Impericon Festival 2024: Oberhausen als Bühne für harte Riffs


Impericon Festival 2024 Oberhausen
Am 31. März 2024 startete in Oberhausen das Impericon Festival. (Bild: Mirco Wenzel)
  1. Während gerade noch bei Scooter in Hamburg das Publikum sehr durchmischt war, war heute sehr eindeutig zu sehen, wer auf das Impericon Festival geht und wer nicht. Schon früh am Tag füllte sich der Parkplatz vor den Turbinenhallen in Oberhausen und es wurde teilweise an den Fahrzeugen ordentlich vorgeglüht.

Den Festivaltag eröffnete Mental Cruelty lautstark auf der Hauptbühne. Als zweite Band gaben sich nach einer kurzen Umbaupause Casey die Ehre. Vor einer noch recht überschaubaren Menge begannen die Jungs, die 2018 schonmal auf der kleineren Bühne gespielt hatten, erst etwas ruhiger und steigerten die Intensität in ihren 35 Minuten Spielzeit stetig. Mit ihren emotionalen Texten und kraftvollem Sound zogen sie das Publikum, welches mit jeder Minute mehr wurde, in ihren Bann und hinterließen einen bleibenden Eindruck.

Hat da jemand auf die Fresse gesagt? Als Lokalmatadoren brachten Samurai Pizza Cats die Halle das erste Mal an diesem Tag so richtig zum Beben. Mit ihrem brachialen Sound, der nur die Richtung “Vorwärts” kannte, brachten sie das Publikum dazu, sich in wilden Moshpits zu verlieren und jeden Moment in vollen Zügen zu genießen. MItten drin: Moshpit Minister und Ministerin – zuständig dafür, dass die Pits sich nie schlossen und der erste und einzige riesen Circle Pit rund um die FOH Insel des Tages in Gang kam. Leider hatte die Moshpit Ministerin wohl ein wenig zu viel Übermut und wurde nach dem Versuch vom Balkon aus in die Menge zu springen, von der Security abgeführt.

Breakdown of Sanity machten da weiter, wo die Pizza Cats aufgehört hatten – mit Moshpits und Crowdsurfen wurden auch hier keine Gefangenen gemacht, während die Riffs durch die Halle flogen. Leider machte sich hier ein großes Problem bemerkbar: Der Sound auf den Rängen wirkte verwaschen – die Gitarren zu leise, der Bass zu dominant. Unten in der Menge war der Sound besser und so feierte man die Band, die sich mit ihren eigenen Konzerten rar machen, ordentlich ab.

Bühne frei für Neaera – wobei – Bühne? Genau einen Song lang waren die Münsteraner vollzählig auf der Bühne, dann holte sich Sänger Benny vom Soundmann das okay die Bühne verlassen zu dürfen und sich mitten in den Pit zu stellen. Schon erstaunlich, dass man einfach so weiter singen kann während eine Wall of Death an einem zusammentrifft. Mit ihrer seltenen Festival-Präsenz riefen sie bei ihren treuen Fans enthusiastische Sprechchöre hervor. Benny hielt die Ansagen kurz und knapp – schließlich hatten die Fans viel Geld bezahlt und sollten dafür auch was geboten bekommen.

Ein kurzer Abstecher in Halle 2 zeigte, dass auch hier ordentlich Stimmung war. Future Palace wirkte auf den ersten Blick fast zu ruhig für das Impericon Festival – dennoch zogen sie die Anwesenden in ihren Bann und zeigten eindrucksvoll, dass Frauen im Metalcore absolut unterschätzt werden.

Wieder zurück in der großen Halle standen Landmvrks schon bereit, alles einzureißen. Schon beim dritten Song flohen die Fotografen aus dem Graben, da schon jetzt viel zu viele Crowdsurfer ihren Weg nach vorn fanden. Nachdem der erst ein paar Wochen alte Song “Creature” lautstark mitgesungen wurde, lobte die Band das Publikum als „absolutely mind-blowing“. Den Abschluss machte „Self Made Black Hole“ und bescherte der Security nochmal einiges an Arbeit.

Nebenan starteten Silent Planet, die die letzten elf Wochen auf Tour waren, ihren Tourabschluss, der nochmal sämtliche Reserven mobilisierte, während die große Halle für Polaris nach dem Totalabriss wieder instand gesetzt wurde. Damit ist vor allem gemeint, dass unzählige Einweg-Plastikbecher vom Boden aufgehoben und entsorgt wurden, die entweder einfach auf den Boden gestellt/geworfen wurden oder vorher noch samt Inhalt durch die Luft flogen. Man fragt sich: Muss das sein? Wann gibt es endlich Pfandbecher in den Turbinenhallen und beenden diese unnötigen Müllberge?

Weiter im Text: Polaris. Auch hier ein Tourabschluss und eine Premiere bei der Impericon Festival Reihe. Die Australier wissen, warum sie gern in Deutschland touren – hier weiß man, wie man feiert: Unzählige Pits, immer wieder öffnet sich die Mitte zur Wall of Death und auch hier gab es wieder Crowdsurfer ohne Ende. Beim Abschlusssong “Remedy” singt gefühlt die ganze Halle mit und die Bandmitglieder grinsen zufrieden, während sie einfach mal die Hütte abreißen.

Nochmal ein Hallenwechsel – diesmal für die Hardcore Truppe Nasty. Hier sind blaue Flecken vorprogrammiert und schon beim zweiten Song musste eine kurze Pause eingelegt werden, um den ersten Verletzten raus zu tragen. Wo hardcore draufsteht ist auch Hardcore drin. Sänger Matthi versuchte immer wieder näher ans Publikum zu kommen, verhedderte sich dabei aber immer wieder mit dem Mikrofon Kabel an den Monitorboxen. Wann entdecken solche Bands eigentlich mal kabellose Mikros für sich?

Headliner Time. Also so fast. August Burns Red kamen um abzureißen – leider wurde hier das Soundproblem der großen Halle nicht besser, sondern gefühlt noch schlimmer, sodass auf den Balkonen nur undefinierbarer Sound Matsch ankam. Der feiernden Meute direkt vor der Bühne schien das nichts auszumachen – so sprang die Energie zwischen Band und Publikum umher wie ein Flummi – kaum schloss sich ein Pit, ging an anderer Stelle ein neuer auf.

Finale: Eine Teil der Bühne war bisher abgetrennt – nun enthüllte sich in der Umbaupause der opulente Bühnenaufbau des Headliner des Festivals. Man mag von As I Lay Dying halten, was man will – dick auftragen können die Amerikaner. Was nun folgte war eine Stunde lang intensive Lichtshow mit ordentlich Pyrotechnik, jeder Menge Hits und einer pickepacke Vollen Halle voller feiernder Menschen. Unnötig zu erwähnen, dass auch hier kaum einer stillstand – Pit und Wall of Death wechselten sich ab, während unzählige Crowdsurfer sich in die Lüfte erhoben. Einziges Manko – der Sound. Auch hier verwaschene Gitarren und kaum wahrnehmbarer Clean Gesang. Der Stimmung tat das allerdings keinen Abbruch.

So endete ein schweißtreibender Tag und so manch einer wird von den ganzen Pits einfach nur tot ins Bett fallen und am nächsten Morgen seine blauen Flecken stolz als Andenken präsentieren. Wir sind gespannt, wen wir nächstes Jahr beim Impericon Festival, der Metalcore Party überhaupt, begrüßen dürfen.