Frank Turner, Skinny Lister und Will Varley im ausverkauften Capitol Hannover


Frank Turner and the Sleeping Souls

Nach über zwei Jahren Abstinenz freut sich das Hannover Publikum wieder einmal auf den britischen Folk-Punker Frank Turner. So scheint es fast eine Tradition zu werden, dass der quirlige Musiker – welcher auch mal das Wembley Stadion und die O2 Arena ausverkauft – in der Stadt an der Leine das bist auf den letzten Platz ausverkaufte Capitol bespielt. Mit im Gepäck hat er, neben seiner Band The Sleeping Souls, seine Landsleute und Folk-Kollegen Skinny Lister, sowie Folk-Sänger Will Varley..

Schon lange ist das Konzert an diesem Dienstagabend Thema in Hannover. Das eine Frank Turner-Show gewissermaßen eine Pflichtveranstaltung ist, wird schnell klar: „Hast du schon ein Ticket für Dienstag?“ oder „Wir sehen uns dann ja bei Frank!“, sind nur wenige Beispiele der letzten Wochen. Während sich das Publikum bei dem englischen Folk-Sänger und -Songwriter Will Varley noch verhalten zeigt, schaffen es Skinny Lister mit ihrer schwungvollen Art die ersten Tanzbeine zum Schwofen zu beleben. Pünktlich um 22 Uhr betritt der sympathische Brite voll motiviert die Bühne und hat das Publikum ab der ersten Minute berauscht auf seiner Seite. Man fühlt sich von ihm eingeladen: zum Tanzen, Singen, Träumen und unwiderruflich – zum nicht Erwachsenwerden.

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Bildergalerie: So war SKINNY LISTER live

Seine Setlist ist bunt gemischt. Bei der Songauswahl geht es ganz eindeutig traditionell zu. Sein aktuelles Werk „Positive Songs For Negative People“ scheint neben den bekannten Balladen und Hymnen wie „The Road“, „Long Live The Queen“, „Photosynthesis“ und „I Still Believe“ etwas stieftöchterlich behandelt zu werden. Mit dem Song „Polaroid Picture“ gedenkt Frank Turner dem vor wenigen Tagen verstorbenen David Bowie und fordert seine Gäste zum mitmachen auf: „Jump the fuck up and down for David Bowie!“.

Es ist spürbar, dass Turner das Musikmachen liebt. Er gehört zu eben diesen unvergleichbar authentischen Künstlern, ein Ausnahmetalent im Affekt. Turner begeistert, er verzaubert, er fasziniert und das Publikum tanzt – nach seiner Musik. So ist es nicht bloß eine Floskel zu sagen, dass das Capitol derartig kocht, das der Schweiß von den Wänden tropft. Eins muss man Turner lassen, das Bewegungsverhalten, welches er von seinem Publikum fordert, zieht er selbst während der gesamten Show durch. Er rennt von rechts nach links, wälzt sich auf der Bühne, springt immer wieder hoch in die Luft und scheint dennoch keinen Funken Erschöpfung zu spüren. Er ist ganz bei der Sache und in jeder Minute ganz nah bei seinen Fans. So ist es eine Leichtigkeit für ihn, zumindest das hiesige Publikum, immer wieder um den Finger zu wickeln.

Bildergalerie: So war FRANK TURNER live

Nach gut zwanzig Minuten Zugabe, setzt der mittlerweile völlig durchnässte Frank Turner, während seines Abschiedssongs „Four Simple Words“ zum stagediven an und wird, unter tosendem Jubel der Besucher durch den Saal getragen. Mit einem Luftkuss entlässt er schließlich hunderte tiefzufriedene Besucher in den unberührten Mittwoch. Wir ziehen unseren Hut vor diesem Abend voller Freundschaft, Zufriedenheit, Emotionen und verdammt ehrlicher Musik.

Danke an Maria Graul für Bilder und Text.