Roskilde Festival 2022 – Samstag: Unsere Highlights


Roskilde Festival 2022
Unsere Highlights vom Samstag beim Roskilde Festival 2022. (Bild: Marten Körner)

Schon war Samstag. Die Sonne schien wieder. Schönstes Festivalwetter. Wir schlenderten über das Festivalgelände, genossen das Essen im Food Court und das allgegenwärtige Tuborg. Auf die Umstellung eines komplett vegetarischen Angebotes wurde (noch) verzichtet. Es gab neben vietnamesischem Street Food und thailändischem Essen auch Fisch, Brötchen mit Pulled Pork und klassische Hamburger. Das Management setzte bewusst auf Anreize zu pflanzenbasierter Ernährung, anstatt von Verboten.

Seit ihrem Durchbruch 2019 konnte man Big Thief definitiv Indie-Superstars nennen. Die begeisterte Fangemeinde in der Arena zeigte sich hinsichtlich einiger technischer Probleme (Big Thief spielten auf geliehenem Equipment) unbeeindruckt und genoss das Konzert.

St. Vincent alias Annie Clark, die 2019 Grammys für Bester Rocksong und Bestes Alternative-Album abräumte, füllte heute als erste das riesige 60-000+ Zuschauerfassende Areal vor der Orange Stage. Auch wenn St. Vincent oft in die Popschublade gesteckt wird, ihr Crossover aus Funk-, Soul,- New Wave und bisweilen Psychedelic- und Folkelementen war in jedem Fall interessant und der Main Stage definitiv würdig!

Bei BBYMUTHA aus Chattooga/Tennesse auf der Mantra Stage wurde es dann wieder provokant explizit. Wichtiges textliches Thema war für sie aber auch die Situation einer alleinerziehenden afroamerikanischen Mutter. Die Trap Beats ballerten über die Wiese und rissen alle mit.

Die Männer der Post-Metal Band Old Man Gloom, die nun im Avalon am Start waren, waren für Freunde des Düsteren, bisweilen experimentellen Rock. Da wurde gegrowlt vom Feinsten und die Riffs krachten in den frühen Abend.

Sowohl Old Man Gloom als auch das Konzert von Idles waren als sogenannte „high energy concerts“ klassifiziert. Das war beim Roskilde Festival immer der ernstzunehmende Hinweis, dass es bei den Konzerten im Publikum zur Sache gehen kann. Moshpits, Wall of Death, Circle Pits usw. Bei Idles dauerte es nur bis zum zweiten Song bis der Gitarrist Nate Newton von der Bühne kletterte und über das Publikum crowdsurfte. Wir waren total begeistert.

Wir blieben im Rockmodus und gingen in den Pavillon zu den ehemaligen Kollegen von Nate Newton, nämlich zu den Hardcore Punks von Converge aus Massachusetts/USA mit dem Projekt Bloodmoon feat. Chelsea Wolfe. Auch dieses Konzert lief unter der Kategorie „high energy“. Man musste nicht unbedingt Hardcore oder Grindcore-Anhänger sein um an diesem Projekt Spaß zu haben. Das war kein gewöhnlicher Converge Stil. Das Wechselspiel der Stimmen von Jacob Bannon und Chelsea Wolfe, die unterschiedlicher nicht sein konnten, machten das Set unglaublich interessant. Leidenschaft pur!

Wir gingen nur widerwillig, aber wollten unbedingt noch kurz bei Rea Sremmurd in der Arena vorbeischauen. Swae Lee kam verspätet und allein, da sein Bruder Slim Jxmmi offensichtlich irgendwo im Stau stand. Die Arena war berstend voll, aber als Swae die Bühne wie ein Flummy stürmte, drehten alle förmlich durch. Er ließ sich Strohhut und T-shirts auf die Bühne werfen und feierte einfach eine Party mit seinen Fans, die für ihn das Abschlusskonzert mit den Strokes auf der Orange Stage sausen ließen. Und das war vielleicht nicht die schlechteste Entscheidung …

The Strokes begannen das Abschlusskonzert verspätet (was für das Festival untypisch ist). Julian Casablancas agierte leicht überheblich und schoss eine Spitze nach der anderen ab. Er lästerte über das Line-up des Festivals und meinte, es gäbe nur fünf gute Bands – The Smile, HAIM, Tyler the Creator, Idles und – The Strokes. Dann lästerte er über die vermeintliche Merkwürdigkeit der dänischen Sprache, insbesondere des Wortes Sahne. Wir schauten uns an waren uns unschlüssig darüber, was das hier eigentlich wird. Letztlich gingen wir noch vor dem Ende des Konzerts, weil wir uns unser „Orange Feeling“ nicht zerstören lassen wollten. Wie uns ging es Vielen. Die dänische Presse würde am Montag von einem „Skandal“ schreiben.

Resümee: Das Line-up vom Roskilde 2022 war wie immer ein Kontrast zu all den anderen kommerziellen Festivals in Europa. Es bot die Chance, Neues zu entdecken! Danke Roskilde Festival! Danke Dänemark!