Plage Noire 2021 Freitag: Weissenhäuser Strand endlich wieder schwarz gefärbt


Plage Noire 2021
Das Plage Noire 2021 fand am Wochenende des 29. – 31. Oktober am Weissenhäuser Strand statt. (Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

Vor ein paar Monaten hätten wohl nur die wenigsten damit gerechnet, dass dieses Jahr noch Festivals stattfinden. Umso schöner war es dann, als das Plage Noire 2021 verkünden konnte, dass es nicht erneut verschoben werden muss. Aber dies auch wirklich zu glauben, fiel weiterhin schwer. Zu oft hat man sich schon Hoffnung gemacht, nur um dann doch plötzlich wieder enttäuscht zu werden. Aber spätestens mit der Ankunft am Weissenhäuser Strand, nachdem man sein Bändchen abgeholt hatte, waren alle Zweifel vergessen und die Freude bei einem selbst und allen um einen herum deutlich zu spüren.

Schaut man sich auf dem Gelände einmal um, blickt man direkt in viele bekannte Gesichter, die man teilweise seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Zugleich aber auch wie skurril das Festival eigentlich ist. Ein subtropisches Badeparadies? Ein Autoscooter? Minigolf? All dies bringt man normalerweise nicht direkt mit nur in schwarz gekleideten Fans des Goths in Verbindung und sorgt daher für den ein oder anderen Schmunzler. Aber dies ist nicht alles womit der Ferien- und Freizeitpark Weissenhäuser Strand auffahren kann. Gleich drei Bühnen, davon eine in einem großen Zelt gibt, um endlich wieder Livemusik auf die Ohren zu bekommen. Und dies ohne Abstand, Masken oder andere Regeln (außerhalb der 3G-Regel, die täglich überprüft wurde). Genau das, was viele Besucher die letzten Jahre vermisst und sich sehnlichst wieder gewünscht haben. Natürlich gibt es aber auch viele Programmpunkte außerhalb der Musik wie Lesungen, Fashion Walks und viele verschiedene Stände sorgen dafür, dass nie Langeweile aufkommen kann.

unzucht

Auf der Hauptbühne dürfen Unzucht das Festival eröffnen und starten mit dem nach ihnen selbst benannten Song in ihr Set. Von nun an ist es schwer zu beurteilen, wer sich mehr freut. Die Band auf der Bühne oder die schon zahlreichen Fans. “Es ist so geil das wiederzusehen, das wieder erleben zu dürfen. Macht mal Krach!” ruft uns Sänger Daniel Schulz zu und kann anschließend sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Die Stimmung könnte nicht besser sein, und das sollte ich auch nicht mehr ändern.

any second

In der kleinsten Halle, dem La Rotonde, stehen derweil Any Second in einer gemütlichen Runde auf der Bühne. Vom Sound geht es hier deutlich düsterer zu, als es der Raum zu dem Zeitpunkt hergibt. Sänger Jan Kluge posed ohne Ende und die Menge tanzt. Da fällt es einem kaum auf, dass die Band heute ohne Keyboarder Oliver auskommen muss, der den ersten Geburtstag seines Kindes feiert. “Vielen Dank für ein bisschen Normalität in dieser Zeit. Wir werden das überstehen und dann gehts weiter!” sagt uns Jan und spricht uns allen damit womöglich etwas aus dem Herzen.

diary of dreams

Zurück im Zelt haben es sich Diary Of Dreams auf der Bühne gemütlich gemacht. Hier zeigt sich jedoch ein anderes Bild als bisher: Getanzt wird er eher wenig. Dafür wird sich eher der Musik hingegeben, die Augen geschlossen und sanft hin und her geschwankt. “Einen wunderschönen guten Abend, endlich sind wir mal wieder bei euch” sagt uns Sänger Adrian Hates und lässt so langsam ein wiederkehrendes Muster bei allen Künstlern erkennen. Viel zu lange ist es her, dass diese für ihre Fans spielen konnten und nutzen diesen Moment vollkommen aus.

