Insane in the Sporthalle: Cypress Hill in Hamburg


Cypress Hill Hamburg 2018 / Cypress Hill Tour 2018
(Bild: stagr / Axel Schilling)

Beim Cypress Hill-Konzert am 10. Dezember in München gab’s 34 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Wie viele es in Hamburg werden? Wir waren am Sonntagabend in der Sporthalle Hamburg, um es herauszufinden.

Wie breit kann man vom Passivrauchen werden? Werden wir mit klarem Kopf nach Hause kommen oder mit roten Augen in die nächste Tanke schlurfen, alle Schokoriegel aufkaufen und nach dem Fressflash in der U-Bahn einschlafen? Solche Fragen stellt man sich, wenn man das erste Mal auf ein Cypress Hill Konzert geht – so wie Fotograf Axel und ich.

Wer die legendäre Rap-Crew aus Los Angeles kennt, weiß, dass sich die B-Real, Sen Dog, DJ Muggs und Percussionist Eric Bobo schon immer für den Konsum und die Legalisierung von Marihuana eingesetzt haben. Und das nicht mit feinen Metaphern, die wie Rauchschwaden zwischen den Zeilen schweben, sondern ziemlich direkt. Fans erinnern sich an Songs wie „Hits from the bong“. Nicht-Fans erinnern sich immerhin an „Insane in the Brain“, dem wohl größten Hit von Cypress Hill. Zu dem Song ist wirklich jeder gehüpft, vom Hip-Hop-Head bis zum Metal-Fan.

Warum gehen die alten Herren eigentlich nochmal auf Tour? Mit über 18 Millionen verkauften Alben könnte man sich eigentlich entspannt zurücklehnen und den nächste Blunt drehen. Ganz einfach: Cypress Hill hat ein neues Album rausgebracht: „Elephants on Acid“, das auch Namensgeber der aktuellen Tour ist.

Der Duft der großen breiten Welt.

Schon auf dem Weg zur Konzerthalle zogen einige Fans ein Duft hinter sich her, den selbst Nicht-Kiffer auf 100 Meter Entfernung erkennen. Als wir gegen 19:30 die Sporthalle Hamburg betraten, war das Publikum dementsprechend tiefenentspannt. Wann legen Cypress Hill wohl los? Wenn die Sofas im Backstage-Raum zu gemütlich sind, wahrscheinlich niemals.

Becher & Blunt & Haze.

Erstmal kam Haze als Vorgruppe auf die Bühne. Der Rapper aus Karlsruhe hat in Joggingheimer und Kapuzenpulli, mit Sonnenbrille und Backup-Rapper die Fans aufgewärmt. Sein Name und Songs wie „Becher & Blunt“ passten thematisch gut zum Abend, ich fand die Performance aber etwas lustlos. Da war nicht viel Bewegung auf der Bühne. Vom Text ist hinten an der Bar auch nicht so viel angekommen – auf Kopfhörern hört sich Haze besser an.

Die Sratch-Legende lebt!

Haze geht, Cypress Hill kommt – nicht. Erstmal durfte der Anheizer-DJ ran. Als ich erkannt habe, wer da hinter den Turntables steht, ist mir kurz die Kinnlade runtergefallen: Mix Master Mike, Ex-DJ der Beasty Boys. Der Mann ist eine lebende Legende. Nach einer Siegesserie bei den DMC DJ-Weltmeisterschaften wurden er und sein Teampartner DJ QBert gebeten, nicht mehr teilzunehmen, um anderen DJs eine Chance zu geben. Mittlerweile ist er Tour-DJ von Cypress Hill und hat in Hamburg dermaßen schnelle Scratches und Beatjugglings auf das Publikum abgefeuert, dass manchen Fans die Sportzigarette aus dem Mundwinkeln gefallen ist.

Endlich: Cypress Hill live!

Mittlerweile war die Sporthalle Hamburg gut gefüllt. Ein Teil der Tribünen war zwar abgehängt, aber vorne warteten die Fans dicht gedrängt (pun intended) auf Cypress Hill. Ein Blick auf die Uhr: 21:20 Uhr. Plötzlich entrollte sich auf der Bühne ein riesiges Banner mit dem Cover von „Elephants on Acid“. Endlich war es soweit: B-Real, Sen Dog und Percussionist Eric Bobo kamen auf die Bühne!

Es ging los mit den indischen Klängen des Album-Intros „Tusko“, gefolgt vom neuen Song „Band of Gypsies“, der mit seinem treibenden Beat die Menschenmenge zum Wogen gebracht hat. Danach war kurz Zeit für ein Hallo an die Halle: Rapper B-Real begrüßte die Crowd mit einem „We got a party tonight, Hamburg!“ Recht hat er. Und das schon nach dem ersten Song!

Weiter ging’s mit dem Oldschool-Beat „Shoot Em Up“. War das der Original-Track vom Juice-Soundtrack oder ein Remix? Es folgte „Throw Your Set In The Air“ vom Album „III: Temples of Boom“. Unter uns, mir hat Temples of Boom immer am besten gefallen, weil das Album etwas düsterer war als. Hat gut in meine melancholische Wu-Tang-Phase gepasst.

Insane in the Sporthalle.

Aber zurück zu Cypress Hill. Als nächster Song stand „Boom Biddy Bye Bye“ auf der Setlist. Kennt ihr alle. Es folgte eine Zeitreise durch 30 Jahre Bandgeschichte. Natürlich durfte auch der Partykracher „Insane in the Brain“ nicht fehlen, der kurz vor der ersten Zugabe gespielt wurde, und die Fans in der Sporthalle nochmal komplett durchdrehen lies. Es folgte noch eine zweite Zugabe, dann war Schluss. Das letzte Bier wurde ausgetrunken, der letzte Blunt wurde aufgeraucht.

Und wieviele Anzeigen gab’s?

Keine, soweit ich weiß. Ab Mitte der Halle duftete die Luft zwar ziemlich würzig, wie mir Augenzeugen berichteten. Oder sagt man in dem Fall Nasenzeugen? Egal. Weiter hinten war’s aber halb so wild. Das beweist alleine die Tatsache, dass wir diesen Bericht pünktlich abgeliefert haben.