Hurricane Festival 2022 Samstag: Unsere Highlights


Hurricane Festival 2022 Samstag
Der 2. Tag bei, Hurricane Festival 2022, der Samstag, ging mit Top-Acts und Mega-Hitze über die Bühne. (Bild: Julia Langmaack)

Jede Menge Highlights hat der Freitag beim Hurricane Festival 2022 bereits präsentiert, das hat ordentlich gesessen. Die Auftritte von Headliner The Killers, vor allem aber von Seeed, haben für Begeisterungsstürme gesorgt. Auch all die anderen Top-Acts haben die Festivalbesucher nachhaltig beeindruckt. Bis in die frühen Morgenstunden haben sich bei Martin Garrix noch die Tanzwütigen zur nächtlichen Feierei vor der River Stage getummelt.

Am frühen Samstagmittag herrscht daher noch eine idyllische Ruhe – auf dem Festivalgelände wie auch auf den Campingplätzen (wären nicht hier und da die dröhnenden Ghettoblaster). Erst nach einigen Stunden füllen sich die Bereiche vor den vier Bühnen massiv, bis dahin ist es eher ruhig. Das aktuelle Tagesprogramm hält jede Menge Granaten bereit, beginnend mit K.I.Z, Deichkind, Kitschkrieg, Foals, Idles, Mando Diao, Juju, Bad Religion und viele mehr. Am Abend steht dann der zweite große Headliner Twenty One Pilots in den Startlöchern. 

Holly Humberstone

Die britische Popsängerin und Songwriterin Holly Humberstone spielt am frühen Nachmittag auf der White Stage und dort ist es voll. Die 22-jährige ist gut gelaunt und hat jede Menge unbeschwerte, romantische und ehrlich Songs dabei. Mit 2,4 Millionen Hörern auf Spotify ist sie auf jeden Fall auch eine echte Größe im Zelt und das trotz ihrer jungen Jahre.

REIGNWOLF

Aus Seattle, USA kommt dies folgende Indie und Blues Rockband Reignwolf. Frontmann Jordan Cook und seine beiden Bandkollegen sind am Nachmittag auf er Mountain Stage und geben alles, was ihr Rockerherz hergibt. Das Publikum genießt und geht ab, volles Brett.

Half moon run

Half Moon Run sind zurück. Das kanadische Quartett aus Montréal ist mit seinem aktuellen Album „Inwards & Onwards“ aus 2021 auf der River Stage am Start. Die Band rund um den Lead-Sänger Devon Portielje stellt schnell und eindrucksvoll unter Beweis, dass sie nicht nur folkige Stücke mit energetischen Rock-Einflüssen beherrschen, sondern auch die ruhigen Töne. Half Moon Run wechseln gekonnt auch mal zu stilleren, melancholischere Songs, die das Publikum gedanklich durch die Weiten Kanadas streifen lassen. Neben den ruhigen Momenten, fehlen auch die tanzbaren Stücke nicht. Der gut gewählte Song-Kontrast begeistert das rasende Folk-Rock-Herz. Doch egal welches Genre – die vier Bandmitglieder beherrschen so solide ihre Instrumente und die Mehrstimmigkeit, das sie ruhigen Gewissens in die Fußstapfen der kanadischen Musikgrößen treten können.

nothing but thieves

Seit der Gründung 2012 in Essex haben sich Nothing But Thieves vom Support von Gerard Way oder Awolnation bis heute in die britischen Charts und auf das Line-Up der ganz großen Festivals gespielt. Hut ab! Allein in diesem Jahr hat die Band unzählige Open Air-Auftritte geplant, vom Pinkpop oder Rock Werchter, vom Mad Cool Festival zum Open Air Gampel und natürlich zum Hurricane 2022! Der Alternative Rock der fünf Briten erklingt am frühen Nachmittag von der Forest Stage aus wuchtig und das, ohne dabei auf zarte Melodien und groovende Rhythmen zu verzichten. Frontröhre Conor Masons großartige Stimme hallt ungebremst über das noch leicht verschlafende Festivalgelände. Neben Hits der beiden ersten Alben, haben Nothing But Thieves aber auch einige Songs der aktuellen Scheibe „Moral Panic“ aus 2020 im Gepäck, die live bisher noch kein Gehör finden konnte. Den Besuchern gefällt’s!

