So war das Deichbrand Festival 2018 am Sonntag


(Bild: stagr / Julia Langmaack)

Das Wetter hat sich mittlerweile an allen drei Tagen bestens gehalten. Das ist in diesem und den letzten Jahren bei vielen Festivals leider nicht immer der Fall gewesen. Im letzten Jahr hat auch das Deichbrand ein wenig was abbekommen, zur Wiedergutmachung also dieses Mal traumhaftes, wenn auch durch Trockenheit etwas verstaubtes Festival-Sommerwetter. Nun ist der dritte und damit letzte Festivaltag schon wieder da, die 14. Runde vom Deichbrand Festival neigt sich dem Ende. Schade. An der Musikfront geht es heute mit Bands der Extraklasse weiter. In den Startlöchern sind Alligatoah mit Akustik-Set und bestuhltem Infield, gefolgt von Eisbrecher, Itchy, Gurr, Milky Chance, Fünf Sterne Deluxe, Bosse, SDP und viele weitere. Und niemand geringer als eine echte deutsche Punkrock-Legende besetzt die Position des dritten Headliners für das Deichbrand 2018 am Sonntag: Die Toten Hosen!  Im kommenden Jahr steht übrigens schon der neue Termin fest, vom 18. bis 21. Juli geht das Deichbrand Festival 2019 in Runde 15.

Alligatoah

Im vergangenen Jahr gemeinsam mit Trailerpark auf der Deichbrand-Bühne, davor ist Alligatoah zuletzt in 2016 und vor allem zum ersten Mal im Jahr 2014 noch im kleinen Rahmen und mittags im Palastzelt gewesen. Doch bereits in 2016 hat das Palastzelt damit gedroht, aus allen Nähten zu platzen. Warum? Der Deutsch-Rapper, Sänger, DJ und Produzent ist nicht nur eng mit der Region verbunden, schließlich ist er im nahegelegenen Neuenwalde bei Bremerhaven aufgewachsen – nein, Herr Strobel hat es verstanden, die Menschen mit seiner Musik und seinen Texten gnadenlos zu unterhalten. Früher noch mit Kollege BattleBoi Basti allein auf der Bühne, danach mit Backing-Band, seinem Himmelfahrtskommando – begeisterte der junge Mann mit Schnauzer vor allem durch seine wunderbaren Geschichten, die er in der Musik perfekt verpackt hat. Heute wird gerappt, gesungen, geblödelt und geschickt Kritik an der Gesellschaft geübt – das alles mit erstaunlich viel Niveau. Wie man dem Ganzen das Sahnehäubchen aufsetzt? In dem Alligatoah zur Mittagsstunde mit einem frischen Akustik-Set daherkommt. Herr Gator schafft es wie kein anderer, die Massen zu so früher Stunde auf dem Field zu versammeln um einen gemeinsamen, großen Chor anzustimmen.

itchy

In jungen Jahren bereits als Schülerband aktiv, sind damals noch Songs von Metallica und Green Day gecovert wurden, bevor Itchy (ehemals Itchy Poopzkid) es inzwischen auf eine beachtliche 18-jährige Musikkarriere gebracht haben. Wenn gleich in all den Jahren ein paar Mitglieder-Wechsel stattgefunden haben, so sind die Punkrocker in der heutigen Dreier-Besetzung glücklich und vor allem erfolgreich. In der Punkrock-Band aus dem schönen Schwabenländle hat jedes Mitglied mehrere Aufgaben: Frontmann Sibbi (Sebastian Hafner) und Kollege Panzer (Daniel Friedl) spielen beide Gitarre und Bass und geben abwechselnd den Sänger. Max (Max Zimmer) ist ebenfalls für den Gesang zuständig, ist aber auch ein Ass an den Drums. Musikalisch bietet das Liveset von Itchy einfach alles, was ein Punker-Herz höher schlagen lässt. Hau-Drauf-Krach, knackige Texte zum Mitgröhlen und Melodien sowie Sounds, zu denen man feiern und abrocken kann. Da Sibbi heute mit STimmproblemen zu kämpfen hat, bekommt die Band netterweise von Sängerkollege Darius – dem Frontmann von Smile and Burn die schon am Samstag aufgetreten sind … gesangliche Unterstützung.

