Taubertal Festival 2019 am Samstag: Zum Glück geht es weiter


Taubertal Festival 2019
Beim Taubertal Festival 2019 am Samstag traten u.a. Die Fantastischen Vier, Madsen, und Von Wegen Lisbeth auf. (Bild: stagr / Nataliya Kostova)

Der Sturm war vorbei! Die Luft fühlte sich frischer an und bis auf ein paar Pfützen und auf den Weg gefallene Äste, war keine Spur mehr von dem Unwetter am Tag zuvor zu sehen. Die vielen Besucher auf dem Festivalgelände vermittelten den Eindruck, als wäre es nun auch deutlich voller als am Vortag – was später auch den Wechsel zwischen den zwei Bühnen etwas erschwerte. Auf dem Programm des zweiten Festivaltags beim Taubertal 2019 standen so jede Menge großartige Acts aus verschiedensten Musikrichtungen – Donots, Madsen, Barns Courtney, Von Wegen Lisbeth, Frank Carter & the Rattlesnakes und das Beste kommt natürlich zum Schluss – Die Fantastischen Vier!

Apropos Vielfalt – die Geschäfte auf der Food Meile des Festivals boten viele leckere, festivaltypische Gerichte für an, für den kleinen Hunger zwischendurch oder das ausgiebige Mittag-/Abendessen. Hier konnte jeder etwas für sich finden – vom Handbrot mit Käse und Schinken/Pilzen über selbstgemachte, vegane Flammkuchen und Kartoffelchips mit Knoblauchsoße bis zum knusprigen Spanferkel am Spieß. Und dazu konnten die Festivalbesucher auch ein ganz besonders Highlight genießen: exzellente Sanitäranlagen, wovon die meisten Festivalgäste nur träumen können – mit Waschbecken, Seife und sogar mit Fön!

barns courtney

Nun aber zum musikalischen Programm. Mit roter Lederjacke und Aufnähern, dem wilden Lockenkopf und einem einzigartigen Indiesound ging es für uns los – Barns hatte einiges anzubieten. Da er aktuell eh um die Welt tourte, machte er zum Glück auch er einen Zwischenstopp beim diesjährigen Taubertal Festival. Auf der Bühne sang er voller Inbrunst, spielte dazu die akustische Gitarre und tanzte energiegeladen im Takt seiner Musik. Im nächsten Moment sprang er unerwartet ins Publikum und ließ sich dort auf den viele, willigen Händen der Fans tragen. Dabei gab der britische Singer-Songwriter weiterhin seine Songs zu Besten und das Publikum sang lautstark mit. Leider war sein Auftritt doch sehr kurz, aber immerhin bleibt uns der Lichtblick, dass Barns Courtney im Herbst 2019 mit seiner Band noch einmal zurück nach Deutschland kommt!

Donots

Das komplette Jahr 2019 stand und steh bei der Ibbenbürener Band Donots unter dem Motto „Silberhochzeit“! Die Punkrocker waren am Samstag die ersten auf der Hauptbühne, aber das man als Festivalgänger weiß, dass hier die Post abgeht, war das Infield schon gerappelt voll zu dieser Zeit. Kurz nach den ersten Klängen eskalierte die Stimmung im Publikum euphorisch. Nur die Musikfans auf dem Hügel mussten erst noch richtig wache werden und die Donots forderten sie auf, aufzustehen und mitzutanzen. Es dauerte nicht lange, bis auch sie ins Schwingen kamen. Später machte ein Fan sogar einen Purzelbaum und rollte den Berg herunter. Natürlich durften keine der unzähligen Hits aus ihrer 25-jährigen Bandgeschichte fehlen, „Stop the Clocks“, „We’re not gonna take it“, „We got the noise“ oder „So Long“ wurden mit viel Leidenschaft von Ingo Knollmann, Bruder Guido und dem Rest der Band präsentiert. Danach durchquerte der Sänger kurzerhand das Publikum für einen wilden Ritt im größten Circlepit des Festivals. Nach diesem einstündigen Auftritt gröhlte das Publikum nach einer Zugabe, leider vergeblich. Die Bühne wurde schon für die nächste Band vorbereitet.

von wegen lisbeth

Die Berliner Band um Sänger und Gitarrist Matthias Rohde brachte mit ihren dynamischen Klängen das Publikum schnell in Bewegung. Jedes der sechs Bandmitglieder entlockte den vielen Instrumenten auf der Bühne den bandtypischen locker-rockigen Rhythmus. Dabei hüpften die Musiker zwischen Gitarre, Keyboard, Zupfbrett und Xylofon hin und her. Das Publikum tanzte und sang zu den fröhlichen Indie-Pop-Sounds der Berliner. Von Wegen Lisbeth waren zum zweiten Mal auf dem Taubertal Festival und schienen sich sehr zu freuen, wieder hier sein zu dürfen. Nach einer energiegeladenen Show mit vielen iher beliebten Hits verabschiedeten sie sich dann mit den Worten „Es war extrem nice mit euch“ und dem bekannten Lied „Bitch“. Daraufhin mobilisierte das Publikum nochmal alle Energiereserven und bewies, dass man sich im Moshpit nicht nur bei harten Rocknummern austoben kann.

