Mera Luna 2019 am Sonntag – Unsere Highlights


Mera Luna 2019
Tolle Körper, tolle Outfits. Der Sonntag beim Mera Luna 2019 bei bestem Sommerwetter. (Bild: stagr / Julia Langmaack)

Nachdem der Mera Luna 2019 Samstag bei bestem Sommerwetter mit Within Temptation und ASP bereits zwei große Headliner als musikalisches Highlight präsentiert hat, liefert der zweite Festivaltag der 20. Jubiläumsausgabe noch jede Menge weitere Höhepunkte – und noch heißere Temperaturen und knallige Sonne. Das irisch-englische Projekt VNV Nation der alternativen Elektro- und Industrial-Szene führt mit Fields of Nephilim das Line-up als Headliner an, hinzu kommen Künstler wie Subway to Sally, Combichrist, Funker Vogt, Diary of Dreams, Scarlet Dorn, Joachim Witt und viele viele mehr.

Neben der musikalischen Seite bietet das Mera Luna 2019 am Sonntag auch wieder ein ganz besonderes Schmankerl. Es reisen schließlich jede Menge Fans der schwarzen Szene aus ganz Europa an, um sich einerseits selbst im extravaganten Outfit zu präsentieren, andererseits aber auch neue Modehighlights zu sehen und zu erwerben. Hier kommt die heiße „Gothic Fashion Show“ ins Spiel. Verschiedene Labels zeigen dabei ihre Fetisch-Mode aus den verschiedensten Materialien wie Lack, Leder und Latex, es gibt aber auch Mieder oder mittelalterliche Kleider – und das alles natürlich präsentiert an wunderschönen Körpern. Mittelalter-Fans, Fetish-Freunde, blutrünstige Vampire und Zombies und sonstige Gothic-Lifestyler kommen ganz klar auf ihre Kosten.

scarlet dorn

In der Mittagssonne präsentiert die märchenhaft anmutende Band Scarlet Dorn um die sibirische Namensgeberin, Sängerin und Komponistin vielversprechende Klänge, die unter der Regie von Lord of the Lost-Mastermind Chris Harms im letzten Jahr ihr Debütalbum herausgebracht hat. Mit einer Mischung aus atmosphärisch-düsterem Pop-Rock und ihrer warmen, klaren Stimme schafft sie es, all diejenigen zu verzaubern, die sich um diese frühe Stunde schon aufs Festivalgelände zu bewegen. Gleichzeitig versprüht die 25-jährige eine künstlerische Reife, wie man sie bei so jungen Musikerinnen nur selten findet. Die charismatische Sängerin zeigt ihre starke und eigenwillige Persönlichkeit – das kommt überall richtig gut an. Scarlet Dorn  haben den Weg geebnet für eine vielversprechenden Karriere, die hoffentlich einen steilen Weg nach oben geht.

heldmaschine

Neue Deutsche Härte der Koblenzer Band Heldmaschine kündigt sich an. Musik der Sorte „Rammstein“ aber mit vielen innovativen Elementen bringt die fünfköpfige Truppe um Frontmann René Anlauff an den Mann (und die Frau). Die Band geht dabei aber einen eigenen Weg und grenzt sich musikalisch sogar von dem Branchenführer ab. Dabei zeigen Heldmaschine ein sicheres Gespür für eingängige Melodien und mitreißende Refrains, das holt das Publikum schnell ab. Auf dem Infield entwickelt sich binnen kurzer Zeit ein ausgelassenen Tanzgelage, dass zeitweise in einem Mosh- und Head-Bangbattle gipfelt. Völlige Eskalation steht auf dem Programm. Da auch eine gute Prise elektronischer Beats die Songs begleitet, kommen hier Fans härter Rockklänge genauso auf ihre Kosten, wie Fans von Joachim Witt- oder Kraftwerk-ähnlichen Sounds.

versengold

Das musikalische Mittelalter-Genre ist nicht nur auf den typischen Mittelaltermärkten des Landes zu finden, das ist hinlänglich bekannt dank In Extremo, Subway To Sally oder Tanzwut. Aber auch Versengold reihen sich bereits seit 2003 mit in der Liste der deutschen Bands ein, die mit vielerlei Instrumenten neumodischen Sound im alten Gewand zelebrieren. Jeder der Musiker aus Bremen ist Meister an nicht nur einem Instrument, teilweise gleich an bis zu 4, 5 oder 6 Instrumenten. Die Folkrocker um Frontmann Malte Hoyer haben ihr ganz frisches Album „Nodlicht“ im Gepäck und zaubern hier und da ein paar neue Klänge auf die Ohren der Mera Luna 2019-Besucher. Energiegeladen und stimmungsreich zelebriert das Septett ein gelungenes und routiniertes Live-Set und wird vom Publikum dafür gefeiert.