suicide commando

Anschließend sorgen Suicide Commando auf der mittleren Bühne, im Salle de Fête, für die ersten traurigen Gesichter. Das hat jedoch nichts mit der Band selber zu tun, sondern mit dem Einlassstop, wodurch sich vor der Tür eine lange Schlange bildet. Die Band, die kurzfristig für Assemblage23 eingesprungen ist, bringt die Halle ordentlich zum Scheppern und die Menge zum großflächigen Tanzen. Ist Sänger Johan Van Roy anfangs noch unter einer Maske und Kapuze versteckt, kann man ihn auch kurz danach über beide Ohren strahlen sehen. Die Stimmung könnte dabei nicht besser sein und so sollte sich die Einlass-Schlange auch nicht mehr auflösen.

Schandmaul

Deutlich ruhiger ist es derweil bei Schandmaul. Die wohl musikalischen Ausreißer des Tages können anfangs auf nur relativ wenige Fans blicken, was sich jedoch mit der Zeit ändert. Generell fällt dies aber nicht auf, da die Anwesenden so viel Stimmung machen und tanzen, also wären sie viel mehr. Ein Blick auf die Bühne ist aber etwas ungewohnt: Geigerin Saskia hat vor kurzem ihr Baby bekommen und ist daher nicht dabei. Sänger Thomas Lindner muss mit einem Hocker vorlieb nehmen. Ein Fahrradunfall zwingt ihn etwas ruhiger zu sein, hält ihn aber dennoch nicht davon ab immer wieder aufzustehen. So singt er “Teufelsweib” komplett im Stehen, da der Song es nach seinen Worten “verdient hat”. Der Refrain des Songs wird dabei oft von den Fans alleine gesungen und mit verschiedenen Aufgaben ausgedehnt.

she past away

Wer den Abend ruhig ausklingen lassen wollte oder nochmal etwas Erholung brauchte war bei She Past Away komplett richtig. Post Punk, der zum Mitschwingen und genießen einlädt. Ansagen gibt es dabei nur wenige. “Hello friends how are you doing tonight” fragt uns Sänger Volkan Caner mit einer ruhigen, angenehmen Stimme, bevor es weiter im Set geht. Der Fokus liegt dabei oft auf ihrem neusten Album “X”, welches letztes Jahr erschienen ist.

VNV Nation

Der Tag ist fast vorbei, kann natürlich nicht ohne den Headliner zu Ende gehen, auf den sich die meisten gefreut haben: VNV Nation. Das Zelt ist voll und die Blicke sind gespannt Richtung nach vorn gerichtet, als Ronan Harris zu den ersten Tönen von “When is the Future” auf die Bühne kommt und diese direkt für sich einnimmt. Direkt wird das Tanzbein geschwungen und die letzten Kräfte des Tages mobilisiert. Die Setlist an diesem Abend ist wie gewohnt ungewohnt. Ronan gräbt wieder Songs aus, die er sonst nie spielt und schmückt diese nur mit wenigen Klassikern aus. “Wir haben ein ganz unterschiedliches Programm für euch heute” sagt er uns und bringt dabei gemischte Gefühle beim Publikum auf. Einige freuen sich Songs zu hören, die sie sonst nie hören, aber generell ist die Stimmung viel besser bei den Klassikern. So sind die Fans bei “Illusion” deutlich zu hören und singen einen Part alleine, womit selbst Ronan nicht gerechnet hatte und etwas mitgenommen aussieht. Zwischendurch fragt Ronan die Security wie sie das Konzert finden, nur um einen Daumen hoch zurückzubekommen. Dies fasst den Auftritt gut zusammen. Bei VNV Nation weiß man was man bekommt und das ist auch diesmal nicht anders.

Und dann ist der Tag vorbei. Wer nun noch Kraft hatte, konnte diese auf der Aftershowparty aus sich heraus tanzen oder noch mit Freunden ein letztes Getränk zu sich nehmen. Die meisten bevorzugen sich jedoch auf ihr Zimmer zurückzuziehen, um für den nächsten Tag bereit zu sein, denn dieser kommt früher als gedacht und kann mit noch mehr Programm als der erste auffahren.

Plage Noire 2022: Tickets + Infos