Plage Noire 2021 Samstag: Ein dunkelbunter Strauss Musik


Plage Noire 2021
Am letzten Oktoberwochende fand am Weissenhäuser Strand das Plage Noire 2021 statt. (Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

Da macht man einmal kurz die Augen zu und schon ist der letzte Tag des Plage Noire 2021 angebrochen. Für viele war die Nacht kurz, zumindest sieht es so aus, wenn man durch die Gesichter der sich schon auf dem Gelände befindenden Gäste blickt. Der heutige Tag beginnt heute bereits gegen 14:00 Uhr der Fall. Aber auch schon vorher gibt es etwas zu sehen: Zwei Vorlesungen von Christian von Aster und Markus Heitz ergänzen heute, neben weiteren Fashion Walks, das Programm.

Vogelfrey

Die Hauptbühne eröffnen heute Vogelfrey – das perfekte Warm-up für den Tag. “Moin Moin Plage Noire, wir sind Vogelfrey, Hörner hoch!” ruft uns Jannik Schmidt zu, bevor es mit dem gleichnamigen Song losgeht. Dabei wird es im Zelt immer voller und es kehrt immer mehr Bewegung ein. “Wir freuen uns unglaublich hier zu sein. Unser erstes Mal beim Plage Noire, wie ist es so wieder Party zu machen?” fragt er uns weiter und kann sich die Frage sicher selbst beantworten. Zum Schluss gibt es noch den “Heldentod”, welcher erneut viel Applaus erntet, bevor die Künstler die Bühne schon wieder verlassen müssen.

sono

Während anschließend auf der Hauptbühne Stahlmann spielen, gibt es im Salle de Fête das komplette Gegenprogramm. Hier spielen Sono viel ruhigere, leicht altmodische, minimalistische Töne, welcher sich perfekt dafür anbietet sich weiter warm zu tanzen. Viele kommen auch genau diesem nach und werden von Sänger Lennart A. Salomon förmlich mitgerissen, der stets mit seiner Stimme punkten kann.

melotron

Anfangs ist es noch recht leer vor der Bühne, als Melotron diese betreten. Aufgrund des Fashion Walks direkt vor der Tür ist ein durchkommen schwer. Dies ändert sich jedoch innerhalb der ersten Minuten schlagartig. ”Ist es nicht schön, dass wir uns alle mal wiedersehen, wir wünschen euch allen viel Spaß! Unsere Keyboard Ständer sind eingestaubt die letzten Monate” sagt uns Sänger Andy Krüger, während er förmlich über die Bühne springt und dabei das Publikum ansteckt. “Seht ihr, 1-2 Lieder und wir sind wieder jung” sagt er weiter lachend und setzt damit den Maßstab für das ganze Konzert – man kann ihm und seinen Kollegen die Spielfreude dabei stets ansehen.

Letzte Instanz

Auch wenn es Anfang November schon recht kalt ist, heißt das nicht, dass Letzte Instanz mit Schuhen auftritt. Barfuß steht hier für die meisten an der Tagesordnung – und das soll sich auch nicht ändern. Wie auch die meisten anderen Bands waren Letzte Instanz in der konzertlosen Zeit nicht untätig und können heute eine Release-Show mit ihrem neuen Werk “Ehrenwort” präsentieren. Allgemein ist es jedoch eine Show wie man sie von der Band kennt und erwartet. Musikalisch ohne Fehler und stets einen Witz auf der Zunge, während die Fans fröhlich dahin tanzen. “Wir sind heute schon seit 5 Uhr wach. Wir kommen ja aus vielen Städten, aber die Fahrt war… okay. Aber auf dem Weg haben wir viele Leute gesehen, aber der Anblick hier ist der schönste des Tages” sagt uns Sänger Holly Loose und hat damit die Lacher auf seiner Seite.

rabia sorda

Deutlich härter geht es derweil bei Rabia Sorda zu. Die sehr kurzfristig für Rotersand eingesprungene Band kommt mit einem deutlich aggressiveren Sound als ihre Vorgänger daher und kann sofort überzeugen. Sänger Erk Aicrag springt vergleichbar mit einem Flummi über die Bühne und elektrisiert so das Publikum, welches sich selbst nicht mehr auf der Stelle halten kann. Ansagen gibt es dabei nicht viele, die Zeit wird eher genutzt, um so viele Songs wie möglich zu spielen, um ja keine Verschnaufpause aufkommen zu lassen. Einzig ein kurzes Drumsolo lässt einen kurz durchatmen, bevor es direkt wieder in die Vollen geht.

