Lollapalooza 2023 Samstag – Musik, Kreativität und unvergleichliche Atmosphäre in der Hauptstadt


Lollapalooza 2023 Samstag
Am Samstag, den 9. September 2023 startet im Berliner Olympiapark da Lollapalooza Festival. (Bild: stagr / Julia Langmaack)

Eine erfreuliche Bilanz lässt sich aus dem ersten Tag des Lollapalooza Berlin 2023 ziehen. Strahlender Sonnenschein begleitete den Tag mit angenehmen Temperaturen von etwa 30 Grad Celsius. Die musikalische Bühne wurde von über 40 talentierten Künstlern, sowohl national als auch international, bespielt. Diese beeindruckten knapp 60.000 Besucher aus aller Welt mit ihren Auftritten. Doch nicht nur musikalisch hatte das Festival einiges zu bieten. Ein vielfältiges Rahmenprogramm sorgte für Unterhaltung für alle Altersgruppen und Interessen. Familien mit Kindern, Modebegeisterte, Feinschmecker, Musikliebhaber sowie Abenteuerlustige fanden gleichermaßen Attraktionen, die ihren Vorlieben gerecht wurden. Das Festivalgelände rund um das Olympiastadion wurde am Samstag zu einem farbenfrohen Laufsteg für Blogger, Influencer und kreative Kostüme.

Am Samstag, den 9. September fand bereits zum siebten Mal der erste Tag des beliebten Lollapalooza Festivals in Berlin statt. Der zentral gelegene Olympiapark samt Olympiastadion diente erneut als Veranstaltungsort. Nach wechselnden Locations in den ersten Festivaljahren, wie dem Flughafen Tempelhof, dem Treptower Park und der Rennbahn Hoppegarten, hat das Festival nun endlich eine feste „Heimat“ gefunden – eine Tatsache, die besonders nach den unfreiwilligen zwei Jahren coronabedingter Pause in 2022 und auch dieses Mal wieder begrüßt wurde.

MEUTE, Domiziana + Ski Aggu

Die Techno-Marching-Band Meute gibt sich am Mittag des letzten Festivaltages die Ehre und lockt eine Menge Zuschauer vor die Fire Stage. Die einen aus Neugier (was bitte ist eine Techno-Marching-Band?), die anderen, weil sie wissen, dass hier Stimmung aufkommt. Meute besteht aus elf Bandmitgliedern. Ihr Ding ist es, Techno-, House- und Deep-House-Tracks bekannter DJs neu zu arrangieren und die elektronischen Beats mit den Instrumenten einer Blaskapelle in Szene zu setzen. Mit ihren charakteristischen roten Jacken brechen sie gerne Regeln und Grenzen. Was als kleines Experiment auf den Straßen von St. Pauli begann, hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem weltweit gefeierten Phänomen entwickelt. Mit ausschließlich akustischen Instrumenten revolutionieren sie den Techno und definieren gleichzeitig die Idee der Blaskapelle neu. Mit vielen bekannten und viralen Hits sorgen sie für elektronische Ekstase und laden zu bunten, berauschenden Exzessen in schweißtreibender Glückseligkeit ein.

Die deutsch-italienische Musikerin Domiziana war als nächstes auf der Perry Stage dran. Ihr experimenteller Ansatz, gepaart mit einer meisterhaften Beherrschung verschiedener Klangwelten, bewies, dass Musik nicht nur gehört, sondern auch gefühlt und gesehen werden kann. Was Domiziana jedoch wirklich von der Masse abhebte, war ihre Fähigkeit, Emotionen in Klänge zu verwandeln. Jeder Ton, jede Note schien durchdacht und mit einer tiefen Bedeutung beladen zu sein. Ihre Musik führte die Besucher durch ein Wechselbad der Gefühle, von introspektiver Melancholie bis hin zu ekstatischer Euphorie. Es war, als ob sie die menschliche Seele direkt durch ihre Kompositionen anspricht. Die Übergänge zwischen den einzelnen Stücken waren fließend, was dem Konzert eine zusammenhängende Erzählstruktur verlieh. Projektionen von abstrakten Mustern, faszinierenden Lichtspielen und kunstvollen Animationen begleiteten den Auftritt.

