»Breaking Benjamin« spielen erstes Deutschland-Konzert überhaupt in Berlin


Breaking Benjamin

Lange mussten sich die deutschen Freunde der guten Musik gedulden, um diesen Tag zu erleben. Seit der Gründung 1998 hat es die Band Breaking Benjamin nicht geschafft ihren Kontinent zu verlassen, Grund dafür war die panische Flugangst des Frontmanns Benjamin Burnley. Nachdem sich der Chef Burnley 2010 eine kurze Aussortierung gönnte, steht er an diesem ausverkauften Abend mit seinen neuen Musikern auf der Bühne. Bevor aber der Traum heute Abend für den Einen oder den Anderen wahr wird, eröffnen Starset aus Columbus, Ohio den Abend.

Pünktlich zum Einlass überlegt sich der Wettergott ein wenig Regen auf Berlin niederprasseln zu lassen. Aber keine Angst, zur Feier des Tages hat sich die Security überlegt die Leute in Gruppen einzuteilen, damit der Eingangsbereich nicht zu überflutet wird. Im Saal angekommen, stehen die Gäste oberkörperfrei und wringen ihre klitsch-nassen Shirts aus und lachen. In Zusammenarbeit mit dem Merchandising-Gott gibt es jetzt die Möglichkeit ein neuen, trockenen Artikel der Bands zu erwerben. Nach einer halben Stunde Verspätung, startet die Vorband Starset, die die ersten Versuche wagen, die Gäste des Huxley’s mit ihrem abgespaceten Set zu trocknen.

Vier Männer betreten die Bühne, drei der Musiker haben beleuchtete Schutzhelme auf. Sie beginnen mit einem heftigen Sound der jedoch von der Anlage nur kraklig an den Mann gebracht wird. Schnell merke ich, wie der digitalisierte Kemper-Sound zu perfektionistisch wirkt. Der Sound klingt trocken und ohne Makel und der echte Druck des Röhrensounds geht dadurch leider verloren. Die harten Breakdowns und die zum Höhepunkt arbeitende Stimme des Sängers wirken nach vorne hin sehr schwach. Die Idee des maskenlosen Frontmanns Dustin Bates, mit zwei Mikrofonen zu singen, ist genial. Über das eine Mic, welches vermutlich mit dem Riesen-Synthesizer verbunden ist, kratzt er nah am Verderben der Menschheit, mit dem normal eingestellten Mikrofon zeigt er die emotionale Seite seiner Stimme. Was für ein Synthesizer! Er steht vor einem riesigen durchsichtigen Touchpad-Bildschirm auf der Bühne, ähnlich wie ein Flachbild-Fernseher aussehend, worüber er seine Stimme und elektronische Sounds steuert. Nicht unbekannt scheinen sie zu sein, die erste Reihe ist mit einigen Textpassagen sicher. Fast eine Stunde spielen Starset ihr außergewöhnliches Set. So langsam macht sich das Wetter auch in der neuen Welt bemerkbar, die Schwüle gnadenlos breitet sich aus.

Bildergalerie: So war STARSET live:

Um 22 Uhr enden viele Konzerte, doch Breaking Benjamin betreten jetzt erst die Bühne. Das Licht geht aus und das Intro von „So Cold“ wird eingespielt und auf einmal stehen sie auf der Bühne. Wow. Zu Beginn starten die Europa-Neulinge gleich mit einem ihrer Hits. Einen besseren Start können sich die Fans kaum erträumen. Der Saal bebt, die Gäste kreischen und applaudieren ohne Ende. Das ist immerhin das erste Deutschland-Konzert überhaupt! Frontsau Benjamin Burnley muss oft wiederholen, wie stolz und glücklich er ist hier zu sein. Jedem ist beim Fliegen wohl schon einmal mulmig geworden. Doch bei Burnley ist es etwas anders, er hat panische Angst vor dem Fliegen und 2010 führte es dazu, dass seine alten Bandkollegen nicht mehr mit seiner Phobie zurecht kamen, sodass Breaking Benjamin dadurch soagr zerfiel. Man weiss nicht, wie er es über den großen Teich geschafft hat, ob im Gummiboot und mit Schwimmflügeln oder narkotisiert, von seinen neuzusammengewürfelten Bandmitgliedern, durch eine in den Tee geschmuggelte Schlaftablette. Wie damals BA Baracus vom A-Team – aber eines ist sicher, er ist in Berlin angekommen – und die Erleichterung ist ihm förmlich anzumerken.

Bildergalerie: So war BREAKING BENJAMIN live:

Der Sound ist erschreckend genau so fett wie auf den alten Platten. Die aktiven EMG-Pickups drücken auf den Anschlag genau durch die Anlage, trotzdem sind Soloeinlagen perfekt hörbar. Die Drums sind so technisch genau, dass man selbst die HiHat genau raushören kann. Die melodischen Breakdowns, gepaart mit dem Wechsel der cleanen, markanten Vocals und dem höllenfressenden Geschrei, machen das Gesamtpaket Breaking Benjamin zur absoluten Apokalypse. Genau so wünscht man sich das, wenn man das Debütalbum 2002 das erste Mal gehört hat. Nachdem Benjamin versucht den nächsten Song einzustimmen, passiert etwas was, einem live nicht passieren sollte. Ein unvorhersehbarer technischer Defekt. Aber Benjamin und die Band lachen und brechen kurzerhand den Versuch ab. „Hier ist der Mann, der für den Ausfall zuständig ist, aber ich liebe ihn – unser Tontechniker“ spricht Benjamin ins Sprachrohr. Der Saal feiert und fühlt sich zuhause. „Ok… bevor es weiter geht, habe ich noch eine wichtige Frage an Euch: wer von Euch folgt mir eigentlich auf Instagram?“ scherzt er weiter.

Endlich, nach dem dritten Versuch läuft der Song, das Publikum ist gerührt und schwingt die digitalen Feuerzeuge in der Luft im Takt. Die Bühne und Benjamin Burnley verschwinden im Dunkeln und es folgt die erste Ordnung. Der Frontmann erscheint mit einem roten Lichtschwert wieder und es ertönt der Star Wars-Soundtrack in einer gepflegten Metal-Version. Überleitend geht es mit einem Nirvana Cover – Smells like Teen Spirit – weiter und das sogar verdammt gut.
Im Encore kommt endlich der Song auf den alle warten, „Diary of Jane“! Mann! Was für ein Auftakt für diese tolle Band! Wir hoffen, ihr kommt bald wieder. Wer es im Vorfeld geschafft hat, Rock am Ring-Tickets erwerben, der hat die Chance Breaking Benjamin am nächsten Wochenende (3. –5.6.) nochmal in Mendig zu feiern. Bis Bald.

Das aktuelle Album von Breaking Benjamin gibt’s bei Amazon:
„Dark Before Dawn“ Audio-CD„Dark Before Dawn“ MP3-Download
oder „Dark Before Dawn“ Vinyl-LP

Breaking Benjamin Live 2016

Di., 14. Juni 2016 = Hamburg, Docks

Tickets für Breaking Benjamin bekommt ihr hier: Eventim

Weitere Informationen unter: breakingbenjamin.com
oder auf Facebook und Twitter

Danke an:
Christoph Eisenmenger von Basslord Pictures (Text und Fotos)