Dreier-Gespann in der Berliner Columbiahalle: Parkway Drive | Architects | Thy Art is Murder


Parkway Drive Berlin

Mit der Erwartung, etwas aus der Zeit in der man damit begonnen hat Metalcore oder Hardcore zu hören, beginnt mein Abend. Thy Art Is Murder, aber im besonderen Architects und Parkway Drive sind keine Unbekannten. Jeder der sich ab seiner frühesten Jugend für Metal interessiert hat, hatte entweder ein Parkway Drive-, Suicide Silence- oder Architects-Hoodie von Impericon im Schrank zu hängen. Dementsprechend waren auch meine Erwartungen – professionell, musikalisch herausragend, aber trotzdem noch authentisch. Alle drei Attribute sollten sich an dem Abend bestätigen, jedoch in einer unerwarteten Kombination.

Thy Art is Murder eröffnen den Abend in der gut gefüllten Columbiahalle. Das relativ junge Publikum, welches sich zwischen „Hardcore-Fan“ und „Freizeit-Metaler“ bewegt, reagiert auf die Show von TAIM eher verhalten. Einerseits mag es an der lustlosen Performance der Band gelegen haben, andererseits kann ich dafür auch Verständnis aufbringen. Eine Band, die vor kurzem von ihrem Frontmann verlassen wurde, muss sich erst mit der neuen Situation und ihrem neuen Sänger – Nick Arthur – zusammenraufen. Die ersten zaghaften Versuche, die Meute zu einem Circle-Pit zu motivieren, gelingen dennoch recht passabel. Dennoch kommt in den oberen Reihen keine gute Stimmung auf. Authentisch war hier also nur die „wir spielen das Konzert jetzt einfach mal herunter!“-Einstellung.

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Bildergalerie: So war THY ART IS MURDER live:

Weiter geht es nach einer kurzen Pause mit Architects. In gewohnter Hardcoremanier stimmt Frontmann Sam das Publikum mit vielen Songs des aktuellsten Albums „Lost Forever/Lost Together“ ein. Nachdem der Architects-Lichtmann die ersten drei Songs zu Tisch war, gibt er jetzt bei dem Song„C.A.N.C.E.R“ vom Strobolicht alles. Mit„Naysayer“ erreicht die Stimmung den vorläufigen Höhepunkt. Nahezu die Hälfte des Publikums wandelte die Dynamik des Songs in entfesselte Bewegungsenergie um. Musikalisch gesehen konnten die Briten überzeugen, das Publikum hatte Spaß. Sätze wie: „Verdammt ich bin jetzt schon echt kaputt“ waren nicht selten nach dem Konzert zu hören. An mangelnder Bewegung hat es dem Pit in keinem Fall gefehlt.

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Bildergalerie: So waren die ARCHITECTS live:

Nachdem der Headliner des Abends das Publikum 45 Minuten auf sich warten lässt, knallt es aber gleich im ersten Song! Plötzlich fliegt der Vorhang mit dem aktuellen Albumcover IRE herunter und Konfettikanonen schießen den Metalheads entgegen. An diesem Abend gibt es eine kleine Veränderung in der Konstellation: Gitarrist Andy Marsh von Thy Art Is Murder übernimmt den 4-Saiter auf dieser Tour.

Nachdem nun auch das Personal die letzten Sicherungen wieder gefunden hat, folgt ein infernales Lichtgewitter, als müsste man das Potenzial der beiden Vorbands wieder aufholen. An Tagen einem Tag wie diesem, muss ich an Lemmy denken. Warum kann man als befreundete Band nicht auch PA und Licht teilen? Die Bühne, die nur aus schwarzen Podesten ohne die dazu gehörigen Verstärker besteht, wirkt leer und irreal. Das komplette Set der Australier wirkt fremd. Eventuell ist dies Parkway Drive sogar bewusst, da sie zu Beginn der Show ein wenig lustlos und aufgesetzt wirken. Die mittlerweile zu einer Volks-Metalband herangewachsenen Bandmitglieder, gehen jetzt mit Hemd und Retro-Designershirts auf die Bühne und geben ihre neusten Hits ohne Sound-Flair zum Besten.

Bildergalerie: So war PARKWAY DRIVE live:

Der einst so lebhafte Sound der Australier ist nun digitalisiert und klingt immer etwas nach Steckdose. Musikalisch verdammt professionell, aber leider manchmal etwas zu perfekt und durchgeplant. Trotzdem scheint es den Zuschauern gut zu gefallen. Vor der Bühne werden die Crowdsurfer am Feuer, das in einer Reihe hinter und vor der Bühne hochflammt, von den äußert präzise geschulten Securitys entgegengenommen. Kurz bevor die Formation aus Down Under das gute alte Stück „Romance Is Dead“ zum Besten gibt, hört man schon die wie mit Helium gefüllte Stimme des Sängers. Nach ihrem aktuellen Hit IRE steht Winston mit einer bengalischen Fackel vor seinem Berliner Publikum und zu Ende geht das Konzert dann mit einer gigantischen Funkenwand, die von der Hallendecke herunter rieselt.

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Danke an:
Felix Schulz (Text) und Christoph Eisenmenger (Fotos)