
(Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

Jeder Mensch geht mit dem Verlust geliebter Menschen anders um. Im Falle von Mike Shinoda hat dieser den Verlust seines Freundes und Linkin Park Co-Frontmann Chester Bennington über neue Musik verarbeitet. Im Juni 2018 ist sein Solo-Album „Post Traumatic“ erschienen, auf dem er mit dem Suizid seines Bandkollegen umzugehen versucht. Nachdem in 2018 nur vereinzelte Deutschlandtermine stattgefunden haben, steht nun die große Europa-Tournee an. Dabei wird Shinoda stets von Don Broco begleitet, die das Publikum im Vorprogramm auf Betriebstemperatur bringen sollen.

Don Broco

Als Don Broco auf die Bühne kommen, fallen einem direkt die Outfits der Band ins Auge. Einen Rollkragenpulli und eine Mischung aus Tank-Top und T-Shirt sieht man nicht täglich, auch nicht auf der Bühne. Die britische Rockband starte sofort voll durch. Frontmann Rob Damiani springt wild über die Bühne. Die Energie, die von der Band ausgeht, springt schnell auf das Publikum über. Der Sänger berichtet, in England sei es Tradition, wenn das „Baywatch Theme“ gespielt wird, dass man sein T-Shirt schnell auszieht um es über sich zu schwenken um für einen Moment seine Sorgen zu vergessen. Dies war z. B. auch der Anlass für Don Broco, den Song „T-Shirt Song“ zu schreiben. Nach einer knappen halben Stunde verabschiedet sich die Band unter tosendem Applaus von der Bühne.

Mike Shinoda

Das Licht geht aus und alle Smartphones gehen in die Luft. Ein Lächeln von Mike Shinoda reicht, um die Menge zum Kochen zu bringen. Ab der ersten Sekunde ist das Publikum stimmlich laut und deutlich zu hören. Dabei ist es egal, ob gerade ein Song von Shinodas Soloprojekt Fort Minor oder Linkin Park gespielt wird. „You guys know the new stuff, but do we have some Linkin Park-Fans here as well?“ Diese Frage kann ganz klar mit JA beantwortet werden. Es braucht nur die ersten Töne von „Castle Of Glass“, damit man sein eigenes Wort vor Jubel nicht mehr verstehen kann. Die Emotionen kochen hoch. Generell befinden wir uns auf einer Reise durch das gesamte Songrepertoire, welches sich Mike Shinoda über seine gesamte Künstlerkarriere aufgebaut hat. Auch dabei: „Prove You Wrong“, ein Song der bis vor kurzem nur auf Vinyl verfügbar gewesen ist. Auf einen Zuruf vom Publikum, den er nicht richtig verstanden hat, nimmt er kurzerhand seinen Lautsprecher aus dem Ohr und hält sein Ohr an das Mikrofon, um den Fan besser verstehen zu können. Direkt fällt ihm auf: „Why did I put my ear to the microphone? That was the weirdest I have ever done“. Damit hat der charismatische Sänger die Lacher auf jeden Fall auf seiner Seite.

„Yesterday was a weird day, we lost Keith Flint from The Prodigy. That Music wasn‘t around in the US at the time and ‚Firestarter‘ was so awesome to hear, it fucked my neck pretty bad from all the headbanging. It influenced me a lot“ sagt Mike sichtlich mitgenommen. „If you have suicidal thoughts talk to someone about it. There is so much to live for. At the same time, can you make some noise for Chester?“ – nach einem langen Applaus geht es weiter – „Don’t just remember the sad things, remember all the good memories you have with these songs. Now sing this song with me“.

Anschließend stimmt Mike Shinoda „In the End“ an. Nur auf dem Klavier begleitet, singt er seine Parts und das Publikum übernimmt lautstark die Parts von Chester. Ein Moment, der bei vielen Besuchern Gänsehaut auslöst. Nun neigt sich das Konzert dem Ende, es gibt aber noch eine Zugabe, die es in sich hat. Ganze sechs Songs werden gespielt. Darunter „Running From My Shadow“, bei welchem Mike es sich nicht nehmen lässt kurz zu Crowdsurfen. Zu „A Place for My Head“ wird es nochmal voll auf der Bühne. Der Song wird zusammen mit Don Bronco performed und lässt zum Schluss nochmal richtiges Linkin Park-Feeling aufkommen. Anschließend verabschiedet sich Mike unter verdientem Applaus von der Bühne, während im Hintergrund aus gegebenen Anlass „Smack My Bitch Up“ von The Prodigy läuft.