So war der Freitag beim Roskilde Festival 2016


Roskilde Festival 2016

Es regnet auf das Zelt, also weiter schlafen. Da der Regen nicht aufhört, können wir auch gleich duschen und alles etwas langsamer starten. Auch Roskilde bleibt also Mistwetter nicht ganz erspart in diesem Jahr. Beim Frühstück unterhalten wir uns über die Shows vom Donnerstag und kleine politische oder künstlerische Performances bei denen wir mitgemacht haben. Dann matschen wir uns unseren Weg zur Trade Zone West und sehen das erste Mal die Sonne an diesem Tag. Die Stimmung ist noch etwas gedrückt, da man viele der gemütlichen Chillout Zonen nicht richtig nutzen kann. Die sind halt etwas abgesoffen. Aber es wird zunehmend besser. Im leichten Niesel flüchten wir in den Food Court. Essen geht beim Roskilde Festival sehr gut. Von Burgern über Thai Lanna, Tartarbrötchen, Krabbensandwiches bis zu vietnamesischen Suppen oder Kartoffelsalat mit Bouletten. Wer da nichts findet ist ein notorischer Nörgler. Und nun, wo wir schon bei den kulinarischen Dingen sind: DAS Getränk des Roskilde Festivals ist das Gebräu des Hauptsponsors Tuborg. In genau der richtigen Temperatur für ca. 5,- Euro pro ½ Liter zu erwerben. Auf das Festivalgelände darf man übrigens nur ½ Liter (alkoholische) Getränke selbst mitbringen.

Beim Essen kommen wir ins Gespräch mit einem jungen dänischen Pärchen (17). Sie sind das erste Mal hier, haben ein Klassencamp auf dem Zeltdistrikt und: Ihr Lehrer kommt immer mal mit einer Palette Bier vorbei. Unglaublich. Wir beginnen den Tag mit einem Country Soul-Duo aus Chicago. Whitney im kleinen Pavilion. Alle Augen leuchten. Keiner denkt mehr an den Regen. Und dann der erste Kracher.

Roskilde Festival 2016

Seit 2012 I got you on tape aus Dänemark einen grandiosen Auftritt in der Arena hatten, waren Sie auch mal in Hamburg zu sehen. Dann wurde es etwas ruhiger um die Band. Momentan ist Sänger Jacob Bellens mit einem Soloprojekt unterwegs. Unter anderem auch hier im Avalon. Die selbstverloren-vorgetragene Akustik-Version von Somersault zum Ende des Konzertes war ein magischer Moment während eines Festivals. Jacob Bellens nutzte das besser werdende Wetter und seine Akustikgitarre im Verlauf des Nachmittags zu einem kleinen Straßenmusik-Überraschungsauftritt am Fence Walk in einem aufgesägten Wohnwagen. Gelegenheit , uns nochmal persönlich für das schöne Konzert im Avalon zu bedanken. 😉 Neben uns springt ein Security Officer ungefragt zu einer jungen Frau und zündet ihr eine Zigarette an weil sie bereits in jeder Hand ein Tuborg hat. Alle lachen. Die Dänen… hyggelig!

Bildergalerie: JACOB BELLENS

Roskilde Festival 2016 / Jacob Bellens

Neil Young + Promise of th Real war für alle harten Folk- und Bluesknochen sicher ein Highlight. Fast drei Stunden lang gab es viele vertraute Songs. Gänsehaut mit „After the gold rush“, „Heart of Gold“, „Out on the Weekend“ und „Alabama“. Auch Tränen der Rührung. Vor uns steht eine Dame im Alter von Neil Young und die Tränen kullern nur so. Ihr Enkel daneben im Punkstyle, legt ihren Arm um sie, hält ihr die Hand. Überhaupt: Die Altersgruppen der Zuschauer sind wohl auf keinem Festival so durchmischt, wie auf dem Roskilde Festival. Das liegt sicher an der langen Tradition. Schon sehr oft sind uns Festivalgänger der ersten Stunde begegnet. Eine wunderbare Community der Generationen. Vereint durch Musik und Gemeinschaftserlebnis.

But, back to Mr. Young: Es gab für die nicht so eingefleischten Fans dann doch ein paar Längen und minutenlang geschrammelte Akkorde. Wir finden: Der Godfather of Grunge darf das! Mit 70 eine 3-Stunden-Show abzuliefern, nötigte uns in jedem Fall großen Respekt ab. Übrigens: Der erste Akt der Show war eine ganz witzige Attacke gegen einen bekannten amerikanischen Saatguthersteller, dessen Namen wir hier lieber nicht erwähnen.

Bildergalerie: NEIL YOUNG

Schräg links vor der Orange Stage tanzen zwei junge Däninnen ausgelassen neben dem Denkmal für die im Jahr 2000 beim Konzert von Pearl Jam zu Tode gekommenen 9 jungen Menschen. Ein so unglaublich trauriger Unglücksfall ausgerechnet hier. In den Folgejahren wurden die Sicherheitsmaßnahmen so konsequent verbessert, dass das Roskilde Festival als eines der sichersten überhaupt gilt. Immer wieder kann man Festivalbesucher beobachten, die in all dem Freudentaumel am Denkmal kurz innehalten und den Stein oder eine der neun Birken berühren. How fragile we are!

Highasakite aus Norwegen war im Avalon ohne Abstriche überzeugend. Das Publikum war scheinbar komplett mit Norwegenfahnen aus dem Nachbarland der Band hinterhergereist. Und wenig später hatte der Drummer vom Mutoid Man die witzige Idee, sich aus dem Publikum des Pavilion eine Schäferhundmaske zu schnappen. Polizeihund Rex als Drummer dieser energiegeladenen Mischung aus Proggressive- und Hardrock war etwas surreal aber überhaupt nicht fragwürdig. War aber auch schon spät. Als die Jungs dann noch von Tom Jones „She’s a Lady“ rausballerten war nichts mehr zu halten. Wieder einmal wurden reichlich Wasserbecher in die Pit gereicht. Das war unser Freitag.

Roskilde Festival 2016: HIGHASAKIT

Roskilde Festival 2016 / Highasakite

Bildergalerie: MUTOID MAN

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Mittwoch und Donnerstag beim Roskilde Festival 2016