Es ist noch gar nicht lange her, da haben die Red Hot Chili Peppers im Sommer in Berlin auf einem Telekomstreet Gig vor einer Hand voll Fans im alten Kraftwerk gespielt. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit, spielen Red Hot Chili Peppers endlich wieder eine Arena Tour und mit im Gepäck haben sie ihr elftes Studioalbum „The Getaway“. Heute spielen die kalifornischen Musik-Legenden in der Berliner Mercedes Benz Arena. Um dem Abend die richtige Würze zu verleihen, starten als Vorband Deerhoof aus San Francisco. Am Pressecounter angekommen, beobachte ich die Sicherheitskontrollen am Vip/Presse-Eingang. Oft wünsche ich mir, dass gerade nach dem Attentat in Paris noch verstärktere bzw. ordnungsgemäße Sicherheits-Kontrollen an allen Eingängen stattfinden. Aber heute scheint hier alles wie am Schnürchen zulaufen.
Verrückte Sounds und abgespacter Groove, sicher nichts für die breite Masse. Die Blicke der ersten Reihe spiegeln große Fragezeichen in den Pupillen der aufgeregten Red Hot Chili Pepper-Fans wider. Kategorisch sind Deerhoof schwer einzuordnen, ich würde trotz der vielen musikalischen Einflüsse in Richtung Noise/Rock/Experimentell gehen. Nur geringe Bruchteile erinnern mich stark an die experimentierfreudige Band Mr. Bungle. Der Schlagzeuger und gleichzeitig das Uhrwerk der Band, hämmert mit extrem geilen Drum-Passagen auf sein Schlagzeug ein. Die kleine aber sehr bunt gekleidete Frontfrau tanzt mit straighten Moves vor ihrem Mikrofon. Deerhoof präsentieren einen interessanten Mix aus Noise-Rock und experimentellen Wechseln. Ich hoffe, dass Deerhoof mal mit einer Headliner-Tour auf eine kleine Club-Tour nach Deutschland kommen, heute ist leider nach den ersten drei Songs für mich hier Schluss, da wir Fotografen wieder zurück in den Pressebereich eskortiert werden.
Bildergalerie: So war DEERHOOF live
Um 21.10 Uhr gehen die Saal-Lichter aus und nach einem kurzen Intro kommen Chat Smith, Flea und Josh Klinghoffer für eine Jam-Session auf die Bühne. Nach ca. 5 Minuten stößt Anthony Kiedis zu seiner Kapelle auf der Bühne. Gleich zu Beginn hauen die Peppers den Klassiker „Can’t Stop“ auf das Parkett. Die Arena ist außer sich. Mit einer Lichtkonstruktion aus bestimmt 500 Lampen, lassen die Techniker ein gewaltiges Lichtgewitter von der Decke stürzen. Diese riesengroße Konstruktion ist wirklich beeindruckend. Red Hot Chilli Peppers wirken recht kühl auf der Bühne, kein Wort oder Ansage wird an das Publikum gerichtet. Behutsam aber mit einer freundschaftlichen Art gehen sie mit einander auf der Bühne um, was eine sehr angenehme Stimmung in der Arena verbreitet. Im Hintergrund werden Red Hot Chili Peppers in verschiedenen Live-Aufnahmen projiziert, die dem Bühnenbild mächtig Farbe verleihen. Der Sound dieser Band ist noch viel besser als ich es je erwartet hätte. Das Zusammenspiel zwischen Flea und Chat ist einfach Weltklasse, zwischen den beiden sind so viele kleine verwickelte Betonungen und Grooves versteckt, dass dies zusammen ein einzigartiges Klanggerüst ergibt. Ein besseres Fundament kann eine Band nicht haben.
Bildergalerie: So war RED HOT CHILI PEPPERS live
So ein Duo einmal live zu erleben ist unbezahlbar. Seit mehr als 33 Jahre spielen die Jungs aus Kalifornien zusammen und die alten Drogenexperimente sind ihnen stark anzumerken. Doch die Falten in den Gesichtern der Band, lassen die Fans in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena nicht davon abhalten, die Musik zu genießen. Überraschenderweise steht auf einmal ein Mann neben mir im Graben, der in der Dunkelheit kaum zu erkennen ist, aber im nächsten Moment gehen schon die ersten Scheinwerfer an. Mit einer weißen Fender Stratocaster in der Hand, groß und ukrainisch. Es ist Wladimir Klitschko, der für seine Stiftung eine Fender Stratocaster aus der Gitarrensammlung von Josh bekommt. Den Aufbau des Sets gestalten Sie wie bei einer Probe. Bei den Ansagen spielt der Gitarrist Josh Klinghoffer wie bei einem Soundcheck einige Riffs an, um den Sound seiner Gitarren zu testen. Und es entsteht plötzlich wieder eine Jam-Session. Aus dem Zuschauerraum ertönt eine Soundwelle von kreischenden Frauen. Anthony steht Oberkörper frei auf der Bühne. Wie ein Glas klirrend, schallt der Bass durch die Halle, dass ist der unverwechselbare Sound von Michael „Flea“ Balzary.
Keiner in der Arena sitzt mittlerweile noch auf seinem Platz, jetzt heißt es tanzen und zu den Funk-Sounds der Peppers abgehen. Wie zu Beginn der Show, leiten Red Hot Chili Peppers ein weiteres Bass- und Gitarren-Battle auf der Bühne ein. Aus dem Battle heraus entwickelt sich eine sanfte Melodie, das kann nur „Californication“ sein. Wahnsinn. Aber auch Meilensteine wie „Look Around“, „By The Way“ und der neue Album-Titelsong „ The Getaway“ fehlen an diesem Abend in Berlin nicht. Die erste Zugabe ist eine weitere Jam-Session, bis Flea auf den Händen auf die Bühne kommt. Die Zuschauer applaudieren. Mit dem Hit „Give It Away“ runden RHCP ihr kunterbuntes Klang-Repotoire an diesem Abend in Berlin ab.
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Red Hot Chili Peppers live 2016
Mo., 14.11.2016 = Köln (Lanxess Arena)
Do., 17.11.2016 = Hannover (TUI Arena)
Sa., 19.11.2016 = Frankfurt (Festhalle)
Mo., 21.11.2016 = Wien (Stadthalle) – Österreich
Tickets für Red Hot Chili Peppers gibt es hier: Eventim
Weitere Informationen unter: redhotchilipeppers.de
oder auf Facebook und Twitter
Danke an:
Christoph Eisenmenger (Basslord Pictures) für Bilder und Text