Tempelhof Sounds 2022 – Sonntag: Unsere Highlights


Tempelhof Sounds 2022 Sonntag
Am Sonntag, den 12. Juni 2022 war der dritte und finale Festivaltag beim Tempelhof Sounds in Berlin. (Bild: Markus Werner)

Rund 45 Künstler und Bands haben den täglichen 30.000 Besuchern die dreitägige Premiere vom Tempelhof Sounds 2022 versüßt. Am Sonntagabend geht das Festival in Berlin mit einer großartigen Headliner-Show von The Strokes zu Ende. An allen Festivaltagen ist der geplante Fokus des Gitarren-Sounds im Booking hervorragend umgesetzt und ebenso begeistert angenommen worden.

Die Veranstalter – FKP Scorpio, Loft Concerts und Dreamhaus haben dazu Wert auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit gelegt und aus diesem Grund ein detailliertes Konzept erschaffen, bei dem für die Feststromversorgung des Festivals Ökostrom eingesetzt wurde. Besondere Maßnahmen zur Müllvermeidung und  -trennung sind ergriffen wurden, Trockentoiletten waren im Einsatz, sodass aus den Hinterlassenschaften der Gäste Humusdünger entstehen kann. Also einige wirklich tolle, neue Ansätze für die Festival-Durchführung.

Fontaines D.C.

Mit irischem Post-Punk-Band legen am frühen Nachmittag auf der Supersonic Stage Fontaines D. C. los. Ihr neues Album „Skinty Fia“ ist erst ganz frisch auf dem Markt, nämlich im April diesen Jahres erschienen und es schreit gerade zu danach, in Live-Versionen Gehör zu finden. Der Fünfer mit Grian Chatten als Frontmann kennt sich schon aus der Zeit am Music College und die Kombo gibt es offiziell schon seit 2016, aber erst 2019 konnte die Band ihre ersten Erfolge einfahren mit dem Debütalbum „Dogrel“. Die Band zeigt eine authentische und gute gelaunte Show, ihre Liebe zur Poesie und zur Musik genauso, wie ihre Freude, endlich wieder vor Publikum spielen zu können.

Big Thief

Auf der Echo Stage ist es Zeit für Big Thief und damit Indie-Rock aus New York. Sängerin Adrianne Lenker hat um sich drei Jungs gescharrt, die allesamt ihre Instrumente mit viel Leidenschaft beherrschen. Mit ihrem neuen Doppelalbum „Dragon New Warm Mountain I Believe In You“ hat die Gruppe endlich neuen Stoff an Bord, der nach der nervigen Pandemie-Zeit nun endlich live gespielt werden kann. Hier entsteht der Eindruck, gute Freunde machen miteinander Musik – die Harmonie und gleichzeitig Professionalität der fünf Bandmitglieder ist großartig. Traditionelle Einflüsse aus Country, Bluegrass oder Folk werden vom Quartett auf angenehme wie eindringliche Weise mit den diversen Ausformungen des gängigen Alternative-Mainstream verwoben. Am beliebtesten und bekanntesten dürfte ihr Hit „Shark Smile“ sein.

Royal Blood

Mike Kerr und Ben Thatcher sind zwei, die hoch hinaus wollen. Der Sound des jungen Rock-Duos aus Brighton hat ordentlich Wucht und Reife und das bei einer mit 9 Jahren noch jungen Bandgeschichte von zwei Vorstadt-Jungs. Fette Bässe, treibende Backbeats zwischen Hard, Blues oder Stoner Rock, dazu Frontmann Mike Kerr’s raues Organ, mit dem er ebenso gut singen wie schreien kann. Royal Blood sind steil auf dem Weg in das internationale Musikgeschäft und schicken den Zuschauern vor der Supersonic Stage feinsten Garage-Rock auf die Ohren, vor allem aber auch Songs vom neuen Album „Typhoons“ aus 2021, das live bisher noch kaum Gehör finden konnte.