diary of dreams

Wer eine gute Mischung aus Gothic und gutem alten Wave mag, der ist bei der nächsten Band eindeutig richtig. Bei Diary Of Dreams dreht sich inhaltlich alles um aktuelle Themen wie Kriege, Zerstörung, Fanatismus, Egoismus, Leid und Trauer. Es geht düster und brachial zu, dafür aber auch mitreißend und nachdenklich. Ehemals dem Dark-Wave zugeordnet, hat sich die Band mit Sänger Adrian Hates mittlerweile Richtung Future Pop entwickelt. Entsprechend mächtig stampfen düstere Rhythmus-Bollwerke gegen massive Gitarrenwände an, während elektronische Sounds den charismatischen Gesang durch die Melodien tragen. Mit dabei haben sie Songs aus dem aktuellen Album „Hell in Eden“ und auch hier sind die Aussagen explizit und politisch. Der Band geht es vor allem darum, ihre Botschaften in Töne zu verwandeln – und diese werden gerne gehört und mitgesungen!

funker vogt

Diese Band hat ihr aktuelles Album „Wastelands“ im Gepäck genau wie einen „neuen“ Sänger. Chris, der auch bei der Band Agonoize mit mitwirkt, ist noch nicht lange Teil der Crew, bereichert diese aber ungemein. Jetzt liefern Funker Vogt nicht nur gute Musik, sondern auch eine gute Show. Man könnte denken, dass aus diesem Grund nur neues gespielt wird, aber das ist falsch. Chris überzeugt nicht nur bei neuen Songs, sondern auch bei dem typischen Funkersound. Der ungeahnte Facettenreichtum in Chris L’s gesanglichen Darbietungen, setzen dem breiten Klangspektrum der Band ein i-Tüpfelchen auf. Und da soll jetzt nochmal einer sagen, dass Sängerwechsel eine Band schwächen würden.

combichrist

Sänger Andy LaPlegua feuert mit Combichrist seit 2003 aus allen Rohren, die man von den Genres Aggrotech, Rhythm’n‘Noise und Industrial erwarten kann. Das Schaffen des Quintetts hat auf kreativer Ebene aber noch längst kein Ende erreicht: Zwischen den harten, brachialen Sounds, wird mit Meoldien experimentiert und der Dubstep-Beat zischt nur so an einem vorbei. Man nimmt Combichrist die Wut, Verzweiflung und Morbidität, die sie darstellen, einfach ab. Die beiden Drummer, einer links einer rechts, trommeln sich in völlige Ekstase, dreschen auf ihre Sets, dass die Drumsticks nur so fliegen und ihre Tom-Toms alle paar Songs ausgewechselt werden müssen. Während Frontmann LaPlegua in wildes Springen und Wirbeln mit dem Mikrofon einstimmt – dann fühlt es sich als Zuschauer an, als wäre die Apokalypse gerade im Anmarsch. Live knallen die Songs gleich doppelt so krass wie auf der Platte, Andy und Co. schaffen es von der ersten bis zur letzten Sekunde, voll aufs Gaspedal zu drücken und die Energiereserven des Publikums anzuzapfen.

joachim witt

Altes Eisen wäre dann auch das Stichwort für die nächste Show. Joachim Witt, der in diesem Jahr stolze 70 Jahre alt geworden ist, ist seit seinem Richtungswechsel hin zur Neuen Deutschen Härte Ende der 90er Jahre ein gern gesehener Stammgast auf dem Mera Luna Festival. Zuletzt ist er in 2015 hier gewesen. Dem inzwischen komplett ergrauten und mit langem Rauschebart ausgestatteten Witt schlägt bei Betreten der Bühne frenetischer Jubel entgegen. Dieser wird auch im Verlauf des Auftritts nicht abebben, der hauptsächlich durch die düstere Schaffensphase des ehemaligen NDW-Recken führt. Der “Goldene Reiter” darf natürlich nicht fehlen, ebenso wenig “Die Flut”, die ihm seinerzeit kommerziell einen zweiten Frühling beschert hat.

