Lollapalooza Berlin 2016 – Tag 2: So war der Sonntag


Lollapalooza Berlin 2016 / Major Lazer
(Bild: stagr / Dominik Fiolka)

Schon vom vorhergegangenen 1. Festivaltag sind sämtliche Rasenflächen des Treptower Parks plattgetreten und feiner Staub wirbelt bei jedem Schritt herauf. Es dauert nicht lange, da ist er in jeder Nase, jeder Frisur, auf jeder Haut. Doch den Besuchern des zweiten deutschen Lollapalooza kann das nichts anhaben, sie tragen Staub und Dreck mit Würde. Es macht eh den Anschein, als sei das LollaBerlin in diesem Jahr nicht nur Musikfestival sondern gleichzeitig auch eine riesengroße Fashionshow. So viele top gestylte und gutaussehende Leute auf einem Haufen sind ja nicht auf jedem Festival zu sehen. Da spielen Stadtnähe und fehlendes Camping den modischen Berlinern und Zugereisten aber auch wirklich in die Hände. Der zweite Tag hält ebenso makellose Sommertemperaturen bereit wie der Erste und das hochkarätige Line Up sorgt bei allen dafür, dass man doch eigentlich noch gar nicht Abschied nehmen möchte.

Diejenigen, die an den zwei Tagen nicht genug bekommen konnten, machten am Samstagabend nach Festivalende noch bei der Premiere der Lollapalooza Club Night die Nacht zum Tag. Mit einem Ticket konnte man in über 15 Clubs in Berlin noch das Tanzbein schwingen. Cool!

Lollapalooza Berlin 2017

Wann:  9. – 10. September 2017 · Wo: wird noch bekannt gegeben
Line-Up: wird noch bekannt gegeben
Tickets unter: Lollapalooza Berlin – Tickets gibt es in Kürze

Mehr Informationen unter: www.lollapaloozade.com
oder auf Facebook und Twitter
Social-Media Hashtag: #lollaberlin

AURORA

Die jüngste Künstlerin (19) des Festivals am Sonntag scheint auf jeden Fall Aurora aus Norwegen zu sein. Die Sängerin und Songschreiberin zieht als erste Künstlerin auf der Main Stage 1 am Sonntag einige neugierige Besucher heran. Mit ihrer neuartigen gefühlvollen und doch auch düsteren Popmusik ist die Newcomerin einzigartig beim Lollapalooza. Sie versinkt rhythmisch tanzend, vollends in ihrem sphärisch-melancholischen Poeme auf einem epischen Popteppich. Wir vermuten mal, dass sie in zwei Jahren sicher auf einer der größeren Bühnen stehen wird …

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NOTHING BUT THIEVES

Wer Lust hat auf einen gekonnten Mix aus Schmuse- und Hardrock, der ist jetzt auf der Alternative Stage völlig richtig. Die fünfköpfige englische Band spielt Musik mit der Gewalt eines Pressluft-Hammers, die gleichzeitig spannungsgeladene Elektronik einfließen lässt und dabei trotzdem richtig groovt. Die Stimme von Frontsänger Conor Mason ist unglaublich, hoch und weich, aber auch kraftvoll. Das nagelneue Debütalbum trägt den passenden gleichen Namen, wie schon der Bandname selbst „Nothing But Thieves“. Ist ja schließlich auch drin, was draufsteht.

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BILDERBUCH

Die österreichische Band Bilderbuch nimmt kein Blatt vor den Mund. Warum auch, man kann doch auf deutsch alle seine Gedanken und Gefühle direkt an seine Fans raushauen. Der „Schock“ fährt einem in die Knochen. Es ist der Schick Schock. Ihr Musikstil ist ein bunter Mix aus Indie Rock, Punk und Hip Hop. Klingt aber super, wenn Sänger Maurice Ernst so richtig loslegt. Wobei nichts an ihrer Darbietung wirklich „ernst“ ist, der Spass steht eindeutig im Vordergrund. Rosen fliegen auf die Bühne und textsicher sind die Fans dabei, wenn der hellblonde Frontmann den Po zum Publikum dreht und losgröhlt „Sag es laut, du bist hinter meinem Hintern her!“.

