Unsere Highlights: Rock am Ring 2018 am Sonntag


(Bild: stagr / Dominik Fiolka)

Nach Freitag mit heftigem Regen und Gewittern, hat sich bereits der Samstag mit mäßigen Temperaturen gezeigt, nun am letzten Festivaltag greift der Wettergott nochmal ordentlich in die Trickkiste und beschert sommerlich-sonniges Wetter. Endlich! Und auch an der Musikfront geht es mit Bands der Extraklasse am dritten Festivaltag weiter (auch wenn das bedeutet, RaR2018 ist fast vorüber, schade). An den Start gehen z.B. Bad Religion, Chase & Status, Good Charlotte, RAF Camora, Trailerpark, Alma, Seasick Steve, PVRIS  und der wohl meist mit Neugierde erwartete und seltene Auftritt der Gorillaz. Und niemand geringer als eine echte Rock-Legende besetzt die Position des dritten Headliners für den Rock am Ring 2018 Sonntag: Foo Fighters! Es ist das dritte Jahr nach ihrem letzten Auftritt zur gleichen Gelegenheit nur an anderer Stelle, denn damals war es der Standort Mendig, an dem die weltberühmte US-Rockband zuletzt aufgetreten ist. 

Bad Religion

Die Punkrock-Urväter sind nicht zum ersten Mal bei Rock am Ring. Kein Wunder gehören sie doch zur Elite der weltweiten Punkbands mit Millionenfach verkaufter Alben. Bad Religion sind nicht nur für erstklassigen Punkrock und klare politische Statements bekannt, sondern auch für ihre eher kurzen Songlängen. So hat der Sechser eine beachtliche Setlist mit dabei – da bleiben kaum Wünsche offen. Musikalisch natürlich auf höchstem Niveau. Die „alten Herren“ des Punkrock fegen routiniert über die Bühne und zeigen einmal mehr, dass sich Punkrock und Erfolg nicht beißen. Frontmann Greg Graffin würzt zwischen den Hits immer wieder mit kleinen Anekdoten, lässt aber insgesamt die Musik für sich sprechen.

The Bloody Beetroots

The Bloody Beetroots – das Projekt und gleichzeitige Pseudonym gehört dem italienischen Electro-Produzenten Sir Bob Cornelius Rifo. Gegründet wurde es im Jahr 2006 gemeinsam mit DJ Tommy Tea. Das Markenzeichen des Dubstep-/Electro-Duos sind die Venom-Masken, die man den Spider-Man-Filmen kennt. Live und für Musikaufnahmen werden die beiden aber auch noch von Edward Grinch unterstützt. Mit „The Great Electronic Swindle“ ist im vergangenen Jahr das dritte Studioalbum auf den Markt gekommen. Auf der Crater Stage springen The Bloody Beetroots im wahrsten Sinne des Wortes auf die Bühne. Frontmann Bob Rifo zeigt sich in absoluter Bestform, rennt und hüpft über die Bühne wie ein Flummi und sucht mehrfach die intensive Nähe zu Publikum und sogar den Fotografen. Neben zahlreichen Stagedives in der Menge geht Bob mit seiner Gitarre in den Bühnengraben und lässt die Fans der ersten Reihen gemeinsam mit ihm darauf spielen. Was für ein Live-Erlebnis!

Chase & Status

Chase & Status sind ein in London lebendes Electronic-Duo, das seine Musik aus den Genres Drum and Bass und Dubstep produziert. Da kann man live schon mal direkt mit einem echten Sound-Feuerwerk rechnen. Die beiden smarten Londoner Saul Milton und Will Kennard sind bekannt dafür, auf ihren Scheiben auch tolle Gäste wie Emili Sande oder Craig David zu holen. Ein kleiner Vergleich mit The Prodigy sei hier gestattet. Wobei Chase & Status sehr viel eigenständiger und abwechslungsreicher klingen. Hier harmonieren Vocals und Electroklänge einfach perfekt, langweilig wird da nix. Es ist schon kunstvoll, wie das Duo all die verschiedenen Musik-Spielarten derart geschickt mit Drum and Bass vermischt und damit auf der Rock am Ring-Bühne ein echtes Klanggewitter vom Stapel lässt. Von Anfang bis Ende mehr als nur gut hör- und tanzbar und damit einfach richtig stark.

