Deutschland, genauer gesagt die bayrische Hauptstadt München war am vergangenen Wochenende erstmals Gastgeber des beliebten Rap-Festival-Konzepts „Rolling Loud“. Das versprach eine fette Ladung Hip-Hop mit Beats, Rhymes und Vibes, ein heiliges Terrain für diejenigen, die sich nach dem rauen Sound der Straße sehnen. Veranstalter Live Nation wählte das Festival bewusst aus, schließlich gilt es mit den Standorten Miami und Hollywood (USA), Rotterdam (Holland), Algarve (Portugal) und Pattaya City (Thailand) als eines der erfolgreichsten Genre-Festivals weltweit. 2015 war das „Rolling Loud“ noch ein Ein-Tages-Event, welches von den Schulfreunden Matt Zingler and Tariq Cherif ins Leben gerufen wurde. In jedem Jahr wurde das Festival größer. 2022 debütierte das Open Air in Europa, in Portimão im Süden Portugals. Für das deutsche Line-up wurden einige Ikonen der Rap-Welt gebucht, darunter Wizkid, Kendrick Lamar und Travis Scott als Headliner, natürlich gaben sich auch viele weitere internationale Top-Acts wie Central Cee, Gucci Mane, Lil Uzi Vert und Rae Sremmurd die Klinge in die Hand – aber auch deutsche Künstler wie Bonez MC und RAF Camora, Luciano oder UFO361 waren dabei. Mehr als 50 Künstler und Künstlerinnen spielten auf zwei verschiedenen Bühnen – der Snipes Stage und der Loud Stage.
Das „Rolling Loud Germany 2023“ lockte am Wochenende knapp 60.000 Besucher auf das Münchner Messegelände, doch die Feierlichkeiten verliefen nicht immer friedlich. Es roch nach Gras und Schweiß, die Atmosphäre war elektrisch geladen. Hier waren Ghetto-Kids und die Upper-Class vereint, hier gab es keine Unterschiede, nur die Liebe zur Musik. Trotzdem musste am Freitag musste die Show von US-Rapper Sheck Wes vorzeitig beendet werden, da es zu gewalttätigen Zwischenfällen kam. Zuschauer versuchten, die Wellenbrecher zu überspringen um näher an die Bühne zu kommen. Das Konzept und die Sicherheit der Wellenbrecher konnte dem riesigen Andrang der Besucher nicht standhalten. UFO361 konnte daher gar nicht erst auftreten, wurde dann aber in das Line-up vom Samstag geschoben. Die Situation verschärfte sich am Samstag erneut, so dass die Festivalverantwortlichen zusammen mit der Polizei ernsthaft in Erwägung zogen, das gesamte Festival abzubrechen. Trotz der Herausforderungen gelang es den Veranstaltern aber glücklicherweise, die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken und die Situation unter Kontrolle zu bringen. Das Festival konnte fortgesetzt werden und die restlichen Konzerte verliefen ohne weitere Zwischenfälle.
Jeleel!, Luh Tyler, M Huncho und Central Cee
Jeleel ist US-amerikanischer Rapper und wurde 1992 in Los Angeles geboren. Schon früh entwickelte er seine Leidenschaft für Rap und begann mit 16 Jahren, eigene Texte zu schreiben und zu rappen. Sein einzigartiger Stil und seine eindringliche Stimme fanden schnell Anerkennung in der lokalen Rap-Szene. Nach seinem Schulabschluss konzentrierte er sich auf seine Musikkarriere und veröffentlichte 2014 sein erstes Mixtape, das ihn einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte. Jeleel präsentierte auf Loud Stage einen energiegeladenen Auftritt, dazu authentische und ehrliche Texte über das Leben in den Straßen von LA oder Themen wie soziale Ungerechtigkeit oder Rassismus. Der Musiker und Produzent begeisterte das Publikum und wir sind sicher, bald mehr von ihm zu hören, schließlich gilt er als aufstrebender Star der US-Rap-Szene. Ebenfalls aus den USA trat als nächster Act Luh Tyler aus Atlanta, Georgia auf. Der junge Rapper aus den Straßen der Großstadt, erzählte seine Songs mit Geschichten aus dem Leben, die das Herz berühren und den Geist zum Nachdenken anregten. Aufgewachsen in den sozialen Brennpunkten der Stadt, fand Luh Tyler in der Musik einen Ausweg aus