Ein Heimspiel war es für den nächsten Act. Es war rappelvoll im Olympiastadion. Der Berliner Ski Aggu kreierte mit seiner aktuellen Coverversion von Otto Waalkes‘ „Friesenjung“ wohl den Ohrwurm dieses Sommers. Der wortgewandte 26-Jährige war zwar schon immer auf der Suche nach neuen Beats und inspirierenden Geschichten, zeigte gemeinsam mit Musikkollege Joost dann aber ein gutes Gespür für Stings Ursprungswerk „Englishman in New York“. Mit seiner Mischung aus Hip-Hop, Elektronik und experimentellen Elementen konnte Ski Aggu frischen Wind in die Musiklandschaft und nun auch aufs Lollapalooza bringen. Sein Stil war eine Fusion aus rhythmischer Verspieltheit und ehrlicher Lyrik, die tief in die Höhen und Tiefen menschlicher Erfahrungen eintauchte. Kurz gesagt, ausgelassene Partystimmung – zB bei seinem Track „Party Sahne“. In Tracks wie „Neonträume“ und „Stroboskopische Gedanken“ bettete er seine Worte in einen Klangteppich, der von tanzbaren Beats bis hin zu verträumten Melodien reichte. Neben guter Laune, einer authentischen und energiegeladenen Performance klangen seine Songs und Texte wie ein Soundtrack zum urbanen Leben.

Mimi Webb, Ayliva + Zara Larsson

Die britische Popsängerin Mimi Webb startete die Show mit ihren besten Hits, und ihre Stimme füllte das Gelände vor der Main Stage North mit einer Intensität, die Gänsehaut verursachte. Hits wie „Before I Go“, „Dumb Love“, „House on Fire“ und „Good Without“ zeigten ihr beeindruckendes Talent, Emotionen in jedem Ton auszudrücken. Ihre Texte waren dabei ehrlich und berührend, und das Publikum hing regelrecht an ihren Lippen. Die Bühnenshow war schlicht und dennoch fesselnd, denn es ging hauptsächlich um die Musik und die einnehmende Persönlichkeit von Mimi Webb. Sie bewies, dass sie nicht nur eine außergewöhnliche Sängerin, sondern auch eine großartige Performerin ist. Ein besonderer Moment des Abends war zweifellos die Einbettung ihres aktuellen Albums „Amelia“. Die Songs von diesem Album zeigten die künstlerische Entwicklung von Mimi Webb. Die Interaktion mit dem Publikum war herzlich und persönlich. Mimi Webb erzählte Geschichten über die Entstehung ihrer Songs und ließ das Publikum an ihrer kreativen Reise teilhaben. Es war einfach spürbar, wie sehr sie ihre Musik liebt und wie sehr sie sich mit ihren Fans verbindet.

Die deutsche Singer-Songwriterin Ayliva mit türkischen Wurzeln begann schon in der Kindheit das Musizieren zu erlernen und spielte Gitarre, Keyboard und Geige, schrieb sogar mit 10 Jahren ihre ersten Songs. Mittlerweile Anfang 20 veröffentlichte die Musikerin in 2020 erste Gesangshörproben in den sozialen Medien. Ihre musikalische Reise begann daher nicht erst mit dem ersten Album „Weißes Herz“ aus 2022, fand aber damit noch deutlich mehr Gehör und Aufmerksamkeit. Mit dem Album „Schwarzes Herz“ legte sie in diesem Jahr nach. Diese beiden Alben bildeten auch die Grundlage für die Lollapalooza-Show, in der sich die Entwicklung und das künstlerische Wachstum dieser Künstlerin eindrucksvoll widerspiegelte. Was man an Ayliva besonders bemerkte, war ihre außergewöhnliche Fähigkeit, mit ihren Texten und ihrer Musik die Emotionen im Publikum zu wecken. In ihren Liedern verbanden sich persönliche Geschichten und universelle Themen wie Liebe, Verlust, Verletzlichkeit und Hoffnung auf eine Art und Weise, die jeden im vor der Bühne erreichte. Mit einer warmen und einladenden Bühnenpräsenz sowie der gefühlvollen Stimme, begleitet von Gitarrenklängen, Streichern und anderen Instrumenten, vermittelte sie das Gefühl, als würde sie ihre Geschichten und Gedanken mit engen Freunden teilen.