eisbrecher

Noch verdeckt ein Banner die Bühne, aber schnell fällt es herab und da stehen sie: Eisbrecher. Die Band bewegt sich schon seit Jahren mit an der Spitze der Neuen Deutschen Härte. Zum Glück spiegelt das Deichbrand Line-up sowie das Publikum einen bunten Musikgeschmack wieder, entsprechend viele Leute haben sich bereits am frühen Nachmittag vor der Fire Stage versammelt. Es ist immer wieder eine Freude die Band live zu sehen. Zuletzt sind Alexx Wesselsky und Co. gerade einmal vor drei Jahren zu Gast auf dem Flughafen Nordholz gewesen. Auch heute gibt es eine Show, wie man sie von Eisbrecher gewohnt ist, dabei wird ein Toptitel nach dem anderen raus gehämmert. Zum Song „Eiszeit“ gibt es dann thematisch noch Kunstschnee, der die Band und das Bühnenbild regelrecht einschneien.

Heisskalt

Seit Mai ist das aktuelle Album „Idylle“ von Heisskalt zu haben, danach ein paar Clubshows und direkt jetzt sind die Jungs in den Festivalsommer gestartet. Ihre neue Dreier-Konstellation ist erproben und für gut befunden. Mathias Bloech und seine Bandkollegen sind bestens aufgelegt, das Publikum davor zeigt sich textsicher und gut gelaunt. Egal ob alte, neue Songs, zu viert oder nur zu dritt, Heisskalt funktionieren und der Funke springt über. Die Setlist ballert und besänftigt an der richtigen Stelle. Die beiden Saitenspieler tauschen die Instrumente bei jedem Song, mal spielen beide Gitarre, beide Bass oder eben der eine Gitarre und der andere den Bass. Das Konzept ist ziemlich interessant und sorgt für eine gesunde Abwechslung.

Damit aber nicht genug, für den frühen abend haben sich Heisskalt bereit erklärt, am Deichbrand Merch-Stand ein Mini-Konzert zugeben. Entsprechend voll ist es vor dem Stand. Matthias und Kollegen sind locker im Gespräch mit dem ein oder anderen Fan, geben Autogramme und sind total locker drauf. Auf die Frage eines Fans, wann denn das Konzert losginge, ist Bloech überrascht, die Band wusste gar nichts „von einem Konzert“. Also kurzerhand improvisiert, per Laptop die Beats angeworfen und Mathias legt los. Absolut in seinem Element. Für eine kleine Stand-up Improvisation ist der sympathische Frontsänger sofort zu haben. Völlig unvorbereitet und ohne Text stellt er sein Können auch ohne Bandkollegen unter Beweis, was die Fanmenge total begeistert.

fünf sterne deluxe

 Noch eine deutsche Band, die gerne in Cuxhaven zu Gast ist und zuletzt in 2016 auf der Bühne gestanden hat. Die Hamburger Hip-Hop-Kombo besteht aus „Das Bo” und „Tobi Tobsen” (auch aktiv mit seinem DJ-Duo Moonbootica) sowie dem Designer „Marcnesium” (agiert im Hintergrund) und „DJ Coolman”. Mit der Veröffentlichung ihres ersten Album „Sillium” haben die Genre-Veteranen 1998 erste Erfolge gefeiert. 20 Jahre später ist alles noch wie früher. Die beiden Frontmänner (etwas gealtert) rappen durch ihre Klassiker, allesamt unterhaltsame Songs die man natürlich kennt. Ob „Die Leude” oder „Deine Mudder”, im Publikum zeigen sich zufriedene Gesichter. Das Bo und Tobi bieten ein witziges Schauspiel, ansonsten ist aber ruhiger auf der Bühne, DJ Coolman bewegt im Hintergrund die Turntables. Mit dem Mega-Ohrwurm „Wir brauchen Bass” hauen Fünf Sterne Deluxe dann aber nochmal ein Highlight raus, bei dem wirklich jeder mitgröhlen kann und auch jede Hüfte mitschwingt.