provinz

Platz da für eine besondere, deutsche Indie-Pop-Band. Um 15 Uhr kommen Provinz auf die River Stage und man merkt ihnen die Vorfreude auf das langersehnte Konzert an. Die Bandmitglieder stammen alle aus der Gegend von Ravensburg, mitten in der wunderschönen Ferienregion Bodensee und Allgäu gelegen. Und scheinbar gedeihen dort auch starke Musiker besonders gut. Die Musik von Provinz ist gefühlvoll und geht unter die Haut. Sänger Vincent Waizenegger hat eine ganz eigene Art mit seiner einzigartige Stimme zu singen, die nur schwer zu beschreiben, aber einfach unendlich elektrisierend ist. Dazu gibt es berührende Texte, harmonisch gemischt mit innovativen Melodien. Mit ihrem aktuellen Album „Wir bauten uns Amerika“ aus 2022 haben Provinz den direkten Weg in die Herzen der Fans gefunden. Neben bekannten und beliebten Songs wie „Wenn die Party vorbei ist“, „Neonlicht“ oder „Zu Jung“ kommen Zuschauer natürlich auch in den Genuss einiger der neuen Werke wie „Ich will dich Wiedersehen“ oder „In meinem Zimmer“. Auf der Bühne brauchen die vier Musiker jedenfalls keine besonderen Showeinlagen, keine Lichtinstallationen und keine glitzernden Bühnenklamotten. Sie selbst und ihre Musik sprechen für sich und das gefällt dem Publikum.

kat frankie

Kat Frankie singt schöne und eingängige Melodien mit einer Stimme, die so klar und zugleich aufregend rätselhaft ist, so beeindruckend reif und zugleich, dass sie einem schon nach der ersten Strophe nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Sie singt von Liebe und um die Leiden an eben dieser, vor allem aber über die Freude am Lieben und Leben. Die australische Singer-Songwriterin Kat Frankie, die seit 2004 in Berlin lebt, fasziniert in Clubkonzert-Atmosphäre auf der Wild Coast Stage und liefert echtes Ohrwurmpotenzial. Mit einem gute gewählten Mix ihres Materials aus vier Studioalben und jeder Menge EPs kann die Musikerin voll und ganz überzeugen.

bad religion

Die Punkrock-Urväter sind nicht zum ersten Mal bei Hurricane Festival. Kein Wunder, gehören sie doch zur Elite der weltweiten Punkbands mit Millionenfach verkaufter Alben, es gibt 17 an der Zahl – und einer beachtlichen, 42-jährigen Bandgeschichte. Bad Religion sind nicht nur für erstklassigen Punkrock und klare politische Statements bekannt, sondern auch für ihre eher kurzen Song-Längen. So hat die Secher-Kombo aus Los Angeles am Nachmittag auf der Forest Stage eine beachtliche Setlist dabei – da bleiben kaum Wünsche offen. Musikalisch natürlich auf höchstem Niveau. Die „alten Herren“ des Punkrock fegen routiniert über die Bühne und zeigen einmal mehr, dass sich Punkrock und Erfolg nicht beißen. Frontmann Greg Graffin würzt zwischen den Hits immer wieder mit kleinen Anekdoten, lässt aber insgesamt die Musik für sich sprechen.

turbostaat

In 2022 ist mit „Uthlande“ das achte Studioalbum der Husumer Band Turbostaat erschienen. In der Ur-Besetzung, die bereits seit über 23 Jahren besteht, sind Turbostatt dem Punkrock und vor allem sich selbst immer treu geblieben. Jan singt, Marten und Rotze spielen Gitarre, Tobert ist am Bass und Peter an den Drums. Mit ihren vollaufgedrehten Amps und der einzigartigen Mischung aus Punk und Melancholie bleiben die Nordlichter eine feste Größe in der deutschsprachigen Alternative-Welt. Das minimalistische Auftreten und die Bescheidenheit der Band überzeugt. Hier gibt es keine ständigen Gitarren- oder Bass-Wechsel, sondern nur ein und die selbe Klampfe! Die Turbostaat-Fans haben Bock und sind textsicher. Die Setlist vergeht so schnell, dass man die Zeit komplett vergisst – während Bassdrum und Bass so tight sind, dass der Punkrock einem regelrecht um die Ohren knallt. Der Gesang der Zuschauer ist zeitweise so laut, dass es für Frontman Jan Windmeier ein Leichtes ist, seinen Fans die Hooks zu überlassen. Die Stimmung ist überwältigend.