Die Main Stage South gehörte als nächstes der 25-jährigen, schwedischen Popsängerin Zara Larsson. Das aktuelle Album, „Poster Girl“ sowie die zwei Vorgänger-Werke bildeten die perfekte Grundlage für eine lebendige und eindrucksvolle Live-Performance, die erneut unter Beweis stellte, warum Zara Larsson zu den Top-Künstlerinnen der aktuellen Popmusik-Szene zählt. Mit ihrer markanten Stimme und ihrer Charisma verlieh sie den Songs eine neue Dimension, die allesamt von eingängigen Melodien und tiefgehenden Texten geprägt waren. Während der Show zeigte Zara Larsson ihre Vielseitigkeit, indem sie zwischen kraftvollen Uptempo-Tracks und gefühlvollen Balladen wechselte. Besonders beeindruckend war ihre Fähigkeit, die emotionale Intensität ihrer Studioaufnahmen auch auf der Bühne einzufangen. Ihre aufrichtige Hingabe an die Musik und ihre unglaubliche Stimmkontrolle trugen dazu bei, dass jede Note und jeder Text genau richtig ankamen. Kreativ gestaltete Bühnenelemente, Lichteffekte und Projektionen sowie die Choreographie mit den Background-Tänzern/innen schufen eine dynamische Atmosphäre, die perfekt zur Stimmung der Songs passte.

Ava Max, The Blaze + Alexander Marcus

Für die nächste Künstlern auf der Main Stage North konnte man nur eine Beschreibung finden: Was für eine Ehre. Die US-amerikanische Popsängerin und Songschreiberin sieht man nicht so häufig in Deutschland. Mit einer mitreißenden Bühnenpräsenz und ihrer beeindruckenden Auswahl von Songs aus dem neuesten Album „Diamonds & Dancefloors“, das im Frühjahr 2023 veröffentlicht wurde, konnte Ava Max die Herzen ihrer Fans binnen wenigen Sekunden auf der Bühne erobern. All ihre Songs, die von starken Melodien und eingängigen Refrains geprägt waren, vermittelten eine ehrliche und emotionale Botschaft, die bei den Fans mitschwang. Ava Max nutze spielend ihre einzigartige Fähigkeit, die stimmliche Bandbreite auszunutzen und in ihren Songs einen hohen Grad an Emotionalität zu übermitteln. Was Ava Max besonders auszeichnete, war ihre einzigartige Kombination aus Pop-Ästhetik und künstlerischer Originalität. Ihre Musik zeigte klare Einflüsse aus verschiedenen Genres, während sie dennoch einen eigenen, unverwechselbaren Stil bewahrte. Dies spiegelte sich nicht nur in den Songs, sondern auch in ihren knalligen Bühnenoutfits und visuellen Inszenierungen wider, die ihre kreative Vision unterstrichen. Die Sängerin bewies ganz klar, warum sie zu den aufstrebenden Stars der Popmusik gehört und eine besondere Position in der Musikwelt einnimmt.

Das französische Musik-Duo, bestehend aus den beiden Cousins Guillaume und Jonathan Alric, spielte danach auf der Main Stage South. Der Auftritt begann mit einem hypnotisierenden Intro, bei dem die elektronischen Klänge von The Blaze das Publikum sofort gefangen nahmen. Das Duo, bekannt für seine fesselnde Live-Shows, bot eine beeindruckende Darbietung, die sich nahtlos zwischen treibenden Beats und melodischer Eleganz bewegte. Das aktuelle Album „Jungle“, das in diesem Jahr veröffentlicht wurde, bildete die Grundlage für eine wunderbare, audiovisuelle Erfahrung. Was The Blaze so besonders macht, ist ihre Fähigkeit, Musik und visuelle Kunst auf magische Weise miteinander zu verbinden. Während des Konzerts wurden faszinierende Projektionen von Landschaften, Symbolen und abstrakten Bildern auf die Bühnenleinwand geworfen, die die Atmosphäre der Songs noch verstärkten. Diese Symbiose aus Klängen und visuellen Reizen schuf eine einzigartige Sinneserfahrung, die das Publikum in eine andere Realität versetzte.

Für die nächste Show konnten sich die Zuschauer bei Alexander Marcus auf eine berauschende Explosion der Extravaganz einstellen. Der Musiker sorgte spielend dafür, das man sich wie auf einer surrealen Reise in eine glitzernde Parallelwelt fühlte, die einem die Sinne mit schillernden Farben und eingängigen Beats umhüllte. Der unverkennbare Stil des „Electrolore“-Künstlers versprühte eine dermaßen ansteckende Freude, dass das Publikum während der fast einstündigen Show in ein ekstatisches Feiern verfiel. Alexander Marcus‘ charismatische Bühnenpräsenz und seine unverwechselbares Outfits verliehen dem Spektakel eine zusätzliche Portion außergewöhnlicher Grandiosität. Dazu tat sein musikalisches Repertoire, angefüllt mit eingängigen Ohrwürmern, sein Übriges für eine gelungene Performance.

