Hurricane Festival 2023 Samstag: Unsere Highlights


Hurricane Festival 2023 Samstag
Der zweite Tag beim Hurricane Festival 2023 war am Samstag, den 17. Juni. (Bild: Julia Langmaack)

Jede Menge Highlights hat der Freitag beim Hurricane Festival 2023 bereits präsentiert, das hat ordentlich gesessen. Alle Top-Acts haben die Festivalbesucher nachhaltig beeindruckt. Bis in die frühen Morgenstunden haben sich bei Alle Farben noch die Tanzwütigen zur nächtlichen Feierei im Zelt getummelt. Am frühen Samstagmittag herrscht daher noch eine idyllische Ruhe – auf dem Festivalgelände wie auch auf den Campingplätzen (wären nicht hier und da die dröhnenden Ghettoblaster). Es wird gegrillt, aber vor allem die Sonne genossen. Erst nach einigen Stunden füllen sich die Bereiche vor den vier Bühnen massiv, bis dahin ist es eher ruhig. Das aktuelle Tagesprogramm hält jede Menge Granaten bereit, beginnend mit Casper, Rin, Trettmann, The Lumineers, Chvrches, Madsen und vielen mehr. Am Abend steht dann der zweite große Headliner Muse in den Startlöchern. 

Parallel zum Auftritt von Madsen ziehen immer dickere Wolken über dem Festivalgelände zusammen und aus anfänglich ein paar Regentropfen wird schlagartig ein handfestes Unwetter. Wer kann probiert möglichst schnell einen trockenen Platz zu ergattern während die Regengüsse über das Gelände ziehen. Nach ca. 20min. nimmt der Starkregen ab und die Fans haben die Chance wieder etwas zu trocknen.

picture this

Picture This ist eine irische Pop-Rock-Band, die 2015 in Athy, County Kildare, gegründet wurde. Die Band besteht aus den Mitgliedern Ryan Hennessy (Gesang, Gitarre), Jimmy Rainsford (Schlagzeug) und Owen Cardiff (Keyboard, Gitarre). hr Durchbruch erfolgte im Jahr 2017 mit ihrer Debütsingle „Take My Hand“, die sich in den irischen Charts hochplatzierte. Seitdem haben sie mehrere erfolgreiche Alben veröffentlicht, darunter „Picture This“ (2017), „MDRN LV“ (2019) und „Life in Colour“ (2021). Hier bekommen die Zuschauer zum Tagesstart eine Mischung aus eingängigen Melodien, mitreißenden Refrains und persönlichen Texte aus, die oft von Beziehungen, Hoffnung und jugendlicher Romantik handeln. Wer kann sich da nicht mit einfühlen oder wiederfinden? Ihr Pop-Rock-Sound kombiniert elektronische Elemente mit Gitarrenriffs und schafft so einen modernen und zugleich eingängigen Stil. Hier ist ganz klar Leben in der Bude, die Bühnenpräsenz von Picture This ist lebhaft und auch wenn das Festivalgelände noch friedlich ist, eben noch nicht so voll, die Pop-Iren ziehen zumindest viele Leute zur Bühne.

TAYLOR ACORN

Taylor Acorn, die Meisterin der sanften Pop-Hooks und melodischen Country-Gitarren, hat die Mountain Stage im Sturm erobert! Von leise zu laut und mit ihrer verblüffend wandelbaren Stimme verkörpert sie nicht nur die beruhigende Freundin, sondern auch den bejubelten Rockstar. Kein Wunder, dass ihr erstes Konzert in Deutschland eine explosive Mischung aus Energie und Begeisterung bot. Die Crowd war hin und weg und konnte einfach nicht genug von Taylor Acorn bekommen! Es war, als ob die Zuschauer von ihrem musikalischen Zauber in eine andere Welt transportiert wurden. Taylor Acorn hat bewiesen, dass sie nicht nur die Bühne rockt, sondern auch die Herzen der Menschen erobert.

zebrahead

Die Punkrocker aus Orange County, Kalifornien haben eine neue EP am Start („Wanna Sell Your Soul?“ aus 2020), damit steht die Band bei den Fans wieder richtig im Kurs. Von der ersten Minute der Show an ist Partystimmung angesagt. Ali Tabatabaee (Gesang), Ben Osmundson (Bass), Ed Uhus (Schlagzeug), Matty Lewis (Gesang, Gitarre) und Dan Palmer (Gitarre, Hintergrundgesang) lassen es richtig krachen und fegen über die Bühne. Vor allem Dan begeistert immer wieder mit Riffs und kleinen Meisterwerken an der Gitarre. Die fünf Zebraheads wissen, wie man bei einer energiegeladenen Show die Massen mit bestem Spaß-Punk-Rock zum Toben bringt.

