Skatepunk-Könige Suicidal Tendencies wirbelten durch Huxleys Neue Welt in Berlin


Suicidal Tendencies Tour 2016 / Suicidal Tendencies Live 2016
(Bild: stagr / Basslord Pictures)

Endlich kommen die California-Hardcore-Heroes nach Berlin! Erst vor kurzem, haben Suicidal Tendencies einen äußert kuriosen Support, für die zwei ausgetragenen Slipknot-Konzerte im Februar in der Republik gespielt. Sie haben zwar auf dieser Tour kein neues Album mit, aber sicherlich wieder grandiosen neuen Merchandising. Damit die Meute von Oldschool Hardcorern warm wird, starten Madstop aus Potsdam vorweg eine 30-minütige Trainingseinlage.

Schon im ersten Stück geht es heiß er, die Nachbarstädtler nehmen kein Blatt vor den Mund und fahren direkt ihren Sound auf. Der Schlagzeuger Dan, hat keine Probleme die Doublebass durchzutreten. Die massiven Tritte auf die Trommeln erinnern mich stark an die ersten Alben der Band Machine Head. Der Sänger ist nur leider kein Robert Flint. Die aus Potsdam kommende Kapelle versucht, das Publikum schon im ersten Song an sich zu reißen, leider brauchen die Zuschauer noch ein wenig Zeit. Äußerst dankbar erweisen sich die vier Jungs, die heute Abend ihren Soll als Vorband ableisten. Sie sind wahnsinnig Glück über jeden Headbanger im Publikum und freuen sich den Support für Suicidal Tendencies in Berlin zu spielen. Eine High-Gain-bepackte Gitarre, zusammen mit einem dumpfen Basssound, knallt an diesem heißen Abend den Berlinern um die Ohren. Gesanglich liegen die Wurzeln des Sängers Bird in den Tiefen 80ern, manchmal hört man sogar einen kleinen Lemmy heraus. Aber nur einen Kleinen. Ich wünsche mir beim nächsten Mal ein wenig mehr Timing und mehr Kommunikation auf der Bühne, bis bald Jungs.

Bildergalerie: So war MADSTOP live:

Eine gute dreiviertel Stunde lassen Suicidal Tendencies ihre Fans warten. Schnell kommt der Backliner auf die Bühne gesprungen und kündigt die Hardcore-Legenden an. Meine Fresse, so eine Ausstrahlung kann nur Suicidal haben. Es dauert keine 3 Sekunden und ich beginne zu grinsen. Wie in einem Hurricane rennen Suicidal auf die Bühne und holen gleich den ersten Meilenstein aus ihrer Trickkiste! „You can’t bring me down!“ Apropos Hurricane, im vergangen Jahr spielten sie dort in einer komplett anderen Besetzung. Der kleine Mann mit den Stöckern in der Hand, ist nicht nur ein Leihexemplar, sondern der große Dave Lombardo von Fantômas und ehemals Slayer. Wie von Slayer-Konzerten gewohnt, hat er ein großes Drum-Set dabei, so dass man ihn kaum sehen kann. Lange hat man schon nichts mehr aus Venice Beach gehört, aber im September hat das Warten ein Ende, dass neue Album kommt! Laut sind sie, und das sind sie wirklich. Die PA-Anlage müssen sie nach der Show bestimmt bezahlen, Dave beteiligt sich sicher an den kaputten Membranen, die er gerade durch seine Fußtrommeln zerlegt.

Bildergalerie: So war SUICIDAL TENDENCIES live:

Bei der Distanz, die Sänger Mike Muir an so einen Abend wie heute auf der Bühne zurücklegt, wäre der Berlin-Marathon sicher kein Problem für ihn. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei, dass schöne Prügel-Drum-Set, die Riff-lastigen Gitarren, der klirrende, slappende Bass-Sound, die zusammen schon so einiges wegdrücken. Nicht zu vergessen, die Geschichten über die Songs von Front-Marathon-Läufer Mike. Ich denke als Neuling auf einem ST-Konzert hat man es wirklich leicht. Die geballte Energie, die Suicidal Tendencies auf die Bühne bringen, ist einfach nur beeindruckend.

„Mein Bruder hat es geschafft und wurde in die Skateboard Hall of Fame auf genommen“. „Wir sind in der Hall of Fame“! Schreit Sänger Mike Muir ins Mikrophone. Was viele vielleicht nicht wissen, Mike Muir’s Bruder, Jim Muir, ist einer der legendären Z-Boys, die das erste Skateboard-Team in den 70ern gründeten und alles abräumten was man sich nur vorstellen kann. Heute sind sie Legenden, selbst für Pro Skater wie Tony Hawk oder Rodney Mullen. „Hey, kannst du Skaten? Okay komm auf die Bühne! Und du? Dann komm auch!“ Fragt Mike Muir in die ersten Reihen. Jetzt stehen rund 40 Suicidal-Fans für zwei Songs mit auf der Bühne und pogen & tanzen zusammen mit Suicidal Tendencies. „I saw your mommy and your mommy is dead“ schreien alle in die Microphone und in den Saal. Für jeden Fan ist dies ein unbezahlbares Erlebnis. ST macht es möglich. Der letzte Akkord schwingt ins Nevada des Sustains und die Gäste auf der Bühne bekommen einen High-Five oder eine Umarmung von der Band. Hardcore, Family & Love. Nun neigt sich der Abend dem bitteren Ende zu und man sieht einige traurige Gesichter. Jetzt heißt es Abschied nehmen und abwarten bis die alten Herren wiederkommen. Danke Suicidal für den schönen Abend.

Danke an:
Christoph Eisenmenger von Basslord Pictures (Text und Fotos)