madsen

Anfangs waren erst nur ein paar harmonische Klänge zu hören, als die Band auf die Bühne kam. Diese wurden aber ruckzuck von Bassschwingungen und Gitarrenriffen überlagert. Madsen startete mit ihrer Punk-Hymne aus dem letzten Album „Macht euch laut“. Von Gitarrensolos bis hartem Punkrock bedienten Madsen einen enormen Facettenreichtum. Die Band feierte inzwischen ihr 15. Jubiläum und spielte in nun schon zum zweiten Mal auf dem mittelfränkischen Festival. Das aber auch nur, weil zwei Wochen vor dem Festival die bereits gebuchte US-Kultband Good Charlotte aus familiären Gründen den Gig absagen musste. Dafür brach Schlagzeuger Sascha sogar kurzfristig seinen Urlaub ab. Frontmann Sebastian Madsen und seine Kollegen sprangen gerne ein und noch lieber spielten sie als kleinen Trost Good Charlotte’s „Anthem“. Später im ihrem Liveset tauchten auch Songs von Feine Sahne Fischfilet und The Offspring auf. Ihr wunderbarer Ohrwum „Lasst die Musik an“ dröhnte als letztes über das Festivalgelände und dann verschwanden Madsen hinter der Bühne.

frank carter

Passend zum neuen Album „The End Of Suffering“ aus Mai 2019 war Frank Carter bereits im Frühjahr auf Tour in Deutschland, nun im Festivalsommer wurde es wieder Zeit für den Punkrocker, die Festivalbühnen des Landes aufzumischen. Vor der Bühne wartete schon ein feierwütiger Mob. Der Brite und seine Rattlesnakes versteckten sich zu Beginn der Show aber noch hinter dichtem Nebel und Bühnengegenlicht. Derweil sang das Publikum die Lieder „Kitty Sucker“ und „Lullaby“ schon mal energisch mit. Sie freuten sich natürlich tierisch, als Frank Carter kurzerhand mitten ins Publikum sprang um dort gemeinsam im riesigen Moshpit mitzutanzen und Selfies mit den Fans zu machen. Gitarrist Dean Richardson folgte dem Beispiel des Frontmannes und spielte ein Gitarrensolo, während er sich rücklings von der Menschenmenge auf Händen tragen ließ. Das war mal ein Auftritt mit viel Power.

die fantastischen vier

Eine Band, die auf 30 Jahre Bandgeschichte, neun Studioalben, unzählige Preise und Live-Shows zurückblick konnte, das sind Die Fantastischen Vier. Seit 1989 rappten sich Smudo, Thomas D, Michi Beck und And.Ypsilon aufstrebend durch die Musikwelt. Den vier Stuttgartern ging trotz des Älterwerdens aber zum Glück einfach nicht die Luft aus.

Durch den Nebel erschien der Headliner des Abends dann auch endlich auf der Hauptbühne fragte das Publikum sogleich „Was geht“. Zwischen bekannten Hip-Hop-Hits ließen sich die Vier Zeit, mit dem Publikum zu interagieren. Neben aktuellen Themen wie der politischen Situation in Deutschland, sprachen sie auch über die Ungleichheit in der heutigen Gesellschaft. Die Stuttgarter fegten mit ihrer sechsköpfigen Liveband nur so über die Bühne. Ohne ihre Klassiker ging es natürlich nicht: „Sie ist weg“, „Troy“, „Gebt uns ruhig die Schuld“, „MFG“, „Die Da“ oder auch der aktuelle Radio-/Chart-Ohrwurm „Zusammen“ hauten die drei Frontmänner locker heraus. Mittlerweile wurden die „Fantas“ zu richtigen Taubertal-Veteranen, sie waren nämlich zum sechsten (!) Mal dabei! Hut ab! Eine coole Überraschung kam dann noch zum Schluss – Porky von der Band Deichkind kam in Bademantel auf die Bühne und spielte Schlagzeug.

pottinger

Zu guter letzt stand Alternative Rocker Pottinger auf der Bühne. Die deutsche Rockband überzeugte mit markantem Gesang und starken Gitarrenriffs, die an Alice in Chains erinnerten. Das Publikum schien kein bisschen müde zu sein und flippte noch einmal völlig aus. Die erste Reihe tanzte im Takt der Musik, BHs wedelten in der Luft. Ab und zu wurden die Dessous sogar nach vorne geworfen, aber anstatt der Bühne wurden die Security- oder Kameramänner getroffen. Ob die sich gefreut habe? Zum Schluss wurden CDs des aktuellen Pottinger-Albums im Publikum verteilt. Das Publikum war schnell verliebt – alle verlangten nach einer Zugabe. Ein echter Knaller als Abschluss des Abends!

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