Mumford & Sons + Alligatoah

Die britische Folk-Rock-Band um Marcus Mumford und Co. haben seit 2007 vier Studio-Alben herausgebracht. Seit ihrem Debüt „Sigh No More“ 2009 probierten die Musiker sich immer wieder aus und entwickelten sich stets weiter. Zur Freude der weltweiten Fans. Ihr Auftritt beim Lolla auf der Main Stage Norrth wurde mit Neugierde im Publikum erwartet. Die Zuschauer boten Mumford & Sons einen herzliches Willkommen. Der emotional geladene Gesang von Frontmann Marcus Mumford holte direkt jeden ab, hinzu kam die verträumt spielerische Gitarre und beides verschmolz mit einem wabernden Synthie-Teppich. Angetrieben von grandiosen und hypnotischen Beats. Bei Ballade oder Pop-Perle, die Gänsehaut-Momente in diesem Live-Auftritt ließen sich kaum zählen. Mit ihrer leidenschaftlichen Mischung aus Folk, Rock und Akustik boten Mumford & Sons einen perfekten Querschnitt aus ihrer langjährigen Künstler-Diskografie.

Der beliebte Wortkünstler mit Spassfaktor war endlich beim Lolla. Alligatoah sollte schon 2020 auftreten, COVID kam bekanntlich dazwischen. Alligatoah, mit bürgerlichem Namen Lukas Strobel, zeigte sich schon immer als großer Fan verrückter Auftritte und Verkleidungen. Ebenso bekannt ist er für seine Fähigkeit, Worte und Melodien in perfekte Ohrwürmer mit Guter-Laune-Faktor zu verwandeln. Der Deutschrapper, Sänger, DJ und Produzent schaffte es auch dieses Mal wieder, dass seine Show einem unterhaltsamen Theaterstück glich, es war keinesfalls langweilig. Dank kurzweiliger Elemente und einem brillanten hin und her zwischen Alligaotah, seiner Band und Rapkollege Basti – erlebte man ein unvergessliches Konzert. Der Schnautzbartträger Alligatoah blödelte, rappte, sang Songs von seinen insgesamt sechs Studioalben. Und natürlich übte Alligatoah konsequent Kritik an der Gesellschaft – und das alles mit erstaunlich viel Niveau.

Aurora + David Guetta

Für Sängerin und Songschreiberin „Aurora Aksnes“ ist es nicht das erste Mal auf dem Line-up des Lollapalooza Berlins zu stehen. Bereits 2016 war sie – damals noch am Standort Treptower Park – dabei und begeisterte die Zuschauer. Wer jetzt so spät noch vor der Alternative Stage war, wollte auf jeden Fall gemeinsam mit Aurora ihr eigenes Leben, alle Mitmenschen, die Natur und deren einzigartiges Zusammenspiel feiern. Die Norwegerin gab in ihren abwechslungsreichen Songs besonders den Underdogs und Missfits eine Stimme und die Kraft, so zu sein, wie man ist oder sein will. Wie immer legte sie viel Wert auf ihr individuelles Aussehen und präsentierte sich in einem feenhaften Kleid. Von ihrem aktuellen Album „The Gods We Can Touch“ aus 2022 sowie den restlichen drei Werken und zwei EPs performte sie eine hervorragende Auswahl an. Während des gesamten Konzertes war Auroras Energie in jeder ihrer Bewegungen, Blicke und Worte spürbar. Immer wieder explodierte die Musikerin förmlich und ließ ihren Gesichtszügen und Emotionen freien Lauf. Ehrlich, authentisch und wandlungsfähig, dieser Auftritt.

Die meiste Zeit seiner Karriere verbrachte David Guetta hinter den Turntables des Ushuaïa Open-Air-Clubs auf der Sonneninsel Ibiza. Auch auf dem Tomorrowland ließ er sich immer wieder gerne blicken und brachte die Menge zum Ausrasten. Aber auch das Lollapalooza Berlin war schon Station im Tourtagebuch des DJs und zwar 2018. Obwohl es dank Kygo, Felix Jaehn oder Robin Schulz nicht an Nachwuchs-DJs mangelte, verteidigte Guetta seit einigen Jahren mit viel Herzblut und immer neuen tanzbaren Sounds seine Pole-Position als einer der erfolgreichsten DJs seiner Zeit – und dass er diesen Titel völlig zu recht trägt, zeigte Guetta bei seiner krachenden Liveshow, die in die einzigartige Kulisse des Olympiaparks eingebettet war. Vor der Main Stage war es rappelvoll, aber auch die Shows von Alligatoah und Aurora liefen parallel gut besucht.