james bay

Dass der langhaarige, britische Singer-Songwriter James Bay ganze Konzerthallen mit seinem Akustik-Rock füllen würde, hatte vor zehn Jahren noch keiner für möglich gehalten. Doch der junge Musiker hat alle restlos überzeugt. Unter anderem ist sein Bekanntheitsgrad dank seiner YouTube-Videos angestiegen, in denen er stets mit solidem Understatement – wie es nur die Engländer können – performt. In engen Hosen und mit Hut begeistert der Musiker reihenweise Fans auf dem Eichenring, die ihn gebührend und in den höchsten Tonlagen begrüßen. Bay entert energiegeladen und motiviert die Bühne und es zeigt sich, dass die Leidenschaft des Musikers auch auf einer großen Bühnen überzeugt. Auch wenn James Bay vornehmlich mit reduzierten Akustik-Sessions durch die Lande tourt, seinen großen Durchbruch hat er mit Radio-Hits wie „Hold Back The River“ oder „When We Were On Fire“ gefeiert. Bay präsentiert an diesem Abend gewohnt soliden Brit-Pop. Hut ab James!

akne kid joe

Mit vielen Songs, wie es sich für eine Punkband gehört, und noch mehr Humor geht es nun weiter. Akne Kid Joe wurden bekannt für ihren provokanten und humorvollen Stil, der Texte mit politischen und sozialkritischen Themen kombiniert. Boris, Bassist Anarcho und Schlagzeuger Autonom brachten 1996 ihr Debütalbum „Ich lach mich tot“ heraus, das von der Punk- und Alternative-Szene positiv aufgenommen wurde. Vor allem live zeichnen sich die Musiker aus durch schnelle Gitarrenriffs, eingängige Melodien aber auch scharfsinnige Texte, die oft mit Ironie und Sarkasmus durchzogen sind. Während das Set auf die Zuschauer einprasselt, ist das Infield fast nicht mehr als solches zu erkennen und gilt eher einem Tornado. Die Pogo-Zeit ist gestartet. Dazu wird natürlich lautstark mitgegrölt.

bukahara

Bukahara ist eine deutsche Band, die im Jahr 2009 in Köln gegründet wurde. Die Bandmitglieder, die aus verschiedenen musikalischen Hintergründen stammen, haben ihre gemeinsame Liebe zur Musik des Balkans entdeckt und diese in ihren eigenen Sound integriert. Ihre Musik kann als eine Mischung aus Balkan-Pop, Gypsy-Swing und Weltmusik beschrieben werden. Mitreißende Rhythmen, virtuose Instrumentalsoli und eingängige Melodien prägen den Sound von Bukahara und sorgen für eine einzigartige Klangvielfalt. Bukahara versprühen den Duft der großen (orientalischen) weiten Welt und begeistern mit ihrer energetischen Bühnenpräsenz und der musikalischen Vielseitigkeit.

Two Door Cinema Club

Die Indie-Rock mit Elektropop-Einflüssen aus Nordirland besteht aus drei Bandmitgliedern – Sänger Alex Trimble spielt auch Gitarre, Kevin Baird am E-Bass und Sam Halliday an der Gitarre.  Die Band aus dem kleinen, am Meer gelegenen Bangor in Nordirland schloss sich zusammen, um die Tanzflächen der Independent-Szene zu erobern. Flitzende Gitarrenspitzen, die elektrischen Reize im Nervensystem von Synapse zu Synapse schicken. Verspielte Basslinien mit Hang zum Discofunk kommen oben drauf und ganz darüber gipfeln die Drums, die dem ganzen Gefüge das nötige Tempo einheizen. Ein wahrhaftes Indie-Pop-Spektakel, was die Iren hier liefern.

My Ugly Clementine

Aus Österreich stammt die folgende Band auf der Mountain Stage. Gegründet in 2019 besteht die Band aus den Mitgliedern Sophie Lindinger (Gesang, Gitarre), Kathrin Kolleritsch (Gitarre, Gesang), Nastasja Ronck (Bass, Gesang) und Sibylle Kefer (Schlagzeug). Ehrliche und kraftvolle Texte, die oft feministische Themen und persönliche Erfahrungen behandeln sind ihr Markenzeichen. Ihr Debütalbum „Vitamin C“ wurde 2020 veröffentlicht und erhielt viel Lob von Kritikern. Dank Covid sollte es mit den Live-Auftritten etwas schwieriger werden, aber die Band hat nicht aufgegeben. Ihre unverwechselbarer Sound, der Elemente aus Indie-Rock, Punk und Pop verbindet und dazu eine leidenschaftliche Bühnenpräsenz, das alles inspiriert und animiert die Zuschauer. Und man merkt sofort, dass Band und Besucher gleichermaßen Bock auf diese Show haben. Endlich kann wieder nach Herzenslust zur rockiger Musik gefeiert werden.

