So war das PartySan Metal Open Air 2018 am Freitag + Samstag


(Bild: stagr / Daniel Stahlmann)

Zum Aufstehen etwas um die Ohren, wobei man das Hirn einfach mal abschalten kann? Nichts Leichteres als das. Ganz in klassischer PSOA Tradition eröffnete erneut eine Grindcore/Gore Grind Kapelle den Tag. Razorrape aus Malmö, Schweden, luden zum gemeinschaftlichen Klobürstenschwingen ein. Nach einer durchzechten Nacht das richtige um wieder munter zu werden.

Death Metal gab es zum 2. Frühstück. Die spanischen Gravejard rumpelten zur frühen Mittagsstunde los. Ihr klassischer Death Metal, verfeinert mit einer guten Prise Doom, erweckte auch die letzte Schnapsleiche zum leben. Das Infield füllte sich von Song zu Song um sich die Spanier zu gönnen.

Geographisch ging es danach in den Norden von Europa. Wolfheart aus Finnland boten feinsten Melodic Death Metal der Extraklasse mit einer ordentlichen Beimischung an Melancholie. Nicht nur die massiv muskulöse Statur von Frontmann Tuomas Saukkonen imponierte, auch seine Stimme heizte mächtig ein. So muss Melodic Death sein. Harmonisch und doch Vollgas!

Harakiri For The Sky übernahm vor allem das Melancholische. Die Österreicher sind im Bereich des Post Black Metal die Band der Stunde. Dementsprechend ausgefüllt war auch das Infield, als die Salzburger mit ihrer Show anfingen. Obwohl es vielleicht etwas zu sonnig für die suizidale Atmosphäre der Songs war, zelebrierten nicht wenige die düstere Kunst von J. J. und M. S.

Nach Tristes folgte legendäres gepolter. Die wohl exzessivste norwegische Black Metal aus Norwegen betrat die Main Stage. Carpathian Forest gaben sich die Ehre und prügelten ihren punkigen Balck and Roll den Zuschauern um die Ohren. Es durften natürlich Klassiker wie „I am Possesed“, „Knokkelmann“ oder ihr legendäres The Cure Cover „A Forest“ im Set nicht fehlen. Auch wenn Natterfrost und Co nicht jedermanns Geschmack ist bleiben sie sich und ihrem Motto nach Jahrzehnten immer noch treu. FUCK YOU ALL!!!

Ein in Leder und Nieten gehülltes Trio schlug da ganz andere Töne an. Einer der Pioniere des Thrash Metals aus Kanada zimmerte los – die Rede kann natürlich nur von Exciter sein. Seit den 80er Jahren existiert die Formation und definieren per se den Begriff „Legende“. Und das die Herren aber auch nichts an ihren Instrumenten verlernt haben, demonstrierten sie den zahllosen Besuchern auf dem Infield. Aber wann hat man denn auch schon mal die Möglichkeit solch eine Band live sehen zu dürfen und vor allem mit einem singenden Schlagzeuger? Einfach nur gigantisch.

Sadistic Intent aus L.A., Californien, spielte als nächstes auf. Das Gespann ist bekannt für seine Mischung aus Thrash, Death und Black Metal. Alleine schon diese Genremischung passt wie Arsch auf Eimer zum Party.San und siehe da: es war auch so. Von Anfang bis Ende legte die Formation rund um Sänger und Bassist Bay Cortez eine Show ohne Fehl und Tadel ab. Auch wenn die Anzahl an Personen vor der Bühne gerne etwas höher hätte ausfallen dürfen, gab es einfach nichts an dem Auftritt auszusetzen.

Die Nachfolgende Band bezeichnet ihren Stil selber als „oldschool progressive deathfusion“. Und was bedeutet das? Kurz gesagt: Du wirst gnadenlos in die Erde gestampft mit einer sehr fortschrittlichen Methode. Spaß beiseite. Pestilence aus den Niederlanden ist einfach ein Abrisskommando, dass die alte Death Metal Schule mit progressiven Schnörkeln verziert. Und das kam bei den Besuchern des PSOA auch richtig gut an. Ein temporeiches Set lud zu 50 Minuten intensiven Haare schütteln ein. So macht Death Metal Spaß!

