Der Party- und Musik-Club Bi Nuu in Berlin Kreuzberg ist restlos ausverkauft. Vor 1,5 Jahren hat es an der Abendkasse vom „Musik und Frieden“, ebenfalls in Kreuzberg, noch Karten gegeben. Diese Zeiten sind natürlich vorbei. Alle fünf Konzerte, die Frank Carter And The Rattlesnakes in Deutschland spielen, sind ebenfalls ausverkauft! Im rappelvollen Saal heizen uns dieses mal „Woes“ und „Demob Happy“ im Vorprogramm ein und erweisen sich als würdig, das zunächst etwas reservierte Publikum dann doch schnell aus der Reserve zu locken.
Als Frank Carter die Bühne betritt und diabolisch in die Menge blickt, ist zu ahnen, was 10 Sekunden später passieren wird: Völlige EKSTASE! Dieser Mann ist ein Hexenmeister, ein Derwisch, ein Punk feinster Sorte! Der Punkrocker und natürlich seine Rattlesnakes geben alles und sogar noch mehr. Song für Song peitschen sie uns aus. Besonders bei Carters schier grenzenlos leidenschaftlichem Einsatz muss ich unweigerlich an seine gesundheitlich bedingte Zwangspause im letzten Jahr denken. Ich wünsche ihm die Kraft, diesen „Knochenjob“ noch lange durchzustehen. Für ihn, für uns.
Die Crowd ist glücklich, mosht und circled umher, von der Bühne wird regelmäßig in die Menge gesprungen. Frank fordert ausdrücklich dazu auf. Aber die Band schlägt zum Beispiel mit „Loss“ auch leisere Töne an. Dies nimmt Sänger direkt zum Anlass, seine Fans aufzufordern, achtsam mit Freunden und Bekannten umzugehen. Sensibel dafür zu sein, wenn es ihnen nicht gut geht, sie leiden. Seine Botschaft: Hört ihnen zu! Über das unsterbliche „Devil inside of me“ feiern alle dem Finale entgegen und verlassen beseelt das Bi Nuu.
Auf dem Heimweg frage ich mich, was eigentlich das Besondere an Frank Carter und seinen Rattlesnakes ist. Für mich: In erster Linie die Authentizität, mit der diese Hardcore-Kombo ihre brachiale Punk-Performance zelebrieren. Eine klassische win-win Situation. Sie leben es, wir lieben es.