Donnerstag bis Samstag beim Reeperbahn Festival 2023: Die Zukunft wird laut!


Reeperbahn Festival 2023
Das Hamburger Reeperbahn Festival ging vom 20. bis 23. September 2023. (Bild: Axel Schilling)

KYLE MC KEARNY IM UWE
Der Freitagnachmittag begann mit Countrymusik aus Kanada im Club Uwe. Kyle McKearney, früher in Rock- und Country-Projekten aktiv, fand als Solokünstler mit seinem Album „Down Home“ (2021) großen Erfolg, was bei den Canadian Country Music Awards 2022 zur Nominierung für das beste Alternative Country Album führte. Uwe war brechend voll. Bedeutet das etwa, dass Countrymusik in Deutschland im Aufwind ist? Ich mag es!

BLUSH ALWAYS AUF DER FRITZ KOLA BÜHNE
Ein kurzer Ausflug auf das Festivalgelände. Grundsätzlich kann man sich beim Reeperbahn Festival gut treiben lassen und an jeder Ecke ein Konzert hören. So auch auf der Fritz Kola Bühne mit Blush Always. Die Leipziger Sängerin und Songwriterin veröffentlichte im September ihr Debütalbum „You Deserve Romance“, das mit Indie-Rock, Pop-Sensibilität und Punk-Gestus ein starkes Statement für Self-Empowerment in der deutschen Musiklandschaft darstellt.

SHAUN FARRUGIA IM BAHNHOF PAULI
Meine persönliche Lieblingslocation ist immer einen Besuch wert. So auch am Freitagnachmittag. Im Bahnhof Pauli traf ich auf den 26-jährigen Sänger und Pianisten Shaun Farrugia aus Malta. Eine großartige Stimme und echtes, emotionales Storytelling.

SAM HIMSELF AUF DER SPIELBUDENPLATZ BÜHNE
Ein kurzer Abstecher auf den Spielbudenplatz brachte mich zu Samuel Koechlin, alias Sam Himself. Er ist ein vielseitiger Künstler aus Basel und New York, der mit seinem Debütalbum „Power Ballads“ (2021) in die Schweizer Charts einstieg. Sein Musikstil verbindet Post-Punk und Pop und wird als „Fondue Western“ bezeichnet.

NOISY IM BAHNHOF PAULI
Wieder im Bahnhof Pauli und wieder ein Highlight. Das UK-Trio Noisy überzeugte mit ihrem Alternative Rock, der Breakbeats, Rap und stadiontaugliches Sounddesign vereinte. Das Ganze wurde mit einer energiegeladenen Show präsentiert, die an The Prodigy, Chase & Status oder The Streets erinnerte. Sprünge, Tritte, Mosh-Pits – ich liebe solche Shows.

MARIE BOTHMER IM KNUST
Im Knust spielte Marie Bothmer. Eine Songwriterin, die ihre Gefühle offen in ihren Songs ausdrückt. Ich habe selten eine so gut gelaunte und schlagkräftige Sängerin erlebt. Und es gab eine Frontrow, die alles dafür tat, Marie zu übertönen.

YET NO YOKAI AUF DER SPIELBUDENPLATZ BÜHNE
Yet No Yokai bekam meine Aufmerksamkeit durch ihre grafische Darstellung. Ich konnte mir die Show nicht länger anschauen, aber ein Foto musste sein.

NIKOTIN AUF DER FRITZ KOLA BÜHNE
Eine ähnliche Situation auf der Fritz Kola Bühne. Diesmal wurde ich vom Sound der Band Nikotin angezogen. Ihr grooviger Austropop erinnerte mich ein wenig an Bilderbuch oder Wanda. Wiener Schmäh macht einfach Spass.

SARAH REEVES IM BAHNHOF PAULI
Im Bahnhof Pauli wurde es etwas ernster und noch internationaler. Sarah Reeves unterschrieb bereits mit 18 Jahren ihren ersten Plattenvertrag bei Sparrow Records, brachte ihre Debüt-Single „Sweet Sweet Sound“ heraus und entwickelte sich über die Jahre in den USA zu einer respektierten Musikerin mit Top-Platzierungen in den Billboard-Charts und zahlreichen Kollaborationen. Schon beim Soundcheck hörte ich, mit welcher Leichtigkeit die ganz großen Töne aus ihrer Lunge flogen. Eine beeindruckende Show und wieder eine Prise Nashville-Country-Pop für meine Ohren.

HENRYY, REEZA & LISKA IM KAISERKELLER
Den restlichen Abend zog es mich wieder in die Große Freiheit. Im Kaiserkeller präsentierte sich der Nachwuchs des Deutschrap. Henryy, inspiriert von Größen wie Kendrick Lamar und Future, hat sich als selbstbestimmter Künstler im Deutschrap etabliert. Zuvor trat Liska auf, die mich an die Künstler:innen rund um Kitschkrieg erinnerte. Sie trat später nochmal als Feature mit Reeza auf. Beide sorgten für emotionale Szenen im Keller.

DAISY THE GREAT IM GRÜNSPAN
Obwohl sie für den Anchor Award nominiert waren, konnten Daisy the Great diesen nicht gewinnen. Dennoch lieferten sie ungezwungenen und ungeschminkten Indie-Pop, der das Grünspan zum Kochen brachte.

BERQ IM GRÜNSPAN
Ursprünglich sollte mein letzter Act des Abends The Hives sein. Doch zunächst ging es zu Berq. Der 19-Jährige aus Hamburg hatte bereits mit Singles wie „Echo,“ „Achilles“ und „Rote Flaggen“ gezeigt, dass er als Singer-Songwriter in seiner eigenen Liga spielt. Das bewies er auch an diesem Freitagabend.

Zumindest in den ersten drei Songs – danach musste ich zu The Hives. Eine Kollegin vom Festival schaffte es, mich und einen anderen Fotografen in die bereits volle Große Freiheit zu schleusen. Wir waren pünktlich an der Bühne und wurden dann böse überrascht: The Hives begannen ihre Show so viel früher, dass wir keine Fotos mehr machen konnten.

Vielleicht war es Schicksal. Denn egal, wie großartig The Hives akustisch und visuell sein mögen – sie sind nun wirklich keine Newcomer mehr. Ich wünsche Künstlern wie Berq, Sarah Reeves, Noisy, Cloudy June, Senta, Mischgewebe und allen anderen nur das Beste für ihre musikalische Zukunft. Wir sehen uns hoffentlich bald auf den großen Bühnen dieser Welt wieder.