Chvrches

Diese drei Glasgower haben eine regelrechte Bilderbuch-Karriere hingelegt. Beim Release ihres ersten Albums „The Bones of What You Believe“ in 2003 noch völlig unbekannt, gehören sie nun schon zu den Großen. Die Band Die Band schreibt alle ihre Songs selbst. Nimmt auf, mixt und mastert die Lieder und das alles  in einem Kellerstudio in Glasgow. Live sind die Drei unglaublich charmant. Die zarte Frontfrau Mayberry hat auf der Bühne eine unglaubliche Präsenz und singt sich mit ihrer glasklaren Stimme in alle Herzen. Sie ist auch eine aktive Vertreterin der Gleichberechtigung und setzt sich für die Rechte von Frauen in der Musikindustrie ein. Chvrches haben seit ihrer Gründung mehrere erfolgreiche Alben veröffentlicht, darunter „Every Open Eye“ (2015) und „Love Is Dead“ (2018). Sie sind für ihren eingängigen Synthpop-Sound bekannt, der Elemente aus den 80er Jahren mit modernen Produktionstechniken verbindet.

The Lumineers

Die Folk-Rock-Band aus den USA hat ihren Durchbruch gefeiert mit dem Hit „Ho Hey“ – kennt ihr alle, könnt ihr alle mitsingen. Leadsänger Wesley Schulz, mittlerweile mit beeindruckender Mähne, startet die Show am Klavier. Mitgebracht hat er seine Bandkollegen Jeremiah Fraites (Drums) und Neyla Pekarek (Cello), dazu noch einen Bassist und einen Akkordeonspieler. Die Fans begrüßen The Lumineers mit tosendem Applaus und können jeden Song textsicher mitsingen: von „Ho Hey“ über „Cleopatra“ bis „Stubborn Love“. Teilweise singt die Crowd auch mal eine halbe Strophe allein, als Wesley um etwas Unterstützung bittet. Highlight des Auftritts: Wesley Schulz klettert über die Absperrung zum Publikum nach vorne. Er geht weit in die Menge hinein, singt seinen Song, verteilt High-Fives und kehrt danach zurück zu seinen Bandkollegen. Nach einer Zugabe (oder waren es zwei?) verlassen die Lumineers die Bühne und lassen die Fans mit einem glücklichen Grinsen zurück.

Marteria

Am frühen Abend geht beim Hurricane 2023 am Samstag eine echte Deutsch-Rap-Größe auf die Stage. Rapper Marten „Marteria“ Lacinys ist nicht zum ersten Mal auf dem Gelände des Eichenrings. Bereits in 2018 hat der gebürtige Rostocker als Top-Act hier gestanden nahezu die Bühne abgerissen. Den Fans ist es ein Fest, damals wie heute. Marteria steht für Deutsch-Rap der mitzieht und Headliner-würdig ist, denn er er hat sein Publikum absolut im Griff. Zusammen mit seiner Liveband und DJ-Unterstützung von Nobody’s Face und Kid Simius wird auf den Putz gehauen und die Zuschauer drehen massenhaft durch. Dazu gibt es Rauchbomben und Bengalos. Marteria steht aber ebenso für geniale Video, Licht- und Laser-Shows wie seine grandiose Musik. Nächtlicher, druckvoller Vollabriss, so wie man das von Marteria kennt.

Trettmann

Der gebürtige Chemnitzer ist als nächster an der Reihe. Er ist der Lieblingssänger der Deutschrapper: Gzuz, Marteria, Jan Delay, Sido, Samy Deluxe – sie alle haben öffentlich den Hut vor dem Mann gezogen, der klingt wie nichts und niemand sonst. Mit Songs vom nagelneuen Album „Insomnia“ aus März 2023 setzt er statt auf Gangstergesten lieber  Herzlichkeit. Mit Basecap und Sonnenbrille tritt Trettmann auf und entgeht so ein kleinen wenig der großen Aufmerksamkeit seiner Persönlichkeit. Die Singstimme verzerrt er konsequent mit Autotune und klingt dabei fast wie der kiffende Musiker-Kollege Marsimoto, der Sound drum herum versetzt das Infield abwechselnd in Gänsehaut- und Abrissstimmung.

