Lollapalooza Berlin 2016 – Tag 1: So war der Samstag


Lollapalooza Berlin 2016
(Bild: stagr / Julia Langmaack)

Die diesjährige Ausgabe des Lollapalooza Berlin ist am Sonntag Abend zu Ende gegangen und hat mit 140.000 Besuchern im Treptower Park einen Besucherrekord und einen zufriedenen Veranstalter hinterlassen. Befürchtete Schäden sind allerdings komplett ausgeblieben, lediglich die eh schon trockenen Rasenflächen sind nun restlos platt getreten. An zwei Tagen und auf vier großen Bühnen (Main Stage 1 und 2, Alternative und Perry’s Stage) fand das musikalische Programm mit über 70 Bands und Künstlern aus aller Welt statt. Aber auch darüber hinaus war das Attraktions-Angebot groß: kulinarische, künstlerische und spielerische Erlebnisse soweit das Auge reichte. Und für Familien mit Kindern gab es im Kidzapalooza Spielbereiche, Zirkusattraktionen, Riesenrad uvm. Die Lolla Fun Fair hielt allerhand Skurilitäten bereit und dazu habe es auch eine einzigartige begehbare Kunstinstallation namens Dreamscape. Kein Wunder also, dass das Lollapalooza Berlin direkt im zweiten Jahr zum größten innerstädtischen Festival Deutschlands herangewachsen ist. Respekt!

Mittlerweile ist das Festivalgelände mit seinen vier Bühnen, dem bunten Kidzapalooza und den unzähligen Essenständen und liebevollen Dekorationen längst zurückgebaut und ein Revival im Treptower Park ist ausgeschlossen. Aber klar ist zumindest schon, dass auch in 2017 wieder das Lollapalooza in Berlin stattfinden wird. Auch der Termin, das zweite September-Wochenende (9. & 10.9.2017), für die dritte Auflage ist bekannt gegeben worden. Nur gibt uns eben der Austragungsort derzeit noch ein Rätsel auf…

Lollapalooza Berlin 2017

Wann:  9. – 10. September 2017 · Wo: wird noch bekannt gegeben
Line-Up: wird noch bekannt gegeben
Tickets unter: Lollapalooza Berlin – Tickets gibt es in Kürze

Mehr Informationen unter: www.lollapaloozade.com oder auf Facebook und Twitter
Social-Media Hashtag: #lollaberlin

DUBIOZA KOLEKTIV

Ein paar Freunde aus Bosnien & Herzegowina gründen 2003 eine Band. Allerdings ist das Dubioza Kolektiv alles andere als eine gewöhnliche Band. Zwar mixen sie typische Balkan-Sounds mit Ska, Punk, Reggae, Elektro und HipHop – doch das in einer Zeit, in der es keine Musikindustrie, kaum Konzerte und schon gar keinen Platz für politischen oder künstlerischen oder Ausdruck gab. Sieben Alben hat das Dubioza Kolektiv mittlerweile im Gepäck und für ihr Schaffen gab es sogar den MTV European Music Award für den „Best Adria Act“ überreicht. Auf der Main Stage 1 spielen sie das allererste Konzert des Tages und ihre Live-Präsenz ist mitreißend, die Band hat Spass an ihrer Musik und lässt sich gerne feiern. Genauso gern wie sie selbst mitfeiern, wenn Sänger Almir Hasanbegović auch mal direkt im Publikum agiert.

Bildergalerie: DUBIOZA KOLEKTIV live

LINDSEY STIRLING

Eine der interessantesten Erfolgsgeschichten schreibt beim diesjährigen Lolla-Line Up sicherlich US-Künstlerin Lindsey Stirling. Die  Komponistin, Violinistin und Choreographin schied 2010 bei „America’s got talent“ aus und seitdem geht die 29-Jährige ihren eigenen Weg. Ihre Musik ist  aus klassischen Kompositionen und modernen Dubstep-Rhythmen gemischt und dazu zeigt Lindsey progressive Tanzeinlagen. Vor allem durch ihren YouTube Channel wuchs ihr eigenes, neues Genre heran und der Erfolg. Keine Künstlerin erzielt heute mehr Einnahmen mit ihren Youtube-Videos und dass, obwohl eigentlich alles ohne Gesang abläuft. Und das funktioniert auch liverichtig gut. Lindsey Stirling ist ein echtes Energiebündel und an ihrer Violine gibt sie sich tänzerisch in völliger Ekstase hin. Dem Publikum gefällt’s – und uns auch!

Bildergalerie: LINDSEY STIRLING live

CATFISH AND THE BOTTLEMEN

Die vier Jungs aus Wales begeistern am frühen nachmittag mit ihrem Indie-Rock aus schnellen Gitarrenriffs und dem rotzigen Gesang von Frontmann Van McCann. Schnell wird klar, dass er ganz klar der Frauenschwarm der Truppe ist und das genießt er offensichtlich. Immer im direkten Blickkontakt zu den Fans gröhlt der smarte Brit-Boy ins Mikrofon und die Mädels schmachten dahin. Kitschig ist das musikalische Programm der Band aber hingegen nicht, es gibt explosiven Rocksound mit Refrains, die zum Mitgrölen animieren.

