So war das Lollapalooza Berlin 2018 am Samstag


Lollapalooza berlin 2018 / Lollaberlin 2018
(Bild: stagr / Julia Langmaack)

sofi tukker

Der Erfolg von Sofi Tukker war alles andere als geplant. Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern haben sich im Rahmen einer Kunstausstellung getroffen, verstanden sich prächtig, und haben beschlossen gemeinsam Musik zu machen. Und zwar erschufen die beiden einen wilden Bastard aus Pop, Dance, Jungle und portugiesischen Elementen. Mit ihrer 2016er Debüt-EP „Soft Animals“ haben sie direkt ihr Gespür für Radiohits bewiesen, landeten ebendort gutplatziert und mit „Drinkee“ sind sie dann auch noch in einem Apple-Watch-TV-Spot gelandet. Was für eine Story. Das sympathische Duo scharrt vor der Alternative Stage eine richtige Ansammlung an Fans und spielt ein großartiges Live-Set.

Casper

Casper und seine tiefe, raue Stimme brauchen nur wenige Sekunden, um bei den Festival-Besuchern absolute Abrissstimmung abzurufen. Liegt vor allem auch daran, dass Casper ein Energiebündel sondergleichen ist. Benjamin Griffey (so sein richtiger Name) legt mal wieder ordentlich Kilometer zurück auf der Bühne. Mit einer Wahnsinns-Power springt und rennt er wie über die Stage, damit auch ja kein Fan links oder rechts zu kurz kommt. Als Highlight des Abends performt er zusammen mit Marteria von seinem nagelneuen Album „1982“ – neun Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Song „Rock’n’Roll“ haben sich Casper und Marteria erneut zusammengefunden um ein großartiges Collabo-Album zu erschaffen. Der aktuelle Sound der Herren Griffey und Laciny macht eindeutig Laune.

ferg

Darold D. Brown Ferguson Junior – so sein bürgerlicher Name – hat schon 2013 mit seinem Debüt „Trap Lord“ bewiesen was er drauf hat und konnte darauf alte Helden wie Onyx und Bone Thugs-n-Harmony begrüßen. Schließlich hat sein langjähriger Freund ASAP Rocky ihn ermutigt, seine Musikkarriere zu verfolgen. Der US-Rapper ist mit ihm zusammen auch Mitglied im Hip-Hop-Kollektiv ASAP Mob und hat erst in 2013 mit seinem Debüt „Trap Lord“ und später 2017 mit seinem dritten Album „Still Striving“ ordentlich die US-Charts aufgemischt. Auch seine Hitsingles mit Nicki Minaj oder G-Eazy haben ordentlich viele Hörer begeistert. Mit insgesamt 9,9 Millionen regelmäßigen Hörern ist Ferg auf Spotify ebenfalls sehr beliebt.

the national

Ein paar Herren ziehen nach New York, nennen sich The National und liefern ein selbstbetiteltes Debütalbum im (zumindest für die USA) schicksalshaften Jahr 2001 ab. Irgendwo im folk- und americana-Bereich ist ihr sound angesiedelt, drückt und sprengt aber nach außen vielleicht etwas ähnlich wie Nick Cave oder Tom Waits. Sänger und Frontmann Matt Beringer setzt gekonnt seine kräftige Stimmlage ein, irgendwo zwischen sonoremBariton und krächzendem Geheule. Seit fast 20 Jahren spielen The National schon ihren düsteren, atmosphärischen Rocksound. Auf dem aktuellen Album „Sleep Well Beast“ zeigt sich die Band politisch wie nie. Warum auch nicht? Dass The National packende Texte können, haben sie schließlich oft genug bewiesen und die knurrige Stimme von Matt Berninger scheint ja auch wie gemacht für wütende Ansagen.

