Gute-Laune-Rock-Musical: The Darkness in Berlin


The Darkness Tour 2017 / The Darkness Berlin 2017 / The Darkness Live
(Bild: stagr / Julia Langmaack)

Wer auf zeitlosen Rock mit Charme und Witz sowie gnadenlose Ohrwurm-Refrains steht, und das gepaart mit einem coolen 70er-Jahre-Glam-Rock-Style und einer unvergesslichen, freaky Stimme – der ist beim Rockkonzert von The Darkness am Dienstagabend im Berliner Columbia Theater am rechten Fleck. Nicht ausverkauft, aber so proppenvoll, dass die heiße Luft bereits beim Betreten des Saals perfekt mit einem leckeren Pinienduft aufgegossen werden könnte.

14 Jahre nach dem großen Album-Erfolg von „Permisson To Land“ (VÖ 2003) und dem glamourösen „I Believe in a Thing Called Love“ hallt der Sound von The Darkness und natürlich der unvergleichlichen Stimme von Frontmann Justin Hawkins immernoch in aller Ohren. Und da die Briten beschlossen haben, auch zukünftig nicht in Vergessenheit zugeraten, ist mit „Pinewood Smile“ (VÖ 10/2017) endlich auch wieder ein frisches The Darkness-Album auf dem Markt, das nahtlos an die drei Vorgänger anknüpft. Gleichzeitig sind die kaum gealterten Musiker nun auf kleiner Europatournee.

Blackfoot Gypsies

Die Blackfoot Gypsies – das sind Matthew Paige (Gesang + Gitarre), Zack Murphy (Schlagzeug), Dylan Whitlow (Bass + Gesang) und Ollie Dogg (Mundharmonika) – sind im November und Dezember als Supportact mit auf der „The Darkness Tour 2017“ durch Europa. Die US-Rockband aus Nashville, Tennessee entpuppt schnell als energiegeladene Truppe, die den wohltemperierten Saal hochkochen lässt. Mit einer Mischung aus Blues, Southern, Country, Soul und Punkrock liefern die Blackfoot Gypsies eine unterhaltsame Rock’n’Roll-Show und dass mit vollem Körpereinsatz, wenn Frontmann Paige die Gitarre über dem Kopf spielt oder sich auf den Boden wirft und auf dem Rücken robbend seine Riffs abfeuert. Auch vom Style her passt das Quartett perfekt in die Warm-Up-Zone von The Darkness, mit langen Vokuhila-Frisen, Fellstiefeln und Streifen-Schlaghose.

The darkness

Und da sind sie nun, nach dem sich The Darkness erst aufgelöst und (zum Glück!) wiedervereint haben, eigentlich das klassische Thema für eine Rock-Oper. Denn als die Hardrock-Band aus Lowestoft mit ihren unzeitgemäßem Sound den Musikmarkt erobert, ist die Welt noch nicht bereit für diese Art von gewaltigem Rock-Feuerwerk. Über Nacht füllen sie ganze Theater, verkaufen ihr Debütalbum „Permission To Land“ drei Millionen Mal, gewinnen 3 BRIT Awards und werden zu einer der größten Bands des Moments. Es folgt der Rauswurf des Bassisten und man erlebt einen Justin Hawkins, der sich in seinem neuen Ruhm nicht zurechtfindet, aussteigt und mit seinem Bruder Dan bricht, mit dem er einst The Darkness gegründet hat. So hat es den richtigen Durchbruch für Hawkins und Co. nie wirklich gegeben.

Doch das Band der beiden Brüder führt sie auf familiärem Weg wieder zusammen, die einstige große Magie im Zusammenspiel mit den beiden Bandkollegen Ed Graham und Frankie Poullain wird wieder neuentfacht und so dauert es nicht lang, bis zum nächsten Album „Hot Cakes“. Nun ist auch der Weg zurück auf die Live-Bühnen nicht mehr weit.

Die ersten typischen Gitarrenriffs reißen auch den letzten Träumer aus seinen Phantasien. Alle Augen richten sich auf den hautengen, goldglänzenden Overall von Frontmann Hawkins. Die langen Haare hängen dem 42-jährigen wild ins Gesicht, der Reißverschluss vom Overall ist weit geöffnet und gibt den Blick frei auf viel Haut und Tattoos. Bruder Dan rupft wild die Saiten seiner Gibson-Gitarre(n) und lässt dazu die (noch längeren) Haare fliegen, während Frankie sich dem Rhytmus am Bass hingibt. Eigentlich nichts scheint sich seit damals verändert zu haben. Der eigenwillige Falsett-Gesang dringt in jeder Pore der Haut, der großartige Rocksound lässt alle Körper in Bewegung schwingen und Füße mitwippen. The Darkness verströmen gute Laune. Im Saal umgeschaut, huldigen viele Zuschauer ihren Hardrock-Idolen mit 70er Jahre-Styling und textsicherem Gegröhle. Von der schnulzigen Power-Ballade bis zum feurigen Uptempo-Rocksong haben The Darkness aber auch wirklich alles dabei, was einen Fan zufrieden stell. Gleichermaßen Hit-Highlights und neues vom aktuellen Album. Alles in allem bleiben sich The Darkness in ihrem Sound aber eindeutig treu, gut so.

Neustes Mitglied in der Brit-Rock-Formation ist übrigens Drummer Rufus Tiger Taylor, wobei dieser auch schon seit 2 Jahren die Drums der Band verprügelt, als Sohn von Queen-Schlagzeuger Roger Taylor sind die Erwartungen an das junge Talent ein wenig höher. Auf dem neuen Album ist Taylors Einstand grandios bereits zuhören, live auf der Bühne gibt der Drummer volle Energie und mausert sich neben den langjährigen Bandkollegen auch fast als „alter Hase“.

Knappe 2 Stunden fühlt es sich an, als wäre das Rock-Quartett nie weg gewesen und da ist es doch ein wenig schade, dass The Darkness „nur“ im kleinen Saal des Columbia Theaters spielen. Eine Rückkehr auf die ganz großen Bühnen dieser Welt hätten The Darkness mehr als verdient.

Das neue The Darkness-Album gibt es z. B. bei Amazon:
Audio-CD „Pinewood Smile“ und MP3-Download „Pinewood Smile“

Setlist – The Darkness – Berlin 2017

Intro
1. Open Fire
2. Love is Only a Feeling
3. Southern Trains
4. Black Shuck
5. One Way Ticket
6. Givin‘ Up
7. All The Pretty Girls
8. Barbarian
9. Makin‘ Out
10. Every Inch
11. Stuck in a Rut
12. Mudslide
13. Solid Gold
14. Get Your Hands Off
15. Growing On Me

Encore:
16. Japanese Prisoner of Love
17. I Believe in a Thing Called Love