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YEARS AND YEARS

Wer den Namen Years and Years hört, dem fällt wohl zu allererst die samtig zarte, weiche und helle Stimme von Sänger Olly Alexander ein. Eingebettet ist seine Stimme in einen satten Mix aus Elektropop und R’n’B. Years and Years sind der aktuell neue Hype aus England, gegründet aber schon vor 6 Jahren. Das Trio umfasst weiterhin Bassist Mike Goldsworthy und Emre Turkmen am Synthesiser. Auf der Lollapalooza-Bühne ist Frauen- (und Männer!)schwarm Olly stimmlich und vor allem körperlich voll in seinem Element. Dabei wirkt er allerdings, als befände er sich in einer anderen Welt als wir. Ekstatisch und voller Hingabe singt er die beliebten Hits „Shine“, „Take Shelter“ und „King“ und noch viele mehr. Einfach sympathisch!

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THE TEMPER TRAP

Gitarrenlastiger Sound, hymnische Melodien und euphorische Mitsing-Refrains, das ist das Programm der Australier auf der Alternative Stage am Sonntag Nachmittag. Die Indie-Rocker, allen voran Sänger Dougy Mandagi, präsentieren sich sympathisch und in bester (Sommer-)Laune. Die Vierer-Combo aus Melbourne feierte ihren Durchbruch mit internationalen Lorbeeren, weltweit ausverkauften Touren und stattlichen Awards. Im Gepäck hat das Quartett ihr aktuelles, drittes Album „Thick As Thieves“ von dem es auch einige neue Songs zu hören gibt.

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MILKY CHANCE

Das Duo aus Kassel, Sänger Clemens Rehbein und DJ Philipp Dausch gelten längst nicht mehr als Newcomer. Millionen digitale Verkäufe und YouTube-Klicks auf ihre Videos sprechen da eine deutliche Sprache. Jedes ihrer Lieder erscheint in vollkommen handgemacht und vor allem gesanglich und an der Gitarre zeigt sich Rehbein voller Hingabe. Nach vielen Jahren trägt er nun glatte Haare statt der markanten Wuschel-Frisur, die fast schon sowas wie sein Markenzeichen war. Die Dynamik der Gitarrenklänge untermalt von elektronische Bässen und Dausch, der live an den Percussions spielt, spiegeln das typische Bild von Milky Chance wieder. Weniger ist mehr und bewegt trotzdem viel, wie man ganz klar auf dem beschwingten Festivalgelände sehen kann. Einfach mal kostenlos reinhören bei Soundcloud.

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RÓISÍN MURPHY

Disco-Phantasien, dunkles Kabarett, Klänge von klassischem House und purer Pop, das ist die aktuelle musikalische Reinkarnation von Róisín Murphy. Diese beginnt 2014 mit der Veröffentlichung von „Mi Senti“. Ein Jahr später folgt das bejubelte und nominierte Album „Hairless Toys“ und weil bei ihr soviel Energien und Ideen sprudelten, war auch noch Platz für das nächste Album. Also erstmal das Publikum heranholen um es dann immer wieder zu begeistern. Ein guter Weg, der auch ganz klar beim Lollapalooza funktioniert. Während ihres 1-stündigen Konzerts verkleidet sich Róisín knappe 20 Mal (geschätzt)und mimt gern die Witzige oder Verheißungsvolle. Die Zuschauer lieben das Rollenspiel. Vom ganz frisch erschienenen Album „Take Her Up to Monto“ gibt dabei genauso Hits, wie von den beiden Vorgängern.

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JAMES BLAKE

James Blake hatte vor knapp 3 Jahren die internationale Musikwelt mit seinem minimalistisch-introspektiven und zugleich eindringlichen Electro-Sound auf den Kopf gestellt hat. Der 27-jährige gibt sich nicht mit einfachen Hooklines, griffigen Refrains oder eingängigen Melodien ab sondern, er verfolgt viel mehr den Ansatz Dubstep mit klassischem und poppigem zu kombinieren, je nach Inspiration. Der Londoner gilt als „Wunderkind des britischen Pop“ und sorgte live am Piano, vollkommen versunken in seine Musik, für staunende Stille vor der Bühne. Übrigens, 17 nagelneue Hits gibt es auf seinem vierten Werk „The Colour in Anything“ zu hören, dass erst seit Mai auf dem Markt ist.