the weeknd

Hinter The Weeknd, von dem man am Anfang nicht ganz wusste, ob es sich um eine Person oder eine Band handelt, steckt der Kanadier Abel Tesfaye. Mit seinem emotionalem Falsettgesang und den düster schimmernden Produktionen ist er zum heißgehandelten R&B-Star aufgestiegen. Das offizielle Debüt-Album „Kiss Land“ ist 2013 erschienen und direkt auf Platz 2 geschossen, im Folgejahr hat man The Weeknd als Gast auf der Ariana-Grande-Single „Love Me Harder“ hören können. 2015 ist dann „Beauty Behind the Madness“ mit den Singles „The Hills“ und „Can’t Feel My Face“ erschienen, 2017 ist dann „Starboy“ mit der Daft-Punk-Single „I Feel It Coming“ nachgerückt. 25 Millionen Hörer auf Spotify sprechen eine klare Sprache und das zahlreiche Lollaberlin-Publikum zeigt sich natürlich in heller Aufregung, als der Kanadier die Main Stage entert um seine R&B-Songs zu präsentieren.

armin van buuren

Als Armin van Buuren 2005 mit seiner Armin Only Show angefangen hat, wusste niemand, dass er es schaffen würde, so groß zu werden wie er heute ist. Die Hingabe an seine Kunst zeichnet den niederländischen DJ aus und hat ihm unzählige Erfolge, Preise und natürlich eine millionenschwere Hörerschaft eingebracht. Nicht umsonst wird er auch gerne „King of Trance“ genannt. Seit den 90er Jahren ist van Burren sogar schon in der (früher erstmal nur niederländischen, später natürlich auch internationalen) Dance-Szene aktiv. Zur Inthronisation von König Willem-Alexander der Niederlande hat der bodenständig gebliebene Erfolgs-DJ sogar extra ein Konzert gegeben und im vergangenen Jahr hat van Buuren sein 20-jähriges Musikbusiness-Jubiläum gefeiert.

K.I.Z

Als echtes Highlight des diesjährigen Lollaberlins gelten die in Berlin beheimateten Rüpel-Rapper. In diesem Jahr zwar sonst so gar nicht auf den Festivals des landes zu sehen, lassen sie sich hier zum Glück zu einer einzigen Liveshow hinreißen. Ihre eingängigen Texte sind gespickt mit viel schwarzem Humor und Sarkasmus über das deutsche Vaterland. Maxim, Nico, Tarek haben Deutschland mit ihrem „Charme“ angesteckt und zeigen, dass bei einem Deutschrap-Konzert nicht nur der Platz vor der Bühne rappelvoll wird – es wird gepogt, getanzt und abgefeiert. Provkoant und in bekannter K.I.Z. Manier wird alles abgewertet, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Der Publikums-Chor zeigt sich textfest bei jeder Strophe. Die Vierer-Formation erfreut sich noch am erfolgreichem Album „Hurra, die Welt geht unter“ (VÖ 2015) und vermehrt weiterhin seine Fangemeinde. Sex, Gewalt und Abwertung – scheint alles völlig normal. Die Hip-Hopper liefern jedenfalls eine energiegeladene Show die auf viel Gegenliebe stößt. So und nicht anders soll’s ja sein.

david guetta

Die meiste Zeit steht David Guetta hinter den Turntables des Ushuaïa Open-Air-Clubs auf der Sonneninsel Ibiza. Auch auf dem Tomorrowland lässt er sich gerne blicken und bringt die Menge vor der Mainstage zum Ausrasten. Obwohl es dank Kygo, Felix Jaehn oder Robin Schulz nicht an Nachwuchs-DJs mangelt, verteidigt Guetta seit einigen Jahren mit viel Herzblut und immer neuen tanzbaren Sounds seine Pole-Position als einer der erfolgreichsten DJs unserer Zeit – und dass er diesen Titel völlig zu recht trägt, zeigt Guetta bei seiner krachenden Liveshow eingerahmt in die einzigartige Kulisse des Olympiastadions. Mit 25.000 Besuchern ist das Stadion rappelvoll am Samstagabend, leider bedeutet das aber auch für viele Fans: draußen bleiben. Mit 70.000 Besuchern insgesamt und bei der parallel laufenden Show von K.I.Z wollen einfach jede Menge den Erfolgs-DJ und die einmalige Location erleben.