Treibende Beats, starke Emotionen und Gänsehaut – Disturbed in Hamburg


Disturbed Hamburg 2019 / Disturbed Tour 2019
(Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

Nach Bewältigung der schwierigen Parkplatzsituation und einem längeren Spaziergang erreichen wir noch pünktlich die Alsterdorfer Sporthalle im Hamburger Bezirk Nord. Noch ein kurzes Gewühl durch die restlos ausverkaufte Halle und dann haben wir einen guten Platz ergattert. Als es auch dann schon heißt: „Hey ho! Let’s go!”. Zum „Imperial March“ geht das Saallicht aus und gibt die Bühne frei für Skindred.

Die fünf Briten drehen mit ihrem Mix aus Metal, Hip-Hop und Reggae direkt voll auf. „Big Things“ erwarten und heute Abend. Nach einer ausgiebigen Begrüßung für die Hansestädter und einigen Späßen von Frontsänger Benji Webbe geht es weiter mit „Ratrace“. Mit ihrem mitreisendem Charisma schaffen es Skindred das Publikum zu jedem einzelnen Song mitzureißen – egal ob sie das Publikum dabei gesanglich für den Refrain für „That’s My Jam“ in zwei Seiten teilen oder alle kollektiv für mehr Power bei „Kill the Power“ einspannen. Eine kleine Hommage an ihre britischen Kollegen von The Prodigy lassen sie sich auch nicht nehmen. In Gedanken bei Liam und Maxim spielen sie deren Hitsingle „Out of Space“. Mit dem Song „Warning“ beenden Skindred ihr 40-minütiges Liveset und hinterlassen schon jede Menge schweißgetränkte T-Shirts im Publikum.

Setlist – Skindred in Hamburg

1. The Imperial March (John Williams song)
2. Big Tings
3. Ratrace
4. Machine
5. That’s My Jam
6. Kill The Power
7. Nobody
8. Warning

Nach gerade mal 20 Minuten Umbau geht es um 21:00 Uhr auch schon direkt weiter mit dem Hauptakt, weswegen wir uns ja auf die Reise von Hannover nach Hamburg gemacht haben. Es wird dunkel. Die einzige Lichtquelle ist ein Intro-Video auf der großen Videoleinwand hinter der Bühne. Die Bilder zeigen: natürlich Disturbed! Sequenzen aus den Anfängen der Band, ihre Entwicklung von der kleinen Band aus Chicago zu den großen Festivals der Welt und wie Musik Menschen zusammen bringt und uns Situationen überstehen lässt, an denen man sonst vielleicht zerbrochen wäre. Untermalt wird die Szenerie von dem langgezogenen Intro „Remnants“ von der Platte „Asylum“. Bis schließlich die nächste Stufe von Disturbed in den Vordergrund tritt: Evolution. „Are You Ready“? Wir sind es und der Rest im Publikum eindeutig auch. So explodiert der Saal förmlich vor Energie und Disturbed heizen uns erstmal mit einem Song nach dem anderen ein. Nach „The Animal“ haben wir aber einen kurzen Moment zum Durchatmen.

„It has been a little while, hasn’t it? And if i knew this many of you wanted to come see us, we would have booked this in a bigger room!“ Mit diesen Worten wendet sich Frontmann David Draiman an die Menge. Wenn man dem Internet Glauben schenkt, würde man denken, dass die heutige Gesellschaft zerstritten und geteilt wäre, wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. Nächte wie heute zeigen aber, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Egal ob arm oder reich, woran man glaubt oder auch nicht oder welche politische Einstellung man hat. Heute Nacht geht es darum, dass Menschen aus einem einzigen Grund zusammenkommen – um gemeinsam Musik zu hören, die sie lieben, zusammen zu singen und gemeinsam den Moment zu erleben. Disturbed drehen mit „Stupify“ wieder voll auf und lassen ihre Musik und die Instrumente so für sich sprechen. Es folgt nach und nach ein großartiges Gitarren-, Bass- und Drum-Solo. Dan Donegan lässt die Saiten seiner E-Gitarre nur so tanzen. John Moyer spielt gleichermaßen mit dem Publikum wie mit dem tiefen Bass, den man durch den ganzen Körper förmlich Spüren kann. Schließlich erklimmt Mike Wengren die Grenzen seines „Käfigs“ aus Drums, Toms und Hi-Hats und leitet alles über in den Song „Ten Thousand Fists“.

Nach einer weiteren Pause geht es gediegenerer im Akustik-Setup weiter. Nach „A Reason to fight“ richtet David wieder das Wort an die Menge. Sucht und Depressionen sind Krankheiten genau wie Krebs. Sie machen keinen Halt vor Grenzen der Gesellschaft und können jeden treffen, aber gemeinsam können wir uns bei dem tagtäglichen Kampf gegen die inneren Dämonen unterstützen, indem wir füreinander da sind und wenn nötig, den Menschen um uns herum Hilfe besorgen. Danach startet der nächste Song „Hold On To Memories“ und präsentiert in Form von vielen Schnappschüssen aus der Bandgeschichte und ihren schönsten Erinnerungen. Den Abschluss des Akustik-Teiles bildet das von vielen erhoffte Cover „The Sound Of Silence“.

Das dröhnen der Sirenen zerreißt die hinterlassene Stille. Disturbed drehen für den Rest des Abends noch einmal mit „Indestructible“ und „Inside The Fire“ auf. Bevor sie sie sich mit den Worten „Dankeschön Hamburg. Gute Nacht!“ von der Bühne verabschieden. Die Menge ist aber noch nicht bedient und gibt dies Ohrenbetäubend zur Kenntnis.

Disturbed lassen geben noch eine Zugabe zum Besten. Aber vorher holen sie sich noch zwei Fans auf die Bühne, die schon vor einer ganzen Weile durch ihrer emotionales Mitfiebern ins Auge fielen und fragt sie, ob sie für den nächsten Song  „The Light“ mit auf die Bühne kommen wollen. Mit den Tophits „Stricken“ und „Down With The Sickness“ beenden sie ihre Zugabe. „We are disturbed. We are disturbed. We are all disturbed.“. Disturbed kündigen uns noch ein baldiges Wiedersehen an. Wir bleiben gespannt und freuen uns jetzt schon auf das nächste Mal.

Setlist – Skindred in Hamburg

1. Are You Ready
2. Prayer
3. The Vengeful One
4. The Animal
5. Stupify
6. Voices
7. Land of confusion
8. Ten Thousand Fists
9. The game
10. No More
11. A Reason to Fight
12. Hold On To Memories
13. The Sound Of Silence (Simon & Garfunkel cover)
14. Indestructible
15. Inside The Fire

Encore:
16. The Light
17. Stricken
18. Down With The Sickness