Die schwedische Truppe die nun den frühen Abend einläutete, ist für wahrlich viele nicht mehr unbekannt. Tribulation ist seit ihrer 2015er Platte „Children Of The Night“ eine Kategorie für sich. Optisch stark an die frühen Black Sabbath angelehnt, ist ihr musikalischer Stil eine extravagante Mischung aus 70er Stoner Rock und modernen Dark und Black Metal Elementen. Und mit einer furiosen Show unterstrichen sie abermals, dass sie ihre Kunst beherrschen. Wehende Haare, hohe Schuhe und eine schlangenartige Performance lies die zahlreichen Besucher staunen. Das ist wahre und gelebte Bühnenkunst!

Einen starken politischen Einschlag erhielt das PSOA mit Brujeria, zu Deutsch „Hexerei“. Die Mexikaner aus Los Angelos (NICHT das L.A. in Kalifornien) sind strikt gegen die faschistische Einwanderungspolitik von US Präsident Trump. Allgemein lassen sie ihrem Unmut in schierer Aggression freien Lauf. Die spanischen Texte sind für sicher viele nicht verständlich, aber bei so viel Hass muss man das auch nicht. Es ist klar, was vermittelt werden soll. Politischer Grindcore Death Metal, der einem das Hirn weg bläst. So in etwa lässt sich der Auftritt von den vermuten Mexikanern kurz und knapp beschreiben.

Ein wahres Urgestein der deutschen Trash Metal Szene hatte die Ehre die vorletzte Band des Party.San Openair 2018 zu sein. Die südhessischen Recken Rund um Bierkönig Gerre von Tankard luden zum letzten Mal für dieses Jahr zum Vollsuff ein (auf dem PSOA wohl gemerkt). Die Band aus Frankfurt polarisiert mit ihrem Alcoholic Metal und egal on jung oder alt – spätestens mit Songs Wie „Empty Tankrad“ war auch bei dem aller letzten Gast der Bierdurst geweckt. Gerre und seine Jungs zeigten sich in bester Spiellaune, obwohl man dem einen dann doch anmerkte, dass da doch das ein oder andere Bierchen im Backstage getrunken wurde. Aber das sind halt Tankard: Alcoholic Metal at it‘ best!

Völlig spaßbefreit und mit grimmiger Wut betrat das schwedische Black Metal Gespann Watain die Bühne. Der finale Headliner des diesjährigen PSOA imponierte wie bei jeder Openair Show mit einer Bühnenperformance, die einer schwarzen Messe glich. Stimmungsvolle Lichter und bedrohliche Flammenspiele untermalten Songs und die Pausen dazwischen. Mehr Authentizität in Sachen gelebter Kunst kann man im Black Metal nicht verlangen. Obwohl sie mit ihrer aktuellen 2018er Platte „Trident Wolf Eclipse“ auf Tour sind, ließen es sich die Schweden nicht nehmen Klassiker wie „Sworn To The Dark“ in ihr Set aufzunehmen.

Mit einem imposanten Feuerwerk und einem finalen Schuss aus der Flak endete das Party.San Openair 2018. Da nächstes Jahr das 25 jährige Jubiläum ist fragt man sich dann doch, wie man das diesjährige Line Up denn bitte topen soll oder kann? Wir werden es sehen.

Notiz am Rande

Der Wind. Ein elendiges Thema, doch selten so aktuell wie dieses Jahr. Neben dem kurzzeitigen Abbruch und den Sachschaden bei Zelten und ähnlichem, zerwarf dieser verfluchte Wind in nie da gewesener Form den Sound. Deswegen hier auch nochmal Respekt an die Toncrew des PSOA. Unter solchen Bedingungen zu arbeiten ist für niemanden einfach. Hochkarätig war dieses Jahr auch wieder das Zelt bestückt und so mancher wird sich sicherlich fragen, was hat denn die Band bitte im Zelt verloren? Aber das ist meckern auf höchstem Niveau. In Sachen Abriss standen Bands wie Endseeker aus Hamburg oder auch Possession den Bands auf der Hauptbühne in wirklich nichts nach. Besonders das Hamburger Gespann, dass am Mittwoch vor ihrer Show verkündete, dass sie bei Metal Blade unter Vertrag genommen wurden, muss ich in Zukunft um solche Probleme wohl bald keine Gedanken mehr machen und das völlig zurecht. Wer es schafft nach Mitternacht das gesamte Zelt zu füllen, der hat gezeigt, dass er Potential hat. Alles in allem war das 24. PSOA mal wieder ein voller Erfolg. Vielleicht gibt es ja zum 25. Jubiläum ja zwei Cuba Libre Stände? Man weiß es nicht. Auf alle Fälle bis nächstes Jahr!