Wer über “Starke Frauen im Musik-Business” spricht, sollte auf jeden Fall auch Candace Kucsulain erwähnen, die Frontfrau von Walls of Jericho. Das Kraftpaket (sowohl physisch als auch Gesangs-Technisch) im Suicdal Tendencies Shirt stand keine 2 Sekunden am Stück auf der Bühne still, und wenn, denn nur um einen langen, lauten Ton ihres Gesangs zu halten. Ansonsten wirbelte sie über die Bühne wie ein kleiner Tornado, riss ihre Ganze Band mit sich mit und präsentierte dabei stilsicher ihre Songs mit einem markanten Scream-Gesang von dem man dachte er würde das Mikrofon in ihrer Hand überfordern. Andererseits schien das Mikrofon auch nur Deko zu sein, denn die Hardcore-Lady hätte mit die Große Freiheit sicher auch A capella zusammen schreien können. Damit hier nicht das falsche Bild entsteht: Mit all der Power und Energie die sie auf der Bühne gezeigt hat ist Candance eine begnadete Sängerin, und wer das nicht glaubt, sollte sich auf jeden Fall die Akustik-Tracks auf den 2008er Album “Redemption” anhören.
Bildergalerie: So war walls of jericho live
(Bild: stagr / Mark Carstens)
agnostic front
Vinnie Stigmata gründete die Hardcore-Punk-Band 1982, löste sie Mitte der 90er auf und gründete sie ende der 90er neu. Für alle die ihn nicht kennen: Er war der sympathische Gitarrist mit dem Bürstenschnitt, der wenn er die schnellsten Riffs auf seiner Gitarre spielte noch von links nach rechts über die Bühne flitzte und sich dabei noch zweimal um die eigene Achse drehte, so dass mir vom zusehen fast schwindelig wurde. Frontmann Roger Miret ist seit 1983 dabei (also ein Fast-Gründungsmitglied) und bestach auch an diesem Abend durch seine gelungene Mischung aus tiefen, melodischen Gesang und Hardcore-typischen Shouten.
Die Songs von Agnostic Front waren kurz, knackig, verzichteten auf Solo-Passagen und waren trotzdem eingängig genug als dass sie fast jeder mitsingen konnte. Wenn man sich nicht gerade mitten im Circlepit befand oder am Crowdsurfen war. Als letzten Song gab es denn noch mal eine Hommage an den Punk-Rock, in dem der Ursprung von Hardcore liegt: Mit “Hey Ho Let’s go” von den Ramones schlossen Agnotic Front einen gelungenen auftritt ab und hatten die Menge mehr als heiß gespielt für den Headliner: Suicidal Tendencies.
Bildergalerie: So war Agnostic front live
(Bild: stagr / Mark Carstens)
suicidal tendencies
Suicidal Tendencies haben eine ähnliche Historie wie Agnostic Front: Gegründet 1992, ausgelöst und neu gegründet in den 90ern. Eine der ältesten noch aktiven Hardcore-Bands, die das Genre geprägt und durch zahlreiche Experimente den Grundstein für zahlreiche Sub-Genres gelegt haben. Angeführt von Gründungsmitglied Mike “Cyco Miko” Muir (man spricht es “Psycho Miko” aus) rockte Suicidal Tendencies die Freiheit mit ihrem ganz eigenen Stil aus Hardcore-Punk mit Funk- und Trash-Metal-Einflüssen, der oft imitiert aber nie in dieser Perfektion erreicht wurde.
Auch der Kleidungsstil von Hardcore – Hochgeklappte Baseball-Mützen, Bandanas und Basketball-Shirts, wurde maßgeblich von Sucicidal Tendencies geprägt, und zahlreiche “Suicycos” bzw “Cycos” waren auf im Publikum anzutreffen. Bei allem Respekt für das echt gute Line Up an diesem Abend: Es wird nicht mehr Hardcore als Suicidal Tendencies, und auch an diesem Abend wurde dies deutlich bewiesen.
Bildergalerie: So war suicidal tendencies live
(Bild: stagr / Mark Carstens)