Good Charlotte

Sie sind wieder da! Good Charlotte, die Band mit den beiden eineiigen Zwillinge Benjamin und Joel Madden gehört bereits seit über 20 Jahren zur Speerspitze in der US-Pop-Punk-Szene. Die Gründungsmitglieder von Good Charlotte sind alle zusammen zur Schule gegangen, dann im Jahr 2000 der erste Plattenvertrag. Der internationale Durchbruch ist schließlich mit dem 2002er-Album „The Young & The Hopeless“ erfolgt, weitere vier erfolgreiche Werke plus unzählige Tourneen sind danach gekommen. Aber dann musste die Band mal Luft holen. 2010 haben Good Charlotte eine Auszeit verkündeten, die fünf Jahre andauern sollte. 2015 dann die Wiederbelebung, mit „Youth Authority“ dazu dass überzeugende Comeback-Album. Dass der Elan und die Energie der Band noch immer ungebrochen ist, beweisen Good Charlotte nun auf der Volcano Stage. Die deutschen Fans rasten förmlich aus. Volle Breitseite gibt es den Punkrock-Sound gepaart mit poppigen Melodien von der fünfköpfigen Truppe vor den Latz geknallt. Zum Glück sind weitere Konzerttermine für Deutschland geplant, zwar erst in 2019, aber dann hält der Februar immerhin fünf Shows in München, Köln, Offenbach, Berlin und Hamburg bereit.

Rise Against

Schon bevor es losgeht kocht die Stimmung im Infield. Nicht nur, weil die Sonne ungehindert herabbrennt, die Massen wollen endlich abgehen. Die Sonnenstrahlen im Gesicht und in jede Menge Bühnennebel gehüllt, geben Rise Against sofort Vollgas. Die Band springt, rennt und entertaint die Fans. Leadsänger Tim Mcllrath und seine Hardcore-Punker haben Bock und fletschen die Zähne. Dazu geht es textlich immer in die richtige Richtung: politisch korrekt nutzen sie ihre internationale Punk-Plattform, um sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Daumen hoch. Heute heißt es jedenfalls genießen, denn Rise Against spielen in diesem Jahr nur die beiden Termine Rock am Ring und Rock im Park, sowie nächste Woche beim Nova Rock in Österreich. Dass Rise Against aber auch ruhigere Töne anschlagen können (und wollen) wird in Kürze (ab 27. Juli 2018) in der folgenden Beweiskette deutlich: Es wird nämlich eine Akustik-Compilation namens „The Ghost Note Symphonies, Vol 1.“ von dem Hardcore-Quartett geben. Wir finden’s geil!

RAF Camora

RAF Camora, der Wiener-Berliner ist heute mit seinen Kumpels von der (187ner) Straße und vor allem Bonez MC in der Eifel. Eigentlich erwartet wird auf der Crater Stage an diesem Abend nur ein Gast, die Fans bekommen aber Zwei. Und warum ist das so? Wer 187 Strassenbande kennt, weiß, dass RAF Camora und Kollege Bonez MC eigentlich kaum noch alleine durch die Lande ziehen. Noch während Bonez MC mit den 187ern in einem Zug Szene und Land übernimmt und RAF Camoras „Ghøst“ durch die Top Fünf geistert, ist das Strassenbanden-Oberhaupt und der Indipendenza-Chef schon wieder ganz woanders: unter Palmen, in der Karibik, weiter „Geschichte“ schreiben. Auf YouTube sorgten die beiden mit „Palmen aus Plastik“ für einen wahren Sturm und das gemeinsame, gleichnamige Album ist ebenfalls von Erfolg gekrönt. Bonez und RAF machen Dancehall auf Deutsch endlich mal cool. Auf der Bühne ergänzt sich das Duo perfekt – RAF Camora, der Wiener-Berliner, als singender Produzent von Reggae-beeinflussten Trap-Brettern – Bonez, dessen Grime-Flows und Hooks an die chattenden Deejays der jamaikanischen Soundsystem-Kultur erinnern. Die beiden Freunde haben da ein wirklich krasses Feature geschaffen.