(SITD)

Da wo Rabia Sorda aufhören, machen [:SITD:] weiter. Auch hier werden Nägel mit Köpfen gemacht, sodass weiterhin keiner still steht. Sänger Carsten Jacek ist sichtlich erfreut wieder auf der Bühne zu stehen und begrüßt seine Fans per Handschlag. “Was sollen wir sagen nach einem Jahr Corona sind wir endlich wieder bei euch, ich hoffe ihr habt Bock!”. Inzwischen ist es wieder so voll, dass der Einlassstop kurz bevor steht. Das Publikum treibt die Stimmung immer weiter höher, singt immer mehr mit, bis der Worstcase eintritt. Carsten stürzt, das Konzert muss unterbrochen werden. Einige Minuten später geht es weiter, er hält sich dabei die Brust, bekommt schlecht Luft und klingt etwas gequetscht, will aber unbedingt weiter machen. Die Fans wirken etwas geschockt, rufen ihm zu lieber abzubrechen, aber er zieht weiter durch bis kurz vor dem eigentlichen Ende. Später stellt sich heraus, dass er sich eine starke Rippenprellung zugezogen hat – wir wünschen gute Besserung.

L’Ame Immortelle

Wer es dann doch ruhiger und entspannter mag, ist im Zelt gut aufgehoben. Hier stehen derweil L’Ame Immortelle auf der Bühne und sorgen für viel Abwechslung. Dafür verantwortlich ist der ständige Wechsel zwischen Thomas Rainer und Sonja Kraushofer, die die Songs entweder Solo oder als Duett performen. Die Musik dazu ist eher zum Schwanken und weniger zum Tanzen, handeln die Texte doch meist von Liebeskummer oder sind melancholisch. Zusätzlich wechselt Sonja mehrfach ihr Kleid und sorgt so auch für Abwechslung auf der Bühne. Außerdem feiert die Band mit dem neuen Song “Catch My Fall” eine Premiere, denn dieser erscheint erst auf dem kommenden Album “Im tiefen Fall”, und kann viel Applaus verbuchen.

Solar Fake

Das Festival richtet sich langsam dem Ende zu, jedoch steht für viele noch zumindest ein Highlight auf der Liste: Solar Fake. Die Band um Sänger Sven Friedrich schafft es nochmal den Salle de Fête zum Einlassstop zu bringen und die letzten Kräfte zu mobilisieren. “Vielen vielen Dank, wir freuen uns sehr, dass wir hier sein können, völlig ungeplant eigentlich” sagt uns Sven. Solar Fake sind erst vor kurzem aufgrund zahlreicher Bandausfälle bestätigt worden. “Habt ihr vermutlich schon öfter gehört aber es ist total schön wieder hier zu sein, eure Gesichter zu sehen” sagt er weiter, bevor es zurück zur Musik geht. Hier gibt es eine Setlist, die mit vielen Songs des neuen Albums “Enjoy Dystopia” punkten kann, aber auch sonst keine Wünsche offen lässt. Die Tanzfläche setzt heute keinen Staub mehr an, dafür werden die Kehlen bei “Not What I Wanted” trocken, als lauthals mitgesungen wird.

Front 242

Währenddessen steht mit Front 242 der Headliner des Festivals auf der Bühne des Zelts. Hier gibt es einen Song nach dem anderen mit anspruchsvoller Lichtshow, die teilweise aber auch anstrengend zu beobachten ist. Ist die Bühne in einem Moment nur wortwörtlich mit Taschenlampen beleuchtet, gibt es im nächsten Moment Strobo-Dauerfeuer. Viele lauschen mit geschlossenen Augen dem recht entspannenden EBM während sie hin und her wanken oder leicht tanzen. Teilweise scheint die Luft etwas raus zu sein, was man aber niemandem nach zwei Tagen Festival vorwerfen kann. Wir sind es alle nicht mehr gewohnt.

Und dann ist es schon wieder vorbei, zwei prall gefüllte Tage Festival sind vorüber und die Erschöpfung, aber auch die Freude allen Beteiligten deutlich anzusehen. In diesem Sinne hoffen wir, dass es nicht erneut zwei Jahre dauert, bis  die schwarze Gemeinde wieder den Weissenhäuser Strand schwarz färbt.

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