BILDERGALERIE: CATTFISH AND THE BOTTLEMEN LIVE

GRAHAM CANDY

Graham Candy kennt man hierzu Lande weniger auf Grund seiner eigenen Kompositionen, dafür aber durch seine Zusammenarbeit mit dem DJ und Produzenten Alle Farben und der Hit-Single „She Moves (Far Away)“. Und der schnuckelige Sänger hat noch mehr Erfolgshits in der Tasche: mit Parov Stelar („The Sun“) und Robin Schulz („4 Life“) hat er sich mit seiner markanten hohen Stimme ebenfalls unvergessen in unsere Ohren gesungen. Nun ist der Neuseeländer auch auf eigenen (nackten) Füßen unterwegs und verzückt beim Lollapalloza 2016 auf der Alternative Stage die neugierigen Berliner.

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JESS GLYNNE

Mit den Hit-Singles „Rather Be“ und „Real Love“ von Clean Bandit beginnt die Geschichte um den kometenhaften Aufstieg der britischen Sängerin. Mit ihrem eigenen Song „Hold My Hand“ stellte sie sich auf eigene Füße und enttäuschte ihr neu gewonnenes Millionenpublikum nicht. Mit „I Cry When I Love“ veröffentlichte sie im Sommer 2015 ihr Debütalbum. Mit ihrem unvergleichlichen House-Pop bringt sie richtig Schwung auf die Main Stage 2 und natürlich in die Menge davor. Sie selbst hat gute Laune und die ist richtig ansteckend. In den ersten Reihen singen die vor allem weiblichen Fans kräftig mit und freuen sich, ihr Idol endlich mal wieder live zu sehen.

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TOCOTRONIC

Die Tocos starten mit direkter Ansage und ihrem Song „Aber hier leben, nein danke“ (von 2005) gegen Rechts. Und das zwischen der Landtagswahl in Meck-Pom und kurz vor den Wahlen in Berlin – neben Jennifer Rostock beziehen derzeit immer mehr Künstler politisch Position. Seit über 20 Jahren sind die Hamburger aktiv mit ihrem pointierten Gitarrenpop, der humorvoll auf die Defizite von Politik und Gesellschaft hindeutet. Das Quartett spielt an Gitarre, Bass und Schlagzeug seinen Indiepop mit ordentlich Geschrammel und Frontmann Von Lowtzow röhrt dazu. Eine Freakshow, die bei den Fans jedenfalls gut ankommt.

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KAISER CHIEFS

Von Brit-Rock können wir Deutschen selten genug bekommen. So hat es auch die englische Band Kaiser Chiefs Anfang der 2000er es in die Gehörgänge unseres Landes geschafft. Seither hält sich das Quintett mit bereits sechs veröffentlichten Alben immer wieder in den Charts. Angeführt von ihrem charismatischen Frontmann Ricky Wilson liefern die Kaiser Chiefs auf der Alterna Stage wie gewohnt ihren einzigartigen Indie-Rock-Sound ab und zu den Hymnen „Oh My God“, „I Predict A Riot“, „Everyday I Love You Less And Less“ und „Ruby“ gröhlt das Publikum textsicher mit. Seit Frontmann Wilson Juror bei BBCs „The Voice“ ist, scheint sich auch ein kleiner Wandel im Publikum zu vollziehen, denn die Festivalbesucher vor der Bühne sind hier eher jünger als älter. Am 7. Oktober 2016 veröffentlichen die Briten ihr nun mehr siebtes Studioalbum mit dem Namen „Stay Together“ (->hier vorbestellen). Wir warten schon ganz gespannt auf die neuen Songs!

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MAX HERRE & KAHEDI ORCHESTRA

Als der Rapper die ersten Töne seines Sets anstimmt, wird es ganz ruhig vor der Bühne. Irgendwie intim wirkt der Moment, in dem die Unplugged Session von Wortakkrobat Max Herre beginnt und die ersten Gänsehaut-Schauer die Runde machen im Field. Zusammen mit dem Kahedi Orchester und Gastsängerin Joy Denalane, sowie Afrob etwas weiter him Hintergrund, präsentiert der Schwabe seine größten Hits: Freundeskreis-Klassiker wie „A-N-N-A“, „‘Tabula Rasa“ oder „Esperanto“ bis hin zum aktuellen Werk wie „Wolke 7“ (bei dem Philipp Poisel mit auf die Bühne kommt). Ein neues, sehr passendes akkustisches Gewand, das Max Herre sich da überstreift. Steht ihm gut und macht Spaß zu zu sehen und zu hören.

