Rockharz Open Air 2019: Mittwoch und Donnerstag


Rockharz Open Air 2019
Vom 3. bis 6. Juli fand das Rockharz Open Air 2019 wieder in Ballenstedt imHarz statt. (Bild: stagr / Johanna Edler)

Hebt die Hörner! Stecht das Fass an! Trinkt! Tatsächlich war Feuerschwanz die Mittelalterband, die stilistisch und auch bezüglich Bekanntheit mit einer Band aus Erlangen zu vergleichen war. Der Unterschied: Hier wurde nichts geklaut, aber der Spaß war mindestens der Gleiche. Und da der Honigwein anscheinend Dreh- und Angelpunkt der Band war, war es nicht verwunderlich, dass von Anfang bis Ende Methörner in die Lüfte gereckt wurden. Met-Notstand gab es zwar im Märchenland, aber nicht auf dem Rockharz 2019.

Dann fegten Overkill mit Zerstörungswut und Aggression über das Festival. Obwohl die Band zum alten Eisen zählte, waren sie dynamisch und animierend. Ohne Wenn und Aber tobten die Amerikaner über die Bühne und stellten so mache Band in den Schatten. Die klassische Trash Metal-Formation demonstrierte anschaulich, wie viel Erfahrung wert ist. Glücklicherweise erinnerte lediglich das Aussehen von Bobby „Blitz“ Ellsworth an eine Person aus Deutschland mit ganz vielen Freundschaftsbändchen.

Hard Rock? Halleluja! Absätze, die Kiss Konkurrenz machten und Melodien die im Ohr blieben. Das ist Lordi! Mr. Lordi zeigte sich in bester Laune und animierte zwischen jedem Song die zahllosen Fans vor der Bühne. Auch wenn viele diese Band mit ein bis zwei Songs assoziierten, war die Setlist mit diversen Schmuckstücken versehen. Aber selbstverständlich durfte ihr Gassenhauer, auch wenn er tatsächlich Eigenschaften des absoluten Ohrwurms hat, nicht fehlen. Wer kann es erraten?

Blutergüsse waren im Regelfall nicht gerade angenehm oder schön. Hämatom konnen jedoch das Gegenteil beweisen. Die starke Stimme von Nord kam durch die NDH robust zur Geltung und begeisterte das Publikum. Das Album „Bestie der Freiheit“, das nicht nur ein Chartbreaker geworden war, wurde in Sachen Energie ein absolutes Ausrufezeichen und mit Abstand eines der besten NDH-Alben die je produziert wurden. Nur ein Beispiel: „Ich hasse dich zu lieben“ mit über tausend Stimmen kam richtig gut an. Und welche Band konnte schon von sich behaupten, dass ihr Schlagzeuger Crowdsurfing machen kann?

Ein wirkliches Highlight in Sachen musikalische Perfektion waren Wintersun! Ganz im Sinne der Jubiläums-Aktion zu Ehren ihres ersten Albums, wurde selbiges im größten Maß der Vollkommenheit gespielt. Für eingefleischte Fans ein regelrechter feuchter Traum, für Fans des Melo Death Metals ein Genuss. Death And The Healing, Sadness And Hate – teilweise ist es doch schön die alten Zeiten einer Band wieder auf der Bühne live miterleben zu können. Man merkte, dass nicht nur das Publikum von der Nostalgie hingerissen war, sondern auch die Band aufs Ganze ging.

Cradle of Filth bot eine reichhaltige Abwechslung an Songs und verschiedenen Eindrücken in ihrem ganz eigenen Stil der ausgewogenen Szenerie des Metals. Seit 1991 sind sie aktiv und fanden aufgrund der richtigen Mischung ihren ganz eigenen Weg des Songschreibens. Düstere Atmosphäre, Blast Beats und das gewohnte Keifen von Dany Filth trieb die zahllosen Menschen in Ekstase. Besonders schön war es, als „Her Ghost In The Fog“ angestimmt wurde. Klassiker bestechen eben immer und dementsprechend begeistert reagierte das Publikum!

Wetzt die Schwerter! Hebt die Hörner! Schüttelt die Haare! 2008 spielte diese Ausnahmeband das erste Mal auf dem Rockharz. Selbst in Förste standen damals unzählige Menschen vor der Bühne. In Ballenstedt waren es dann nochmal mehr. Aber wer kann bei Amon Amarth schon ruhig im Zelt sitzen? Mit „Pursuit Of Vikings“ eröffneten die sympathischen Schweden ihr Set. Die Bühnenshow begeisterte und die kraftvollen Sounds gingen bis ins Knochenmark. Der Headliner des Tages lieferte alles, was er auf Lager hatte und die Masse gab ihnen alles zurück. Die Stimmung war heiß und die Haare wehten im Mondschein taktvoll mit. Trotz der wirklich abwechslungsreichen Diskografie, zimmerten die Nordeuropäer tatsächlich „Legend Of A Banished Man“ raus! Das absolute Highlight des ganzen Auftritts!

Als Gute-Nachtgruß stand Joachim Witt auf der Bühne und zelebrierte sein Privileg als Mitbegründer der Neuen Deutschen Welle. Ohne Rücksicht schmetterte er dem Publikum ironische Sätze um die Ohren wie „Ich Bekomme keine Luft mehr, wo sind die Sanis“ oder auch „Wer ist hier Betrunken? Der einzige Betrunkene ist hier auf der Bühne.“ Und so wurde der Goldene Reiter ein betrunkener Reiter. Aber egal. Das war tatsächlich gelungenes Entertainment .

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