jimmy eat world

Jimmy Eat World kann man getrost als „alte Hasen“ bezeichnen. Das punkrockende Quartett aus Arizona gibt es seit 1993, viele der Fans vor der Forest Stage sind also nicht einmal so alt. Da ist es doch schön, dass die vier Bandmitglieder zwar die nötige Reife und ihre richtig gute Musik mitbringen, aber immer noch so rebellisch dabei klingen, wie in früher. Jimmy Eat World haben keinerlei Staub angesetzt, im Gegenteil. Von den Hymnen der alten Tage bis zu denen ihrer aktuelleren Scheiben wird getanzt, gefeiert und mitgesungen, als hätte man nie etwas anderes getan. Jimmy Eat World zeigen ab der ersten Sekunde, dass sie nicht in die Jahre gekommen sind. Jeder Ton sitzt und die Wahl des Bühnenbildes ist perfekt. Nämlich nur ein Banner und vier Lampen sorgen für ein angenehmes Flair. Minimalismus ist eben auch mal schön. Insgesamt eine bunte Mischung aller Alben, wo deutlich bemerkbar wird, dass die meisten Fans für die alten Lieder da sind – und diese sehr Textsicher mitsingen können.

jc stewart

John Callum Stewart, bekannt als JC Stewart, startet am frühen Abend auf der Mountain Stage sein musikalisches Programm. Der nordirische Sänger, Songwriter und Musiker weiß nicht, woher sein Talent stammt. JC Stewart war der Name des Familienunternehmens, die ein Lebensmittelgeschäft führten. Als vierte Generation von JC Stewarts im Familienstammbaum war der junge Musiker eigentlich dazu bestimmt, die Linie fortzuführen, bog jedoch stattdessen auf die Straße in Richtung Popstar-Berühmtheit ab. Zum Glück, denn dass er Talent für Liveauftritte hat, zeigt er mit seiner authentischen Art und der eindrucksvollen Stimme. JC Stewart singt und schreibt aus tiefstem Herzen und macht dabei den Eindruck, als wäre er ein Freund-fürs-Leben-Typ – also wir wären gerne mit ihm befreundet.

foals

Die Foals kennt man vor allem für ihre schweißtreibende Spielart des Indierocks, die einen fast ununterbrochen hyperventilieren lässt. Hat beim Debütalbum „Antidotes“ aus 2010 noch genau dieser quirlige Sound den besonderen Reiz der Band ausgemacht, haben sich die Indie- und Math-Rocker mittlerweile weiterentwickelt und mehrfach neu erfunden. Die eingängigen, zappeligen Indie-Hits wurden beiseite gelegt und mit spannenden, sich aufbauenden und sphärischen Post-Indie-Rock-Songs ersetzt. Das aktuelle Doppel-Album „Everything Not Saved Will Be Lost Part 1 und 2″ aus 2019 steht den letzten Meisterwerken jedenfalls in nichts nach. Und dass die Foals vor allem live mehr als funky und tanzbar sind, das zeigen Frontmann Yannis Philippakis und seine Bandkollegen ganz eindeutig auf der River Stage, denn im Infield ist ausgelassen Stimmung. Hier wird eine kontinuierliche und stetige Steigerung zwischen den einzelnen Songs hervorragend dargestellt. Die Songs hinterlassen Gänsehaut-Momente und gute Laune.

aurora

Wer um 18 Uhr vor der Wild Coast Stage ausharrt, möchte gemeinsam mit Sängerin und Songschreiberin „Aurora Aksnes“ ihr eigenes Leben, ihre Mitmenschen, die Natur und deren einzigartiges Zusammenspiel feiern. Die 26-jährige Norwegerin gibt in ihren abwechslungsreichen Songs besonders den Underdogs und Missfits eine Stimme und die Kraft, so zu sein, wie man ist oder sein will. Wie immer legt sie viel Wert auf ihr individuelles Aussehen und präsentiert sich in einem feenhaften Kleid. Ihr aktuelles Album „IThe Gods We Can Touch“ ist seit diesem Jahr veröffentlicht und sie performt neben Songs ihrer ersten beiden Alben nahezu viele Titel der neuen Platte. Während des gesamten Konzertes ist ihre Energie in jeder ihrer Bewegungen, Blicke und Worte spürbar. Immer wieder explodiert Aurora förmlich und lässt ihren Gesichtszügen freien Lauf. Ehrlich, authentisch und wandlungsfähig.

mando diao

Mando Diao – das sind Björn, Carl-Johan, Daniel, Jens und Patrik – entern mit ihrer neuen Platte „I solnedgången“ aus 2022 im Gepäck gut gelaunt die Forest Stage. Die unverwechselbaren Riffs der schwedischen Band rufen bei vielen Festivalbesuchern Erinnerungen an den ersten Kuss, die erste Party oder das erste Festival wach. Gemeinsam mit ihren Fans ist das Quintett nun erwachsen geworden und Mando Diao schaffen es mittlerweile spielend, generationenübergreifend die Menschen zu faszinieren. Ein neues Kapitel ist aufgeschlagen. Mit ihren Songs und Lyriks aber natürlich auch mit den Hits einer ganzen Genration wie „Down in the Past“, „Dance with Somebody“, „Gloria“ und „God Knows“ rocken sich die Schweden in alle Herzen.

