„Hat die perfekte Größe“, könnte man über das Grünspan als Location sagen. Die Halle ist groß genug um 800 Leute zu fassen, aber selbst wenn sie ausverkauft ist, kann man von der letzten Reihe noch das Geschehen auf der Bühne gut verfolgen. Und man braucht selbst von ganz vorn nicht mehr als fünf Minuten zum Bierholen und wieder zurück. 10 Minuten, wenn man mehr als zwei Bier holt und dabei wirklich keinen einzigen Tropfen verschütten will. Antike Säulen – meist Farbig angeleuchtet, tragen den Rang oben, zu dem es mittlerweile nur noch Zugang gibt, meistens wird er als Garderobe genutzt. Die 1968 eröffnete Location ist bekannt für die musikalische Vielfalt ihrer Veranstaltungen und Konzerte, und hat schon zahlreiche Metal-Acts auf der Bühne gehabt.
Am Sonntag Abend standen Delain auf der Bühne, mit Kobra and the Lotus und Evergrey als Vorband. Wobei der Anteil von Evergrey-Fans, zumindest wenn man nach der Anzahl der Evergrey T-Shirts ging, nicht unwesentlich war. Die Kombination der Bands war abwechslungsreich und passend zugleich: Nachdem Kobra Paige mit ihrer Heavy Metal Kombo Kobra and the Lotus die Menge anheizten, legten die Prog-Metaller aus Göteburg Evergrey mit Songs aus ihrem gerade im September erschienenen Album (The Storm Within, VÖ 6/2016) noch eine Schippe drauf. Und als Delain endlich die Bühne enterten, war die Menge gut drauf und bereits warmgebangt und -gesprungen. Nach dreieinhalb Stunden war das komplette Spektakel vorbei und die Besucher strömten zum Ausgang, um nach einem gelungenen Konzertabend noch die letzte Bahn zu kriegen. Oder doch noch mal schnell beim Merch-Stand vorbei, denn Bier gab es im Grünspan ab der zweiten Hälfte der letzten Sets keines mehr.
KOBRA AND THE LOTUS
„Approved by Gene Simmons“, ein Attribut dass die kanadische Heavy Metal Kombo um Frontfrau Kobra Paige trägt, seit dem sie vor 5 Jahren von Simmons Rekords gesigned wurden – dem Label von Kiss-Ikone Gene Simmons. Auch wenn Sie mittlerweile bei Titan Rekords ihre Alben veröffentlichen, kann man nachvollziehen warum Simmons die Band damals unter Vertrag nahm: rockig kam die blonde Frontfrau daher, die ihre wallende Mähne zu den harten Riffs hin und her warf, den Mikrofonständer der Menge entgegen reckte und ihre Band und die Menge antrieb. Leider mit einem viel zu kurzen Set, dass mit „50 Shades of Evil“ kraftvoll beendet wurde.
Bildergalerie: So war KOBRA AND THE LOTUS live
EVERGREY
„Langhaarige Kerle, die trotz Hitze im Saal in Lederkutten schwitzend im schummrigen Licht auf Gitarren rumfummeln und ins Mikrofon grölen.“ Und außerdem waren „alle Songs viel zu lang“. Dies war die Rezension einiger Delain-Fans meines Vertrauens, die offensichtlich gut ausgeleuchtete weibliche Reize auf der Bühne brauchten um Metal genießen zu können. Das Ganze fällt unter den Namen Progressive Metal und Evergrey sind seit ihrem Debüt-Album 1998 aus dem Genre nicht wegzudenken und werden oft mit Dream Theater und Ted Monrose verglichen. Auch im Grünspan zeigten die Veteranen aus Göteburg, dass sie sich ihren Ruhm und den Erfolg ihren neues Albums „The Storm Within“ verdient haben. Eröffnet wurde das – auch diesmal leider viel zu kurze – Set mit „Passing Through“ gefolgt von fünf weiteren Songs aus dem letzten 10 Jahren. Düstere Atmosphäre, kraftvolle und finstere Songs machen Evergrey aus, deren Texte sich mit Tod, Paranoia und religiösem Fanatismus befassen. Zwischen den Songs sind die Schweden nett, scherzen mit den Fans, bedanken sich für den Support, erwidern den Applaus in dem sie den Gästen applaudieren und dann hauen sie wieder in die Saiten und Tasten. Zum Schluss besingen sie mit „King of Error“ den Geltungs- und Selbstinszinierungswahn der heutigen Welt und den den tiefen Abgrund der sich da runter auftut. Und ja, der Song ist über 7 Minuten lang! Deal with it.
Bildergalerie: So war EVERGREY live
DELAIN
Ein großer Bühnenumbau, Keyboard und Schlagzeug auf einem hohen Podest, dazwischen ein Plattform wo je ein Bandmitgleid über dem anderen stehen kann, das Logo groß auf der gesamten Rückwand, vorne nur eine leergeräumte Bühne und 3 Mikrofonständer. Der mittlere mit einer metall-ummantelten Lichtsäule mit ständigem Farbwechsel. Die Bühnenausstattung von Delain war eindeutig auf einem höheren Level als bei Evergrey und Kobra and the Lotus. Die vom Ex-Whithin-Temptation-Keyboarder gegründete niederländische Melodic Metal Band machte aus der kleinen Grünspan-Bühne eine Location, die sich vor größeren Sälen nicht verstecken musste. Und auch die einzelnen Band-Mitglieder wussten routiniert ihre Rollen auf der Bühne zu spielen. Nicht nur ihre Instrumente, wobei eine Kombination aus einer 7-saitigen und einer 8-saitigen Gitarre mit dem entsprechenden Geschick der Gitarristen sehr schöne Melodien zaubern können. Das dumpfe Growlen des Bassisten war eine passende Ergänzung zu der beeindruckenden, aber für Metal fast schon ein tick zu freundlichen Stimme der Sängerin Charlotte Wessels. Diese wurde nicht müde, während des 1,5-stündigen Sets sich vom Publikum nach jedem Song noch einen zweiten oder dritten Applaus abzuholen und sich feiern zu lassen. Gab dann aber auch die so erhaltene Energie mit Zins und Zinseszins an die begeistert mit-klatschende, -singende und schreiende Menge zurück.
Jeder Ton, jede Bewegung auf der Bühne saß perfekt und doch gab es auch immer wieder auflockernde Momente. Zum Beispiel wenn der fast 2 Meter große Bassist der 1,60 m großen Gitarristin zwischen zwei Songs kurz den Kopf tätschelt. Wie es sich gehört,ging die Band nach „Not enough“ von der Bühne, wie es sich gehört kamen sie nach lautem Applaus wieder zurück und spielten „Mother Machine“, „Don’t let go“ und „We are the others“ als Zugabe. Und wie es sich gehört, stand kein Zuschauer im Grünspan während der Zugabe still, sondern klatsche, sang und sprang mit, so wie es Charlotte auf der Bühne vormachte.
Bildergalerie: So war DELAIN live
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Delain Live 2016
Mi., 19.10.2016 = Berlin (Columbia Theater)
Do., 27.10.2016 = Wien (Szene)
Fr., 28.10.2016 = München (Backstage)
Sa., 29.10.2016 = Aschaffenburg (Colossaal)
Delain-Tickets gibt es hier: Eventim
Weitere Informationen unter:
www.delain.nl oder auf Facebook und Twitter
Danke an:
Mark Carsten für Bilder und Text