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PHILIPP POISEL

Vor acht Jahren brachte der Ludwigsburger sein Debüt „Wo fängt der Himmel an?“ auf den Markt. Entdeckt wurde der damals von Herbert Grönemeyer höchstpersönlich, den er im gleichen Jahr auf Tour begleiten konnte. Mit dem zweiten Album „Bis nach Toulouse“ (2010) landete er in den Top Ten, drei Singles schafften es in den Charts nach ganz oben. Ganze sechs Jahre mussten Fans nun auf sein neues Album warten aber in diesem Jahr veröffentlicht er ein neues Album. Beim Lollapalooza spielt der 33-Jährige sein einziges Deutschlandkonzert und begeistert mit neuen, tiefsinnigen Texten und Wohlfühl-Akustik der nachdenklichen Sorte.

Bildergalerie: PHILIPP POISEL live

G-EAZY

Bei US-Rapper G-Eazy sucht man vergebens nach den typischen Accsessoires wie großen Goldketten, Baggy-Pants oder Cap. Man könnte ihn eher den Edel-Rapper nennen, denn mit schwarzem Hemd und gegeltem Haar fällt der 27-Jährige ganz klar unter seinen Kollegen auf. Doch die Gesten und der Slang sind gleich. Im Hintergrund laufen bei G-Eazys Show auf der Alterna Stage schonmal Wörter wie „Fuck Up“ oder „Bitch“ und der Mittelfinger des Rappers geht in die Luft. G ist früher eine feste Größe in der lokalen Rap-Szene von New Orelans gewesen, bevor er dann bei YouTube die 600.000er Zuschauer-Marke knackt. Seitdem sind bereits vier Alben erschienen.

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PAUL KALKBRENNER

Er bricht Chart-Rekorde, sorgt für ausverkaufte Locations in ganz Europa und schwimmt auf der Weller der pulsierenden Berliner Elektro-Bewegung. Paul Kalkbrenner lebt die Berliner Techno-Szene seit er in Ostberlin aufwuchs. Als er beim Lollapalooza die Main Stage 2 betritt, rastet die Menge davor bereits aus, bevor auch nur ein Ton erklingt. Dann schiebt er die Regler und bedient die Turntables, so dass dumpfe Bassdrum laut ertönt und schon bewegen sich tausende Paar Füße im Takt auf dem trockenen Grasboden. Natürlich wird hier keine wilde Bühnenshow geboten, Kalkbrenner selbst hält es eher schlicht (aber im Trikot von Vorwärts Berlin), dennoch bewegt er sich immerhin ekstatisch ebenfalls zu seinen Beats. Und den Zuschauern ist es nur recht, gemeinsam wird das Field zu einem großen, staubigen Rave.

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KINGS OF LEON

Die Brüder Caleb, Nathan, Jared und Cousin Matthew entschlossen sich 2000 die Bands Kings of Leon ins Leben zu rufen. Das Debütalbum „Youth and Young Manhood“ folgte nur drei Jahre später und wurde ein Riesenhit. Weltweit folgte der große Durchbruch, ihre Alben verkauften sich mehrere Millionen Mal und um den Followill-Clan rissen schnell Magazine, Festivals wie Coachella, Glastonbury, Rock am Ring/Rock im Park und natürlich die Fans. Nun sind die vier US-Musiker als Headliner  des ersten Lollapalooza Tages in Berlin zu Gast und entsprechend voll ist’s auf dem Field. Bis in die letzte Ecke drängen sich die Zuschauer, denn die Kings of Leon haben ein ja ein brandneues Album in den Startlöchern. Am 14.10. 2016 werden die Followill-Jungs dann ihr offizielles Release des neuen Meisterwerkes mit dem Titel „Walls“ (-> hier vorbestellen) feiern. Das siebte Studioalbum folgt der LP „Mechanic Bull“ aus 2013 und wird auch von uns voller Vorfreude erwartet. Mit ihrer ersten Singleauskopplung „Waste A Moment“ gibt es zumindest schonmal einen kleinen Vorgeschmack und live klingt es doch sowieso am besten.

Bildergalerie: KINGS OF LEON live

NEW ORDER

Zweiter, etwas geheimerer Headliner ist die englische New-Wave- und Post-Punk-Band New Order aus Manchester/UK. Bekannt wurde sie 1983 durch „Blue Monday“, die bis heute als weltweit meistverkaufte Maxi-Single auf Vinyl gilt. Und wenn eine Band bereits auf mehr als 36 Jahre Bandgeschichte zurückblickt, ist das mehr als respektabel! Was aber kann man live von Sänger Bernard Sumner seinen vier Bandkollegen erwarten? Viel! Auf der Alternative Stage präsentieren New Order eine fantastische Lichtshow, perfekt auf den sauber getrimmten Klang abgestimmte Videos und sich selbst in Bestform. Neuere Stücke und alte Klassiker reichen fast durchweg live auch an den Sound ihrer Platten heran. Zum Ausklang gibt es noch „Joy Divison“ zu hören und ein paar Zugaben, während im Hintergrund groß „Joy Divison Forever“ über die Leinwand flimmert. Eines ist deutlich geworden an diesem Abend: New Order haben es immer noch drauf, vor allem live! Ein toller Ausklang für den ersten Festivaltag.

Bildergalerie: NEW ORDER live

Hier geht es zum Bericht:
Lollapalooza Berlin 2016 – So war der Sonntag