Ein Wochenende voller Euphorie – Highfield Festival 2022


Highfield Festival 2022
Am Wochenende des 19. bis 21. August 2022 startete das Highfield Festival in Großpösna. (Bild: Patrick Roddelkopf)

Nach zwei Jahren ist das Highfield Festival 2022 endlich wieder zurück an an den Störmthaler See gekehrt. Die tradititionelle Location bei in Großpösna unweit von Leipzig beherbergte am Wochenende des 19. bis 21. August knapp 35.000 Gäste. An der Musikfront gab es jede Menge großartige Künstler, darunter Deichkind, Broilers, Kraftklub, Casper, Bring Me The Horizon, Kontra K, AnnenMayKantereit, Sido und viele mehr. Veranstalter FKP Scorpio und Semmel Concerts konnten sich über ein ausverkauftes Festivalwochenende freuen.

Stephan Thanscheidt, CEO von FKP Scorpio, war hochzufrieden mit dem Festivalverlauf: „Wir hatten uns gewünscht, dass unser Wiedersehen am Störmthaler See nach der langen kulturellen Flaute etwas Besonderes wird – und diesen Wunsch haben uns Künstler und Fans definitiv erfüllt. Die Freude über die Wiederkehr von Livemusik war allerorts greifbar und wurde auch durch einige Schauer nicht getrübt.“

So war der Freitag

Am Freitag gebührte den Chemnitzer Überfliegern von Kraftklub der euphorische Ausklang des ersten Festivaltages. Aber auch Rap-Ikone Kontra K begeisterte sein Publikum mit einer intensiven Show, das davor schon die Britische Rock-Formation Bring Me The Horizon gefeiert hatte. Auch Bosse und Juju lieferten, beide auf ganz unterschiedliche Weise, fantastische Konzertmomente.

Bosse

Mit „Engtanz“ feierte Axel Bosse 2016 sein erstes Nummer-Eins-Album. Auch der Vorgänger „Kraniche“ mit Hits wie „Schönste Zeit“ und „So oder so“ erhielt eine Gold-Auszeichnung und war 38 Wochen in den Charts. Der charismatische Braunschweiger Axel Bosse wird aber größtenteils auch wegen seiner Live-Shows geliebt, in denen er sich völlig verausgabt. Die Besucher vom Highfield 2022 waren jedenfalls ganz aus dem Häuschen, als Bosse gut gelaunt die Bühne in Beschlag nahm. Mit seiner sympathischen Art und seiner genialen Liveband begeisterte „Aki“ Bosse die Fans von der ersten bis zur letzten Reihe und mischte sich wie immer bei seinen Konzerten für einen gemeinsamen Song auch mal unter die Leute.

sondaschule

Vom ersten Song an “Sondaschule” war das Publikum voll dabei und eröffnet sofort den ersten Pit. Spätestens bei “Amsterdam” waren die Besucher dann auch lautstark und textsicher zu hören. Der ständige Wechsel zwischen Pit und Mitsingen zog sich über den ganzen Auftritt und ließ damit wenig Zeit zum durchatmen. Lediglich die Ansprachen von Sänger Costa Cannabis sorgten für ein wenig Verschnaufspause. Den Abschluss machte der Song “Bist du glücklich?”. Die Lösung der Frage gab uns nicht nur das verschwitze und selige Publikum, auch die Securitys feierten vor der Bühne mit. Nach diesem Auftritt war hoffentlich jeder glücklich.

Electric Callboy

„Hallo Highfield, wir sind Electric Callboy und wir haben ein paar geile Songs für euch dabei”, vermeldete Sänger Kevin Ratajczak und übertrieb dabei nicht. Auch wenn man Electric Callboy als Phänomen der letzten Jahre, bzw. letzten Singles, beurteilen könnte, sind sie keine One-Hit-Wonder. Die deutsche Metalcore-/Trancecore-Kombo nannte sich in diesem Jahr kurzerhand um (vorher Eskimo Callboy). Die Fans störte das aber nicht, an Qualität und Spielfreude der sechs Jungs hat das nichts geändert, vielleicht im Gegenteil. Die Stimmung war bei neuen wie alten Songs durchgehend blendend und die Setlist sehr bunt gemischt. Die Fans sangen lauthals mit und die Circle Pits wurden immer größer. Und für alle, die Bock auf neues Material haben, die Band hat bereits mit „Tekkno“ ihr neustes Album für September 2022 angekündigt!