der harten Realität. Seine authentischen Texte spiegeln die Erfahrungen wider, die er auf den Straßen gemacht hat – von Gewalt und Armut bis hin zu Liebe und Hoffnung. Und natürlich gab es energiegeladene Beats und melodische Hooks, die sich wie ein Ohrwurm in die Gehörgänge der Zuhörer gruben. Es folgte mit M Huncho ein mysteriöser Künstler aus den Straßen Londons, der die Hip-Hop-Szene mit seinem einzigartigen Stil und der geheimnisvollen Persönlichkeit eroberte. Der Musiker trat wie gewohnt mit seiner markanten Maske auf und ließ die Besucher an s seinem distinkten Flow teilhaben. Die Identität hinter der Maske bleibt ein Rätsel, doch seine Musik sprach für sich. M Huncho lieferte kraftvolle Texte, die von seinem Leben auf den Straßen, persönlichen Kämpfen und sozialen Themen erzählten. Sein unverkennbarer Sound bei Songs wie „Mad About Bars“ und „Ocho Cinco“ hallte über das Gelände und kombinierte Einflüsse aus Trap, Grime und melodischem Rap, was ihn zu einem innovativen Vertreter der britischen Rap-Szene macht. Zeit für Central Cee einen Künstler, der mit seiner Musik Brücken zwischen verschiedenen Welten schlug. Er verband die harten Realitäten der Straße mit den Träumen und Ambitionen eines jungen Mannes, der nach Erfolg und Anerkennung strebte. So wie er die Londoner Hip-Hop-Szene prägte, überzeugte er auch am Freitag beim Rolling Loud mit seinem unverwechselbaren Stil, der unverkennbaren Stimme und seiner außergewöhnlichen lyrischen Finesse.
Sheck Wes, Kodak Black und Wizkid
Der 24-jährige Sheck Wes startete als nächster auf der Bühne durch. Seit seinem Top-Ten-Platin-Pop-Hit „“Mo Bamba“ in 2017 hat der Rapper und Produzent das Top-20-Soloalbum „Mudboy“ (2018) veröffentlicht, war Teil des „Jackboys“ Projekts von Travis Scott und bereitet die Welt mit krachenden Singles wie „LFG!“ und „Pain!“ auf sein zweites Soloalbum vor, das 2020 unter dem Namen „Gang Gang“ veröffentlicht wurde. Mit seinen Hits und Songs beider Alben, ließ der Rapper es ordentlich krachen, dazu gab es wilde und aggressiven Reime, die teils sogar textsicher von den Fans mit gesungen wurden. Die beiden wohl am sehnlichst erwartetsten Auftritte des ersten Festivaltages sind die US-Rappers Kodak Black gefolgt vom Tages-Headliner Wizkid. Zuerst sollte es den ersten Deutschland-Auftritt von Kodak Black überhaupt geben. Der kontroverse und polarisierende Künstler aus den Straßen von Florida, hat die Hip-Hop-Szene mit seiner einzigartigen Stimme und seinem unverkennbaren Stil erobert. Entsprechend voll ist es vor der Bühne – die Mischung aus Trap-Beats, eingängigen Hooks und persönlichen Texten, die des Künstlers eigene Erfahrungen widerspiegeln – kamen sehr gut an. Kodak Black aka Bill K. Kapri lieferte Hits wie wie „Tunnel Vision“ und „Zeze“ und dazu seinen unverwechselbaren Flow. Faszinierend und widersprüchlich zugleich, forderte er damit die Grenzen des Genres heraus. Tages-Headliner Wizikid gebührte die Ehre in der Abendsonne zu spielen. Vor der Loud Stage war es gerappelt voll. Geboren und aufgewachsen in Nigeria überzeugte der Musiker nicht nur die internationale Musikszene, sondern auch das Münchner Publikum mit seinem unverwechselbaren Afrobeat-Sound. Wizkid, mit bürgerlichem Namen Ayodeji Ibrahim Balogun, lieferte jede Menge Kracher-Hits, darunter auch wie „Ojuelegba“ und „Come Closer“, die allesamt seine Mischung aus traditionellen afrikanischen Rhythmen, Reggae und Dancehall und seine kulturelle Identität widerspiegeln. Wizkid hat die Türen für afrikanische Musik weltweit geöffnet und als Pionier einen wegweisenden Beitrag zur Globalisierung des afrikanischen Sounds geleistet. Und die Menge tobte, das Gelände erzitterte und die Worte flogen wie Kugeln durch die Luft. Es war ein Sturm der Emotionen, ein Ausbruch der Leidenschaft.