RIN

Rapper RIN geht um Punkt 22 Uhr auf die River Stage. Was er derzeit hat, ist es, was man guten Gewissens einen waschechten Hype nennen kann. Millionenfach gestreamte Songs, Dauerplätze ein den Charts und mit seinem Debütalbum „Eros“ (VÖ 2017) großen Erfolg. Aber darauf ausruhen ist gar nichts für RIN. Mit „Nimmerlamd“ (VÖ 2019) und „Kleinstadt“ (VÖ 2021) hat der Musiker ordentlich nachgelegt. RIN verpackt post-adoleszente Aufbruchsstimmung, Hedonismus und viel Sinn für Ästhetik in modernen Rap und spricht damit die jungen Generation von Hip-Hop-Fans an. Die ölig dahinfließenden Synthie-Wände und der Einsatz von Autotune in seinen Tracks haben mittlerweile Kultstatus. Vor allem live und mit jeder Menge Bass lässt der junge Mann aus Bietigheim-Bissingen vor allem in den vorderen Reihen kaum jemanden still stehen.

badmomzjay

Badmómzjay, mit bürgerlichem Namen Jasmina Zornić, ist eine aufstrebende deutsche Rapperin, Singer-Songwriterin und Produzentin. Sie wurde am 7. Juli 2002 in Berlin geboren. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Teilnahme an der TV-Show „The Voice Kids“ im Jahr 2018, in der sie das Finale erreichte und deutschlandweit Aufmerksamkeit erlangte. Badmómzjay ist bekannt für ihre verspielten und selbstbewussten Rap-Texte, die von persönlichen Erfahrungen, Beziehungen und dem Leben als junge Künstlerin handeln. Ihre Musik ist geprägt von eingängigen Melodien und modernen Trap-Beats. Sie hat einen einzigartigen Stil und ihre Musik zeigt ihre Vielseitigkeit als Künstlerin. 2020 veröffentlichte Badmómzjay ihre Debüt-EP „Mach was draus“, die positive Kritiken erhielt und ihre wachsende Popularität weiter festigte. Ihre junge, frische Energie und ihr außergewöhnliches Talent zeigt die Musikerin auch auf der Hurricane,-Bühne, vor der sich dermaßen viel begeistertes Publikum tummelt, dass dieser Auftritt vor und auf der Bühne eine regelrechte Party wird.

muse

Der Headliner am zweiten Hurricane 2023-Tag ist eine echte Rock-Macht. Muse stehen für geradlinige Rocksongs –pointiert, engagiert, aufrüttelnd. Die liebevolle Mischung aus Rock und Nu Metal-Elementen gepaart mit Synthie-Pop-Hymnen im Stil von Queen oder Pink Floyd macht die Band aus Groß Britannien aus. Mit dem ersten Ton, den Frontmann Matthew Bellamy anschlägt, entfacht eine düstere Stimmung über dem Gelände. Die teils filigranen Gitarrenparts treffen direkt ins Ohr oder gleich mitten ins Rockerherz und die treibenden Riffs heben jeden Blutdruck nach oben. Muse schaffen es live wie kaum eine andere Band, von Song zu Song nicht nur interessant, sondern voll und ganz verführerisch zu klingen, wie es nur den Größten des Rock je gelungen ist! Hier dürfen Songs noch lang und abwechslungsreich sein. Und dabei wirkt das Trio absolut authentisch und vor allem beeindruckend, wenn man die teils wahnwitzigen Gitarrensoli hört. Eines wird für uns aber wieder ganz deutlich: je länger Muse Musik machen, desto besser werden sie.

casper

Diese tiefe, raue Stimme braucht nur wenige Sekunden, um im Hurricane-Infield absolute Abrissstimmung abzurufen. Wildes Gekreische weit und breit. Aufgedreht legt der Deutsch-Rapper los. Seine Songs wie „Im Ascheregen“, „Auf und Davon“, „Hinterland“ und viele mehr werden von den Zuschauern und vor allem den vielen jungen Mädels textsicher mitgegröhlt. Benjamin Griffey legt wieder ordentlich Kilometer zurück auf der Bühne. Mit einer Wahnsinns-Power springt und rennt Casper wie gewohnt über die Bühne, damit auch ja kein Fan links oder rechts zu kurz kommt. Was auch dieses Mal wieder auffällt: Die grandiose Lichtshow, die den Auftritt perfekt umspielt, wenn er in seinem Blumenmeer eingebettet ist.