idles

Frontmann Joe Talbot begrüßt das Publikum vor der River Stage: „Are you ready to collide? Are you readytolook after each other?“ Diese Sätze spiegeln die Essenz der Band wieder: Immer voll auf die Fresse, aber bitte mit ganz viel Rücksichtnahme und noch viel mehr Herz. Da die erste Tour zum vorherigen Album „Ultra Mono“ noch nicht gespielt werden konnte, gibt es jetzt direkt zwei Brecher auf die Ohren: „Ultra Mono“ und das aktuelle Album „Crawler“. Während der Pandemie hatten die Idles einen unfassbaren Output und haben gleich zwei Alben veröffentlicht, die ihre Fanbase wachsen ließ. Die Working-Class-Truppe aus Bristol, England haben in den letzten zwei Jahren so ziemlich alles richtig gemacht: Streaming-Konzert in den Abbey Road-Studios, phänomenal gute Platten produziert und sich damit weit nach oben in die Line-Ups der Festivalwelt katapultiert. Idles lassen kaum einen Hit für ihre Fans aus, die sich dafür mit viel Körpereinsatz und Textsicherheit revanchieren.

antilopen gang

Heute sind sie wieder gemeinsam auf der Bühne, nachdem Bandmitglied Danger Dan gerade erst in diesem Mai auf Solo-Tour unterwegs gewesen ist. Da es auch ein neues Antilopen-Album gibt, das in 2021 erschienen ist und seitdem leider live kein gehör finden konnte, sind die drei deutschen Musiker aus mit ihrem Werk „Antilopen Geldwäsche Sampler 1″ und jeder Menge Bock bereit für die Show. Viel Nebel, eine dunkle Bühne und die volle Portion Antilopen Gang. Das ist es, was die Besucher vor der Mountain Stage erwarten und bekommen. Hier geben alle Vollgas und feiern zu den Ohrwürmern wie „Pizza“, „Enkeltrick“, Wünsch dir nix“ und vielen weiteren.

von wegen lisbeth

Die Berliner Band um Sänger und Gitarrist Matthias Rohde steht zur Prime Time auf der Forest Stage und ist bereits zum zweiten Mal beim Hurricane Festival zu gast. Hinter bzw. inmitten der Musiker befinden sich von Palmen und Blättern umrankte Leuchtbuchstaben: VWL – Von Wegen Lisbeth. Indie-Pop, der teilweise auch mal mit ungewöhnlichen Instrumenten gespielt wird, zum Beispiel einem Kinderglockenspiel. Kuriose Ideen haben diese Jungs eigentlich immer, so kennt man zumindest auch ihre Musikvideos. Weniger kurios, aber nicht weniger speziell ist ihre Musik, aber 100 Prozent handgemacht und geht locker-rockig ins Ohr. Super gut.

oh wonder

In nur sieben Jahren haben sich Oh Wonder von einem britischen Geheimtipp zu einer Band mit zwei Milliarden Streams, mehr als einer Million Platten- und 300.000 Ticketverkäufen für die großen Venues der Welt gemausert. Was als kleines Projekt begann – Sängerin und Pianistin Josephine Vander Gucht und Songwriter, Arrangeur und Produzent Anthony West veröffentlichten damals Monat für Monat einen neuen Song auf Soundcloud -, ist inzwischen musikalisch und privat zu einem enorm erfolgreichen Act geworden. Diesen Weg zeichnen Oh Wonder auf ihrem Album „No One Else Can Wear Your Crown“ aus 2022 nach. Das Duo verarbeitet hier eine Vielzahl an Emotionen und Erlebnissen. Live kommt das richtig gut, denn die Gruppe präsentiert sich mit großer Energie und Positivität und sendet an die Zuschauer vor der Wild Coast Stage eine Botschaft von Selbstakzeptanz, Empowerment und Freude. Diese Songs bringen einen durch alle extremen Höhen und Tiefen des alltäglichen Lebens.