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MARTIN SOLVEIG

Martin Solveig surft auf der aktuellen Welle des EDM-Genres. Sein Future House-Sound macht bereits seit 12 Jahren die Runde und erobert die Herzen von Elektro-Fans weltweit. Mit seinem vierten Album „Smash“ (2011) gelang dem Pariser der Aufstieg zum Superstar der Szene. Seine Single „Hello” beeindruckte sogar Madonna, die ihn einfach mal sechs Tracks ihres Albums „MDNA“ produzieren ließ und ihn obendrein als Support mit auf ihre Tour einlud. Der 40-jährige DJ zeigt auch beim Lollapalooza, dass er die Perry’s Stage zum Beben und die Fußpaare davor zum Tanzen bewegen kann.

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MAJOR LAZER

Die Kunstfigur „Major Lazer“ gibt es schon seit 2008, gegründet von Wesley Pentz, auch bekannt als Diplo, gemeinsam mit Dave Taylor alias Switch. Seit dem Ausstieg Taylors sind die DJs und Produzenten Jillionaire und Walshy Fire dabei. Dem Trio gehört der letzte Slot auf der Main Stage 2 und dort feuern die US-Musiker eine richtige Finalshow ab. Inklusive Flammenwerfern, Konfetti- & T-Shirt-Kanonen, twerkenden Tänzerinnen und bunten Leinwand-Projektionen. So gibt es fürs Auge (heiße Tanzeinlagen) aber auch für die Ohren (Beats und Bässe) alles was das Herz begehrt. Als großes Highlight steigt Wesley Pentz auch noch in einen übergroßen Kunststoffball, in dem er sich ins Field tragen lässt und um dort auf den Händen der begeisterten Zuschauern seine Runden zu drehen. Sehr cool! Derweil sind Bass und die stampfenden, tanzenden Fußpaare so laut, dass man sie noch hinten beim Grünen Kiez hören kann.

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BEGINNNER

13 Jahre nach „Blast Action Heroes“ erschien im August das neue Album von Jan Eißfeldt aka Jan Delay, Denyo und DJ Mad. Mit dem Song „Ahnma“ haben die Beginner vorab bereits einen Ohrwurm geschaffen und mit ihm startet auch die 75-minütige Show. Das Programm des Trios besteht größten Teils aus älteren Songs von „Blast Action Heroes“ und aus dem Vorgänger „Bambule“, dem Album, das 1998 den Maßstab für deutschen Hip-Hop setzte. „Hammerhart“ ist ebenso dabei wie „Füchse“, „Fäule“ und „Liebeslied“. Ein euphorisch gefeiertes Comeback für die Beginner. Dass die Hip-Hop-Combo immer noch mega populär ist, zeigt der Menge an Zuschauern vor der Alterna Stage, obwohl parallel Major Lazer auf der Main Stage 2 den Bass pumpen. Bühnenprofi Jan Delay und Kollege Denyo sorgen für die perfekten Rhymes, unterstützt von zwei tanzenden Background-Sängerinnen – während DJ Mad die Rapper und die Fans mit fetten Beats versorgt.

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RADIOHEAD

Keine geringere Band als die legendären Radiohead sind Headliner beim diesjährigen Lollapalooza. 1985 gegründet, heimsten Radiohead mit all ihren Alben überall massig Lorbeeren ein. Ihr letztes Album „A Moon Shaped Pool“ steht seit Anfang 2016 in den Läden. Der exklusive Deutschlandauftritt von Radiohead ist ihr erster Auftritt hierzulande seit 2012. Entsprechend voll ist es vor der Main Stage 1 und die Erwartungen sind hoch. Viele Besucher sind vor allem wegen diesem Auftritt hier. Erst nach ein paar Songs kommen Radiohead richtig in Fahrt, ihr Sound ist

Leider durften wir Radiohead nicht für unseren Bericht fotografieren.

THE 1975

Sie mögen zwar The 1975 heißen, sie sind aber alles andere als von gestern. Die vier Musiker aus Manchester machen seit zehn Jahren gemeinsam Musik – dabei sind sie alle erst Anfang 20. Schon die Debüt-EP Facedown überraschte mit einem Electro-Pop irgendwo zwischen Joy Division und Indie-Rock-Hymnen. Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum servierten sie meisterhafte Hooklines und catchy Refrains, die kein Tanzbein stillstehen ließen. Im Februar erschien ihr zweites Album I Like It When You Sleep, for You Are So Beautiful Yet So Unaware of It.

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Hier geht es zum Bericht:
Lollapalooza Berlin 2016 – So war der Samstag