Foo Fighters

Ein absolut würdiges und spektakuläres Konzert für den Rock am Ring 2018 Sonntag liefern die dritten Headliner Foo Fighters auf der Volcanostage ab. Klar, es kommen auch noch die Gorillaz um 0:00 Uhr, aber die US-Rockband  jetzt hat immerhin eine 23-jährige Musikgeschichte auf dem Buckel. Frontmann Dave Grohl und seine fünf Bandkollegen sorgen für eine völlig überfüllte Fläche in den drei Wellenbrechern und musikalisch kann es natürlich nur eine Richtung geben: harte Hooklines, bratzige Gitarren und dazu die catchy Refrains des charismatischen Leadsängers. Zwanzig satte Songs (z. B. „Times like these“ oder „Learn to fly“ und Best of you“) umfasst die Setlist der US-Rocker und lässt ganze zwei Stunden lang eine geballte Stimmung aufkochen. Mit ihrem aktuell veröffentlichten Album „Concrete and Gold“ (VÖ 2017) ist ein weiterer Karriere-Meilenstein für die Foo Fighters gelegt und sicher ist, es wird nicht der Letzte gewesen sein.

Bilderbuch

Es ist gar nicht leicht jemandem zu erklären, was genau Bilderbuch eigentlich ausmacht: Prince gemischt mit Falco? Und vielleicht gar einer Spur Reinhard Fendrich? Und ob! Aber doch auch ganz anders. Eine Melange aus Soul, Funk, Hip-Hop, Boyband und Austropop. Aus Lässigkeit, Melancholie, hintergründigem Humor und jeder Menge witzigem Schwachsinn. Diese Art, wie Lead-Sänger Maurice Ernst nach Belieben die deutsche Sprache staucht, dehnt und in Scheiß-der-hund-drauf Manier mit englischen, spanischen, wienerischen, italienischen Elementen spickt und neu erfindet. Das ist Sex pur. Das Publikum gerät zuverlässig in Ekstase, wenn Gitarrist Michael Klammer sich um seine Gitarre windet oder Peter Horazdovsky unaufgeregt die Bassgitarre bearbeitet. Drummer Philipp Scheibl schleppt den Beat genau richtig durch und Maurice schreitet gockelhaft zwischen den Gitterstäben des Bühnenbildes umher um dann lasziv den Allerwertesten in die Menge zu recken: „Sag es laut. Jaul es raus. Gib es zu. Du bist hinter meinem Hintern her.“ – Ja, das sind wir!

GORILLAZ

Fast ist der Rock am Ring 2018 Sonntag auch schon wieder vorbei. Wer noch nicht nach den Foo Fighters das Gelände verlassen hat,  schaut unbedingt noch den allerletzten Act des diesjährigen Line-ups an und atmet dabei die Festival-Nürburgring-Atmosphäre noch einmal tief ein. Auf dem Programm steht jedenfalls eine eher ungewöhnliche Band, die auch nicht allzu oft live zu sehen ist – sich vor allem aber eigentlich gar nicht recht als Live-Kombo versteht, sondern aus vier Comicfiguren besteht – 2D (Leadgesang und Keyboard), Murdoc Niccals (E-Bass), Noodle (Leadgitarre und Hintergrundgesang) und Russel Hobbs (Schlagzeug und Perkussion). Ein realen Bezug zu den Musikern, die heute die Gorillaz auf der Bühne repräsentieren gibt es nur im weit gefassten Sinne. Viel mehr vereint das Crossover-Projekt eine wechselnde Gruppe von Musikern und Produzenten, die hier ihre Ideen ausleben. Das Debütalbum „Gorillaz“ hat sich in 2001 über sieben Millionen Mal verkauft, die Single „Clint Eastwood“ läuft bis heute in den Radioshows rauf und runter. Mit „Feel Good Inc“ gibt es aber noch eine zweite Single, die (vom zweiten Album „Demon Days“) den meisten Ringbesuchern bekannt sein sollte.  Was die Songs der Gorillaz ausmacht, ist die Vielseitigkeit der Stile, die sich gekonnt ineinander verschlingen. Von Rap, bis Dubstep über Poprock bis Electro-Pop und R&B kann ein findiger Musikkenner hier alles entdecken. Schwere Bässe und Hip-Hop-Beats wabern von der Crater Stage aus auf das Field, gemischt mit bunter Lightshow und dazu den typischen Comicstyle-Figuren auf der LED-Wand im Hintergrund. Mit großem Aufgebot an Musikern und Backgroundsängerinnen präsentieren die Gorillaz natürlich ihre Glanzstück-Hits, aber auch viele experimentelle Songs finden Platz auf der Setlist.

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