Wanda

Bilderbuch sind nicht die einzige, erfolgreiche Popband aus Österreichs Hauptstadt Wien! Zum Beispiel wäre da auch noch die fünfköpfige Band Wanda mit Frontmann Michael Marco Wanda. Seit 2012 musiziert das Quintett, dass mit dem Song „Amore“ (und dem gleichnamigen Album) 2014 einen echten Superhit und Ohrwurm landete. Was ganz neues ist zwar derzeit nicht erschienen, aber mit dem dritten Studioalbum „Niente“ aus 2017 und den Vorgängern konnte die Band beim Highfield trotzdem genügend Hits liefern. Die heimatverbundene Band hatte u. a. auch den wunderbaren Song „0043“ dabei, sozusagen als Liebeserklärung an ihr Heimatland. Für Freunde poppiger und handgemachter Musik gab es hier eingängige Refrains, authentische Jungs, emotionale Themen und vor allem eine Menge Rock’n’Roll auf der Bühne zu erleben.

Kontra k

Der charismatische Familienvater, Boxer und Coach schreibt in seinen Songs bekanntlich gern über sich selbst und über sein Leben. Dabei gewährt er tiefe Einblicke in seine Persönlichkeit. Und da liegt auch schon das Geheimrezept seines Erfolges: Identifikation. Denn seine große Hörerschaft findet sich problemlos in seinen Texten wieder. Vor der Stage war es rappelvoll, als am nachmittag die Silhouette von Maximilian Diehn auf der Bühne zum Vorschein kam. Im Publikum herrschte sofort absoluter Ausnahmezustand. Das Gekreische der Frauen übertönte fast die Musik und die unendlich vielen Handykameras starrten gespannt auf die Bühne. Energiegeladen, gut gelaunt und natürlich gutaussehend, stürmte Kontra K die Bühne und lieferte eine unglaubliche Performance. Für die zahlreichen weiblichen Fans zog Kontra K natürlich wieder einmal blank und rappte sich oberkörperfrei durch ein gut gewähltes Set. Wo andere Rapper eher auf unnahbar machen, ließ Kontra K seine Fans lieber an sich heran. Berührungsängste kennt der Berliner nicht, er reichte den ersten Reihen die Hände und rappte seine Hits von mittlerweile 11 Studioalben gemeinsam mit den begeisterten Fans.

kraftklub

Die Jungs von Kraftklub kamen auf die Bühne und prompt drehten die Massen durch. Schließlich war einige Jahre Pause, nicht nur wegen Corona, Frontmann Felix Brümmer hatte ja erstmal auf Solopfaden sein Talent ausprobiert – was im Übrigen hervorragend geklappt hat. Nun war es wie immer eigentlich, wenn Kraftklub irgendwo auftreten. Pure Euphorie, die Jungs hatten mega Bock, genau wie ihr Publikum. Gleich die ersten Songs waren Top-Hits der Band, „Ich will nicht nach Berlin“, „Unsere Fans“ oder „Ein Song reicht“ konnte jeder im Publikum mitsingen. Natürlich durfte auch das beliebte „Songs für Liam“ nicht fehlen. Die fünfköpfige Truppe Kraftklub aus Chemnitz war energiegeladen. Vor gar nicht so vielen Jahren selbst noch als Support-Act, haben sich Kraftklub inzwischen  dermaßen gemausert und so ganz noch oben gespielt.

neonschwarz

Auf die Bühne kam ein junger Vierer, bestehend aus Marie Curry, Johnny Mauser, Captain Gips und Spion Y alias Neonschwarz. Ihre Stärke lag in einer einzigartigen Band-Dynamik: Marie Curry präsentierte sich gesanglich wie auch als Rapperin in Bestform. Im gegenseitigen, sich ergänzenden Zusammenspiel mit Johnny Mauser und Captain Gips traten die Drei als spannungsgeladene Einheit auf. Derweil lenkte Spion Y als DJ das ganze Gespann auf die passenden Beats. Dabei hatten die Charaktere jede Menge Freude an der Musik und transportierten das auch direkt an die Zuschauer weiter. In ständiger Interaktion mit dem Publikum sorgten Neonschwarz für Gute Laune.

bring me the horizon

Die Zuschauer*innen (vor allem *innen) warteten auf Oli Sykes und Co. Und dann ging es direkt los. Während sich begeisterte Mädels gegenseitig zu neuen Kreisch-Höhen anstachelten, wurde die Mitte des Infields schnell von einem großen Moshpit dominiert, der sich während der gesamten Show fast durchgehend hielt – nur gelegentlich für einen Circle Pit öffnete oder auf Wunsch auch zu einer Wall Of Death umformierte. So gingen Band und Publikum in der Musik völlig auf, die in perfekter Mischung die gesamte Diskografie von Bring Me the Horizon umfasste. Video-Trailer sorgten neben wenigen, kurzen Ansagen von Frontmann Oli zwischen drin immer wieder für etwas Zeit um mal Luft holen zu können. Im Großen und Ganzen gab es von Bring Me the Horizon natürlich den allseits geliebten Metalcore und bei den neueren Songs eben einfach mehr Experimentierfreudigkeit. Live funktionierten alle Songs sehr gut und stachelten die Zuschauer zu ausgelassener Stimmung an. Für uns sind BMTH immernoch die Könige der aktuellen, alternativen Musiklandschaft.