So war das Reload Festival 2019 am Freitag


Reload Festival 2019
Tag 1 beim Reload Festival 2019 – der Freitag, mit Bands wie Airbourne, Sabaton, Lordi uvm (Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

Die Festivalsaison 2019 ist fast schon fast wieder vorüber. Aber auch nur fast. Am 23. und 24. August ist es endlich wieder einmal soweit: das Reload Festival 2019 öffnet seine Tore. Es ist bereits das 13. Mal und auch dieses Jahr wird mit dem Line-up wieder Gas gegeben. Es stehen Sabaton, Bullet For My Valentine, Airbourne, Hatebreed und jede Menge weitere Hochkaräter auf dem Plan. Auch wenn die Namen ein großes Festival vermuten lassen, ist das Reload mit rund 15.000 Besuchern immer noch familiär. Außerdem spielen alle Bands auf der gleichen Bühne, das bedeutet keine Überschneidungen und damit auch keine Angst, auf eine seiner Lieblingsband verzichten zu müssen. Abgerundet wird das alles aber durch das sommerliche Wetter. Auf dem Reload regnet es eigentlich eh nur selten und wenn, dann nur kurz. So bleibt es auch in diesem Jahr bei besten Temperaturen, was im Gegenzug viel Staub bedeutet. Inzwischen ist der viele Staub aber auch mehr oder weniger ein Markenzeichen des Festivals.

Pressure Recall

Die erste Band des diesjährigen Festivals hat direkt mit Verspätungen zu kämpfen. Sollte diese ursprünglich um 11:20 Uhr starten, wird zu dieser Zeit erst das Infield geöffnet. Damit verschiebt sich das Programm um 20 Minuten nach hinten. Als die Band dann anfängt, ist einiges los vor der Bühne. Sehr zur Freude der Band, die ihren ersten Auftritt nach über 4 Jahren spielt und ihren Auftritt auf Facebook streamed. Der Nu-Metal der Band ist der perfekte Opener für das Festival und den Tag. Pressure Recall rüttelt einen nach dem ersten Song wach und setzt damit schonmal die passende Stimmung für das, was noch kommen sollte.

Evergreen Terrace

Langsam wird es voller in den hinteren Reihen. Evergreen Terrace hätte die Leute aber lieber vorne. So sagt uns Sänger Andrew „Drew“ Carey “we brushed our teeth, we have good breathe, so come closer” was dann auch passiert. Allgemein ist dieser erst wieder seit zwei Jahren Teil der Band, nachdem dieser zwei weitere Jahre zuvor austrat. Neues Material der Band gibt es seither nicht. Das letzte Album ist von 2013. Dies braucht es aber auch nicht. Zu altem kann genauso gut gefeiert werden wie zu neuen. So sehen wir auch beim zweiten Song schon den ersten Circle Pit des Tages. Staub inklusive.

Thundermother

“Alright Reload, are you ready for some Rock ‘n’ Roll?” – mit diesen Worten begrüßt uns Sängerin Guernica Mancini und bekommt dafür viel Applaus. Zwar wurde 2017 fast die ganze Band ausgetauscht, merken tut man davon aber nicht viel. Die Stimmung könnte nicht besser sein. Schuld daran ist auch das einzige verbliebene Gründungsmitglied und Gitarristin Filippa Nässil, die neben dem spielen auch einfach mal ein Bier leert und im Anschluss mit der leeren Flasche in der Hand weiter spielt. Erst zum Gitarrensolo danach stellt sie die Flasche wieder ab. Das einzige Manko an der Show is etwas, wofür die Band nichts kann. Die Sonne knallt auf die Köpfe der Fans und versucht diese vergeblich in den Schatten zu schicken. Abhilfe wird hier jedoch durch die Security mit einem Wasserschlauch geschaffen, der zugleich auch den Staub in Maßen hält.