subway to sally

“Ich bin dein Messias, vielleicht sogar dein Gott …” Mit diesen Zeilen startenSubway to Sally ihre Liveshow. Folk mit Metal-Einflüssen oder Metal mit Folk-Einflüssen, irgendwo dazwischen liegt der Sound, den Subway to Sally seit knapp 30 Jahren von Bühne zu Bühne tragen. Neben Gitarre, Bass und Schlagzeug gibt es noch eine Drehleier, eine Violine und je nach Song, weitere exotische Instrumente wie Tin Whistle oder Bagpipes. Alle Texte, zumindest alle die beim Mera Luna 2019 gesungen werden, sind auf Deutsch, viele doppeldeutig oder voller Metaphern, manche aber auch offene Kritik an der modernen Gesellschaft und seinen verwöhnten, ziellosen Bewohnern. Die Band schafft es locker, das Infield voll zu kriegen mit einer Menge, die alle Texte kennt und mitsingt, mitklatscht, mitfeiert und am Ende des Auftritts immer noch mehr will.

fields of the nephilim

Mit Fields of the Nephilim kommt eine der einflussreichsten Bands des Gothic Rock auf die Bühne. Das Quintett um den charismatischen Sänger und Frontmann Carl McCoy hat sich in 1983 im britischen Stevenage, Hertfordshire gegründet und das Debütalbum „Dawnrazor“ (VÖ 1987) ist ganz klar nur ein Grund, für den fast schon entrückten Status der Band FotN. Neben riffgetriebenen, mit Strophe, Bridge und Refrain nachvollziehbar aufgebauten Gothic-Rock-Stücken steht die Band vor allem für ein exzellentes Hörerlebnis: Treibend, hypnotisch, stimmungsvoll, emotional und düster erzeugt das Quintett dabei seine Wirkung. Die Band will ihrem Publikum wirklich was bieten, daher geht es mit „Dawnrazor“ vom Erfolgs-Debüt auch direkt los. Danach führen die Gothic Rock-Heroen durch ihre lange Schaffensgeschichte, die bewusst macht, wieviele Klassiker da inzwischen aufgelaufen sind und wie sich der Nephilim-typische Sound über all die Jahre halten kann.

suicide commando

Mit einem der Urgesteine der Szene geht es auf der Mainstage weiter. Mit über 30 Jahren auf dem Buckel treten Suicide Commando auf die Bühne. Das Ergebnis sind tanzende und headbangende Menschen davor. „Hellraiser“, „Comatose Delusion“, „Bind“, „Torture“, „Cause Of Death: Suicide“ – um nur einige der Clubhits zunennen, mit denen Johan Van Roy, aka Suicide Commando, die Tanzflächen in den späten 90ern für mindestens eine Dekade erschüttert hat. Das Einmann-Projekt aus Belgien ist die Blaupause für den späteren Hellectro-Trend gewesen und hat unzählige musikalische Nachahmer inspiriert. Freunde von düsterer Atmosphäre sowie harschen, schwarzen Elektro-Beats kommen hier auf ihre Kosten. Kaum eine Band vermag es, die extremsten menschlichen Abgründe so effektiv in Club-taugliche elektronische Klangwelten umzusetzen, wie es Suicide Commando tun.

vnv nation

In der Elektro- und Industrial-Szene hat sich das irisch-englische Projekt VNV Nation – ehemals als Duo und jetzt solo unterwegs – schon lange einen Namen gemacht. Das liegt einerseits an dem außergewöhnlichen Musikmix aus modernen, elektronischen Stilen (Industrial-, Rock- und Dance), andererseits an den tiefgreifenden Texten und der gefühlvollen Stimme von Ronan Harris. Zwischen die knallharten Electro-Beats mischen sich düster-verträumte Balladen und symphonisch-orchestrale Arrangements. VNV Nation transportiert Emotionen, Pathos und etwas hymnenhaftes, die vor allem live energiegeladen daherkommen und damit eine große Fangemeinde begeistern. Eine Mischung aus „alten Zeiten“ und einem geschickt eingesetzten Funken Klassik. Und genau so ergattert man sich einen Platz als Headliner des zweiten Festivalabends.

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