So war der Donnerstag beim Roskilde Festival 2016


Roskilde Festival 2016

Der Tag beginnt früh mit den ersten Konzerten am Mittag. Der ganze Müll von der Nacht vorher ist auf magische Weise verschwunden bzw. hat sich in den Pfützen in gut riechenden Rindenmulch verwandelt. Es ist absolut rätselhaft wann das eigentlich noch passiert. Die letzten Shows laufen ja bis ca. 4.00 Uhr. Allerdings ist auch typisch für Roskilde, dass die Frontpits vor der Orange Stage und der Arena nach jedem Konzert komplett geräumt und gereinigt werden. Insofern sammeln sich kaum Müllberge.

Auf dem Weg zum Pavilion treffen wir eine 25-jährige Frau namens Emma. Sie erzählt uns, dass sie in bereits 24-mal auf dem Roskilde Festival war! Das dürfte in ihrem Alter ein absoluter Rekord sein. Sie erklärt es uns: Ihre Eltern sind jedes Jahr für Jahr als Techniker beim Festival und so kam es sogar fast zu einer On-Stage-Geburt. Seither war sie in jedem Jahr dabei, zunächst im Kinderwagen und so weiter. Einen Sommer ohne Roskilde Festival kann sich Emma gar nicht vorstellen. Verständlich!

Roskilde Rekord-Besucherin EMMA

Roskilde Festival 2016

Im Pavilion starten wir mit der US-Sängerin/Songwriterin Elle King und sind durchweg begeistert. Ihre musikalische Mischung aus Country, Soul und Blues hat sie in ihrem Set mit schönen Cover-Interpretationen ergänzt. Sie versprüht gute Laune pur und schenkt uns einen schönen Einstieg in den neuen Festivaltag.

Roskilde Festival 2016: ELLE KING

Roskilde Festival 2016 / Elle King

Kurze Zeit darauf bei den Blues Pills gingen die Meinungen dann doch weiter auseinander. Erdiger Bluesrock mit Psychedelic und 70th Attitüde ist nicht jedermanns Sache. Unsere dafür schon. Die Blues Pills touren übrigens mit der Berliner Band Kadavar im Oktober durch Deutschland. Unser Tipp: Absolut Empfehlenswert! Kakkmaddafakka aus Norwegen gingen im kleinen Pavilion extrem gut in die Hüften. Noch nicht ganz bereit für zu schwere Kost nochmal kurz bei Santigold in die Arena reinschauen. Die US-Amerikanerin mixt gekonnt Elemente aus Reaggae und Dancehall mit Hip-Hop und Dub. Aus kurz wurde dann aber doch nichts. Eine begeisternde Show mit Publikumsgruppen auf der Bühne (der Horror für die Crowd Safety) und Dynamik bis zum Ende hielten alle bis zum letzten Beat in der Arena.

Bildergalerie: BLUES PILLS

Nun ist es aber schon fast 16.00 Uhr und nach dem ganzen Gezappel wollen wir endlich einfach nur zu psychedelischen Riffs nicken. In der Frontpit lernen wir zwei sehr nette Isländer kennen. Sie sind das erste Mal beim Roskilde Festival und wir bieten ihnen unsere Plätze direkt am Zaun an (sie sind so unglaublich klein…). Und weil es so ja gerade gut passt, wünschen der isländischen Nationalmannschaft den Sieg über Frankreich. Hat nichts genützt, wie wir nun wissen.

Tatsächlich haben wir dann bei Uncle Acid & The Deathbeats aus Cambridge den Mund nicht mehr zu bekommen. Eine kalte und klar hinterleuchtete, extrem reduzierte Show. Dunkle, endzeitige Riffs zu durchdringendem Gesang. Damit hätte unser Tag auch schön im Camp enden können. Aber wir hatten doch noch Kraft für PJ Harvey und Kvelertak. Zwei komplett unterschiedliche Acts. PJ Harvey überzeugte die volle Arena mit einer perfekt arrangierten und choreographierten Vorstellung. Unwirkliche Sound- und Lichteffekte zu mittelalterlichen Gesangs-Strukturen mit Bläsern und viel Perkussion – reine Faszination.

Roskilde Festival 2016: PJ HARVEY

Roskilde Festival 2016 / PJ Harvey

 Roskilde Festival 2016: UNCLE ACID

Roskilde Festival 2016 / Uncle Acid

Und dann Kvelertak (Würgegriff) aus Stavanger. Direkt in die Fresse. Eine Stunde durchschreien. Die Volunteers überschlagen sich damit, Wasserbecher in die Frontpit zu reichen. Total aufmerksam. Ein Blick und der Becher kommt. Wird weitergereicht und alle moshen rum. Und die Security wirkt nun auch sehr konzentriert vor der rockenden Crowd. Und weil es so schön gescheppert hat, kann man auf dem Rückweg noch mal bei den Londoner Postpunk Mädels von Savages in das Avalon abbiegen. Etwas unterkühlt die Truppe, aber absolut stylisch. Besonders die Bassistin begeistert durch minimalistische und hochfrequente Tanzeinlagen.

Bildergalerie: KVELERTAK und SAVAGES

Auf dem Rückweg in das Camp kommen wir Richtung Entrance East an einer endlosen Reihe von liebevoll geschraubten Soundsystemen vorbei. Wir fragen uns, wie viele LKW-Batterien diese coolen Jungs eigentlich am Start haben haben müssen. Tanzendes Partyvolk in der kurzen Dunkelheit. Ein unglaubliches Bassgewummer begleitet uns bis in unser Zelt. Im Norden wird es schon hell oder war noch gar nicht dunkel. Egal.

Roskilde Festival 2016

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Donnerstag und Freitag beim Roskilde Festival 2016