Dog Eat Dog

“We are Dog Eat Dog and you are in the dog house” sagt uns Sänger John Connor als die Band die Bühne betritt. Einem Ort in dem wir gerne erstmal bleiben. “I think it time to go back to the 90s” führt er fort. Zurück in die Zeit, in der die Band den Grundstein für eine ganze Musikrichtung legte. Mit ihrer Mischung aus Punk, Metal, Hip-Hop und einem Saxophon gelten sie als die Pioniere des Crossovers, was sich deutlich bemerkbar macht. Man könnte meinen die Bühne ist eine Hüpfburg, so wie die Musiker konstant auf und ab springen. Vor der Bühne ist dies nicht anders. Und wird mal nicht gehüpft wird der Staub im Circle Pit aufgewirbelt. Zu “No Fronts” kommt dann noch Evil Jared auf die Bühne und springt mit umher bzw. mit Sänger John Conner ins Publikum. Hat zwar keinen tieferen Sinn, aber macht ordentlich was her.

Nasty

Wo Nasty drauf steht, ist auch Nasty drin. Wie auch die Woche zuvor beim Summer Breeze, werden hier keine Gefangenen genommen. Der Pit stellt einen neuen Größenrekord auf dem Festival auf. Der komplette Bereich vor der Bühne wirbelt so durchgehend staub auf. Schuld daran ist nicht nur die Musik, sonder auch Sänger Matthias Tarnath, der das Publikum immer wieder zum bewegen auffordert. “Four dudes doing fucked up music for a fucked up world” – so beschreibt sich die Band selbst, was auch zutrifft. Nicht nur in den Songs wird es sozialkritisch, sondern auch in den Ansprachen dazwischen.

Backyard Babies

Entspannter wird es im Anschluss bei Backyard Babies. Die Security sorgt dabei weiterhin für Abkühlung, sonst wäre es vor der Bühne auch nicht auszuhalten. 30 Jahre steht die Band inzwischen auf der Bühne. Die Erfahrung sieht man ihnen an. Routiniert spielt diese ihr Set runter, ohne dabei viele Worte zu verlieren. Darunter leidet leider auch etwas die Show. Auf der Bühne passiert nicht wirklich viel. Ein paar Schritte vor und zurück sind hier das Maß aller Dinge. Im Publikum ist das fast genauso. Ein Pit ist eher selten zu sehen. Hier wird eher im Rhythmus sein Kopf geschwungen. Vollgas muss ja auch nich immer sein, dafür ebnet Backyard Babies den Weg für die folgenden Bands.

Sondaschule

Diesen Weg nehmen Sondaschule direkt für sich ein. Voller kann es vor der Bühne wohl kaum noch werden. Ebenso so die Party. Vom ersten Song an “Sondaschule” ist das Publikum voll dabei unter eröffnet sofort den Pit. Spätestens bei “Amsterdam” ist es dann auch lautstark zu hören. Der ständige Wechsel zwischen Pit und Mitsingen zieht sich über den ganzen Auftritt und lässt damit wenig Zeit zum durchatmen. Lediglich die Ansprachen von Sänger Costa Cannabis Sorgen für ein wenig Pause. Den Abschluss macht der Song “Bist du glücklich?” was wir uns natürlich auch fragen. Die Lösung der Frage gibt uns die Security, die mit am feiern ist. Nach diesem Auftritt ist wohl wirklich jeder glücklich.

Soilwork

Soilwork haben an diesem Tag etwas Pech. Ihr Sound ist an diesem Tag etwas matschig und der dröhnende Bass aus den Boxen fehlt fast komplett. Dies ist besonders beim zweiten Song “Like the Average Stalker” auffällig. Der Party nimmt es dennoch nicht den Wind aus den Segeln. Auf der Bühne wird sein Bestes gegeben, dem Publikum immer wieder eingeheizt und gepost, als hätte man sein Leben lang noch nichts anderes getan. Das Set besteht dabei zum Großteil aus dem neuesten Werk der Band “Verkligheten”, was zusätzlich gut ankommt. Im Publikum gibt es daher ein Pit nach dem anderen und ab und an lässt sich auch ein Crowdsurfer blicken.