Jeremias

Auf der White River Stage begeisterten Jeremias das prall gefüllte Zelt und brachten vor allem das überwiegend weibliche Publikum zum kreischen. Mit einem Mix aus Funk und Pop wussten die vier Hannoveraner Jungs rund um Jeremias Heimbach zu überzeugen. Jeder Song ein Ohrwurm und vom textfesten Publikum aus vollen Kehlen mitgesungen, war es ein tolles Erlebnis diese aufsteigenden Band nach der Corona Zwangspause zu sehen.

k.i.z

Die Berliner Rüpel-Rapper werden begeistert auf der River Stage empfangen. Die Fans sind ganz schön aus dem Häuschen. Hämmernder Bass dröhnt aus den Lautsprechern und schon fegen die K.I.Z-ler über die Bühne. Die eingängigen Texte von K.I.Z sind gespickt mit viel schwarzem Humor und Sarkasmus über das deutsche Vaterland. Das macht Laune. Maxim, Nico, Tarek und DJ Craft haben Deutschland mit ihrem „Charme“ angesteckt und zeigen, dass man auf einem Deutschrap-Konzert auch mal richtig moshen kann. Es geht den Abend über provkoant zu und in bekannter K.I.Z.-Manier wird alles abgewertet, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Baum hin oder her, eigentlich machen die Berliner vor gar nichts Halt. Sie haben damit eindeutig den Zahn der Zeit getroffen. Es gibt jede Menge Hits ihrer Alben, wie das melodische „Urlaub fürs Gehirn“ oder die Klassiker „Ein Affe und ein Pferd“ und „Hurra die Welt geht unter“. In der Menge ist ein solcher Tumult, die Fans springen und pogen, gröhlen und feiern. Die Hip-Hopper liefern eine energiegeladene Show und dazu gibt es immer wieder krachende Effekte.

deichkind

Die Hamburger Hip-Hop- und Electropunk-Formation Deichkind ist seit dem Jahr 1997 aktiv und hat sich vor allem durch ihre quietschbunten, wilden Liveshows und den bassgeladenen Sound in die Herzen vieler Fans gespielt. Nun sind sie Headliner beim diesjährigen Hurricane Festival. Deichkind fackeln bekanntlich nicht lange, dafür fackeln sie aber immer eine Wahnsinns-Show ab. „Die Show kann jetzt beginnen und alle nur so: Yeah“. Wer Deichkind schonmal live gesehen hat, weiß, dass so ein Konzert aus verrückter Choreographie und Kunst besteht. Und auch wenn in der neuen Show eindeutig andere Highlights und Ideen verarbeitet wurden, ein paar traditionelle Showeffekte gibt es im Laufe des Abends dann aber auch. „Leider geil.“ Denn was keinesfalls fehlen darf bei einer Deichkind-Show, ist ein Intermezzo bei dem sich  Kryptik Joe und Porky fahnenschwenkend im großen Fass durch die Menge fahren lassen. Von wegen „“Keine Party“ – riesen Party. An Kreativität fehlt es auf der Bühne nicht, so dass die Besucher zwischen Tanzen und Pogen regelmäßig in ein Dauerklatschen verfallen. Sich bewegende Ebenen und leuchtende Accessoires kommen natürlich auch bei diesem Deichkind-Konzert zum Einsatz. Wie viele Kostüme an diesem Abend getragen werden, lässt sich jedenfalls nicht so einfach zählen. Fast die Hälfte der Songs aus dem Live-Set sind Chartkracher, mit denen Deichkind große Erfolge feierten. In denen wird nach gewohnter DK-Manier Kritik an der Gesellschaft mit viel Humor geübt und dazu bollern fette Bässe so stark, dass man sie in der Magengegend spüren kann.

twenty one pilots

Schon über den Tag verteilt, fallen einem zahlreiche Fans auf, die sich mit knallgelben Klebestreifen dekoriert haben oder gelbe Bänder tragen. Im typischen Stil der Twenty One Pilots, die als einer DER Hauptacts um Mitternacht auf der River Stage angekündigt sind. Die Bühne leuchtet schon in sattem gelb – der Leitfarbe der Band – und im Hintergrund lodern Flammen. Tyler Joseph rappt, singt spielt Bass und Piano, während ihn Joshua Dun am Schlagzeug unterstützt. Die „Skeleton Clique“, wie sich die Fanbase der Twenty One Pilots nennt, ist bestens gelaunt, es herrscht ausgelassene Stimmung im Infield. Es folgen viele Hits wie „Jumpsuit“, „Levitate“, „We Don’t Believe what’s on TV“ auf der Ukulele oder „Heathens“, doch nicht nur bei den alten Hits sind die Fans textsicher, auch bei den Songs des aktuellen Albums „Scaled and Icy“ aus 2021 stehen sie den Künstlern von Twenty One Pilots in nichts nach. Die Pilots spielen eine gelungene Mischung aus Rock, Pop, Hip-Hop und allem, was sonst noch gut ist. Kein Wunder, dass jeder sie mag.