Grandioses Finale der Reunion-Tour – Helloween in Hamburg


Helloween Hamburg 2018 / Helloween Tour 2018
(Bild: stagr / Mark Carstens)

Es gibt zahlreiche kleine Dinge, an denen man merkt, dass man nicht mehr der jüngste ist. Eine davon ist wenn eine Band die man in seiner Jugend geliebt hat plötzlich eine 30 Jahre Jubiläums-Tour startet. Wenn man dann live den damals noch durchtrainierten Frontmann sieht, der statt einer langen blonden Metal-Mähne nun glatt rasierte Glatze trägt und soweit zugelegt hat dass er nicht mehr an den jungen van Halen sondern vielmehr an die neusten Bilder von Meat Loaf erinnert, muss man sich eingestehen dass man selber mittlerweile auch knapp 20 Kilo mehr wiegt als damals und nicht umsonst Hautpflege-Produkte geschenkt bekommt.

Zum 30-jährigen Jubiläum vom Release des ersten Albums “Walls of Jericho” starteten die “Kürbisköpfe” von Helloween eine 14-monatige Reunion-Tour, inkl. einer Zwischenstation in Wacken (bitte verlinken). Mit dabei sind Gründungsmitglied und ehemaliger Frontmann Kai Hansen, und der zweite Frontmann Michael Kiske, der unter anderen die beiden erfolgreichsten Alben der Band “Keeper of the Seven Keys Part 1 & Part 2” eingesungen hat.

Letzte Station dieser Tour war nun die Sporthalle Hamburg, wo zwei Tage vor Weihnachten zahlreiche Metal-Fans ein frühes Weihnachts-Geschenk bekamen: Keine Vorband, kein Special Guest, sondern 3 Stunden pures Kübis-Metal von einer der besten deutschen Power-Metals-Bands der 90er. Und nach der Rückkehr von Michael Kiske und der Performance in der Sporthalle bin ich der ansicht: Eine der besten deutschen Powermetal-Bands überhaupt.

Helloween

Man gründe eine Power-Metal Band mit Fähigen Musikern und einem schaurig-gruseligen Maskottchen ähnlich Iron Maiden, übernehme die Geschichtserzähler-Qualitäten von selbiger Band, füge einen Schuss Geschwindigkeit à la Dragonforce (jaaa, die wurden erst 15 Jahre nach Helloween gegründet, ich weiß) und zwei große Prisen Virtuosität wie bei Dream Theater hinzu. Das Ergebnis ist eine verdammt gute Metal-Band. Aber erst wenn man das ganze mit einem Sänger garniert, der die Oktaven fast so gut beherrscht wie Rob Halford von Judas Priest und bei den Hohen Screams nicht so kopflastig klingt, entstehen Meisterwerke wie “Halloween” und “Dr Stein”, damals in den Top 10 der Deutschen Charts.

Natürlich ist das hier nur meine persönliche Meinung, aber: Erst mit dem Zugang von Michael Kiske war Helloween vollständig, und mit dem Weggang von Ex-Sänger, Gitarrist und Songwriter Kai Hansen fehlte wieder etwas essenzielles. Die Chemie, die Hansen, Kiske und “Weiki” alias Gitarrist und Songwriter Michael Weikart in den “Keeper” Alben erreicht haben bleibt bis heute unerreicht.

Entsprechend war die Freude in der Fangemeinde groß, diese drei wieder gemeinsam auf der Bühne zu erleben. Die Sporthalle war brechend voll, und selten gab es Konzerte wo selbst auf den Tribünen und in den letzten Reihen so viele “Metal-Pommesgabeln” in die Luft gestreckt und so laut mitgesungen wurde. Aufgelockert wurde da ganze von kurzen Comic-Animationen von “Seth” und “Doc”, zwei Pumpkinheads, die von jedem Band-Mitglied eine “Zutat” in eine mysteriöse Maschine werfen die am Ende in ein Helloween-Logo explodiert. Grandios auch das Drum-Solo von Daniel Loeble, der zusammen mit einer Aufnahme des mittlerweile verstorbenen ersten Drummers Ingo Schwichtenberg ein Drum-Duett spielte um ihm zu gedenken.

Insgesamt 3 Stunden lang wurde von jedem Album mindestens ein Song gespielt, wobei mehr als die Hälfte von den “Keeper”-Alben stammten. So wie die Opener “Halloween” und “Dr Stein” oder das letzte Lied “I want out”. Aber für genau diese Songs der “Keeper”-Ära hatten sich ja auch die Fans der Kürbisköpfe kurz vor Weihnachten in der Sporthalle versammelt.