anna Calvi

Die britische Popmusikerin Anna Calvi steht am frühen Abend auf der Echo Stage und zeigt, was in ihren Anfang 40ern rauskommt, wenn eine bereits achtjährige mit schier unglaublichem Talent beginnt Musik zu machen. Energiegeladen an der Gitarre und mit kraftvoller Stimme zieht Anna Calvi ihre Zuschauer schnell in ihren Bann. Die Multi-Instrumentalistin (spielt auch Geige) sorgt für den ein oder anderen Gänsehaut-Moment mit ihren rockigen und balladigen Songs. Ihr selbstbetiteltes Debutalbum „Anna Calvi“ (2011) erhielt zu recht Nominierungen für den renommierten Mercury Prize und die Brit Awards. „One Breath“ (2013), das 2. Studioalbum ist ebenfalls für den Mercury Prize nominiert wurden. Drei weitere Werke hat Anna Calvi veröffentlicht und aus all diesen bedient sie sich aus einer hervorragend ausgewählten Setlist für die Show beim Tempelhof Sounds.

Interpol

Die New Yorker Indie-Rock-Band Interpol besteht aus absoluten Perfektionisten. Mit ihren sechs Studioalben und bisherigen großen Tourneen sind sie im Musikbusiness kein unbeschriebenes Blatt. Musikalisch, stimmlich, hier passt einfach alles bei Sänger Paul Banks und seinem Team. In diesem Jahr feiert die Kombo ein tolles Bandjubiläum, 25 gemeinsame Jahre. Passend dazu hat die Band in diesem Jahr neues Material am Start, das neue, siebte Album „The Other Side of Make-Believe“ ist ebenfalls angekündigt und soll in diesem Jahr erscheinen. Leider sind die Drei etwas zurückhaltend mit ihrer Bühnenperformance und schaffen es nicht hundertprozentig, das Publikum richtig mitzureißen. Schade.

griff

Das Abendprogramm und gleichzeitig der letzte Auftritt auf der Vibration Stage gebührt der englischen Singer-Songwriterin Griff – eigentlich Sarah Faith Griffiths. Die Newcomerin ist 21 Jahre alt und veröffentlicht erst seit drei Jahren ihre Musik. Was die junge Musikerin ausmacht? Authentizität. Damit trifft sie den Zeitgeist der aktuellen Generation. Das Multitalent schreibt seine Songs selbst und produziert sie eigenhändig. Dazu designed sie ihre Videos mit und schneidert ihre eigene Bekleidung. Hut ab! Mit „One Foot In Front Of The Other“ ist ihr aktuelles Werk seit 2021 auf dem Markt und findet nun erstmal Platz in ihrem Live-Set. Vor der Bühne ist es jedenfalls voll, viele Besucher sind neugierig auf den Sound dieses wahren Energiebündels. Wir werden sicher noch viel von Griff sehen und hören!

THE STROKES

Die US-Rockband aus New York City besetzt am letzten Festivaltag den Headliner-Platz auf der Supersonic Stage. Zur Prime Time gehen Julian Casablancas und seine vier Bandkollegen auf den Bühne und läuten das Finale ein. Schon oft haben es The Strokes geschafft, mit ihren sechs Alben neues musikalisches Terrain zu betreten und trotzdem vertraut zu klingen. Dabei behalten sie immer die nötige Frische und gewohnte Ausgewogenheit im Sound bei. Live können The Strokes ab dem ersten Ton überzeugen, die Band hat Bock – das Publikum auch. Coole Gitarrensounds treffen auf eine Prise Funk, Disco und Pop, dazu der typisch nölende Casablancas an der Front. Wie kaum eine andere Rockband der Neuzeit haben The Strokes ein untrügliches Gespür für griffige Melodien, Akkordfolgen und Tempi, sie wissen wann etwas härter, wann sanfter klingen sollte oder wann die Stimme hoch und wann runter muss – wie es eben klingen soll, um cool zu sein. Gerne mal aus einem einzigen Riff basteln The Strokes Songs, die im Radio mühelos alle anderen überstrahlen und live einfach guten Gitarrenrock darstellen. Casablancas und seine Mannen übertreffen sich bei diesem Auftritt selbst, mit guter Laune, Spielfreude und einer gut gewählten Liste aus Songs ihrer 24-jährigen Band-Historie.