Lordi

Wer nicht nur was fürs Ohr sondern auch fürs Auge möchte, ist bei Lordi genau richtig aufgehoben. Im letzen Jahr erschien ihr aktuelles Album “Sexorcism”, wessen Titeltrack auch der erste des frühen Abends ist. Die ganze Show ist eine Augenweide. Immer wieder wechselt Mr. Lordi das Kostüm und seine die Accessoires und heizt dem Publikum weiter ein. Der letzte Song ist, natürlich, “Hard Rock Hallelujah”, bei dem das Publikum nochmal alles gibt. Dennoch kann der Auftritt mit einem weinenden Auge betrachtet werden. Es ist das letzte Konzert mit dem langjährigen Bassisten Samer „Ox“ el Nahhal, welcher die Band verlassen wird. Bei einem langen Bass solo wird er nochmal ordentlich gefeiert. Plötzlich steht auch das Outro der Band mit dem Titel “The Night the Monsters Died” unter einem anderen Stern, denn dieses Monster werden wir so schnell nicht wieder sehen.

Of Mice And Men

Wie man ein Show auf einen Schlag sehr viel interessanter machen kann, zeigen uns Of Mice And Men. Bei der aktuellen Tour hat Neu-Frontmann Aaron Pauley seien Doppelbelastung mit Singen und Bass spielen abgegeben und ist nur noch mit Mikrofon bewaffnet zu finden. Den Bass spielt aktuell Raad Soudani aus der befreundeten Band Volumes. Diese “kleine” Änderung sorgt für erheblich mehr Bühnendynamik. Pauly springt durchgehend über die Bühne und auch seine Stimme wirkt viel präziser und allgemein besser. Das ist genau das, was die Band gebraucht hat um ihre Show wieder auf das Level von vor wenigen Jahren zu heben, als der ehemalige Sänger Austin Carlile aufgrund Herzproblemen die Band verlassen musste. All dies merkt man auch im Publikum sofort. Es ist viel aktiver als man es von den letzten Auftritten der band gewohnt ist, sodass auch hier der Staub nicht mehr auf dem Boden landet. Und er in der Luft wird verbrannt. Die Pyro Show lässt sich am besten mit den Worten eines Fans beschreiben: “Mega geil”.

Airbourne

Wer vor dem Headliner nochmal entspannen wollte, hat die Rechnung ohne Airbourne gemacht. Es ist unglaublich was für eine Energie von den Australiern ausgeht. Und mitten drin ist Gitarrist und Sänger Joel ‚Keeffe, die wohl größte Rampensau des Festival. Eine Pose jagt die nächste und zwischen de ganzen schafft er es auch noch zu singen. Dazu gibt es immer wieder ein Gitarren Solo und Feuer wo man hinschaut. Die Show is damit genau das, was man von der Band erwartet. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Der Höhepunkt mit einer Klettereinlage auf die Bühne von O`Keeffe fällt jedoch aus. Man wird ja eben auch nicht jünger, auch wenn das neuste Album der Band “Breakin’ Outta Hell” dies nicht vermuten lässt.

Sabaton

Den ganzen Tag war die Bühne nur halb benutzbar, weil Sabaton ihre Bühnenshow schon aufgebaut hatten. “We are Sabaton and this is Ghost Division” – diese Worte von Joakim Brodén sind wohl jedem Fan der Band geläufig. Auch heute sind es wieder diese Worte, mit denen Sabaton mit einem Knall auf die Bühne stürmt und den Song anstimmt. Die Bühne ist übersät mit Sandsäcken, Stacheldraht und einem Panzer, auf dem das Schlagzeug steht. Aber dies ist nur Nebensache. Sabaton wäre nicht Sabaton wenn sie nicht Unmengen an Pyro dabei hätte. So auch heute, wo diese im Sekundentakt zündet. Zünden tut auch das Publikum. Von Beginn an wird laut mitgesungen und immer wieder ein “noch ein Bier”-Chor angestimmt. Das Set ist nicht auf das kürzlich erschienene Album “The Great War” beschränkt, sondern ist ein bunter Mix der letzten 15 Jahre. Eine grandiose Show, die den Abend passend beendet.

Das war der Reload Festival 2019 Freitag und damit ist die Hälfte dieses genialen Festivals auch schon wieder rum. Die Nacht treibt einen anschließend auf den staubigen Acker zu einem letzten Bier mit den neuen Zeltnachbarn, bevor es am nächsten Morgen dann fast schon wieder heißt „Zelt abbauen“. Aber dies ist ein Gedanke für einen anderen Moment, nun freuen wir uns erstmal auf den letzten, mit Programmpunkten vollgepackten Tag.

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