Punkgemeinde feiert mit WIZO in Hannover


WIZO Hannover 2019 / WIZO Tour 2019
(Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

WIZO, die Punklegenden aus Sindelfingen befinden sich auf ihrer “Schönheit des Zerfalls”-Tour. Am heutigen Abend stürmen sie dafür die Bühne des schon seit Wochen ausverkauften Kulturzentrums Faust.

Radkey brauchte ein bisschen um die Punks von den Springerstiefeln zu hauen

“Leute kommt mal her, der WIZO is in da house”, so beginnen die Urgesteine der deutschen Punkszene den heutigen Abend. Der Bereich vor der Bühne ist quasi noch leer. Die Ankündigung in der Veranstaltung auf Facebook, dass es heute etwas eher los geht, scheinen nicht viele gelesen zu haben. Erstmal geht es aber mit Radkey los. Axel Kurth kündigt die Band aus Missouri an und dann geht es auch schon um 19.15 Uhr los mit den Rock-Klängen der US-Amerikaner.

WIZO scheint die gesamte Punk-Gemeinde Hannovers in die Faust gelockt zu haben. Zumindest ist der Laden voll von Irokesen in den vielfältigsten Variationen in Form und allen Farben des Regenbogens. Es sieht erst so aus, als könnte Radkey die Besucher nicht von den Springerstiefeln hauen, aber dann fangen doch ein paar Besucher an wild zu tanzen. Eins muss man den Rockern aber lassen, einfach nur die Saiten zupfen ist nicht: Die Verrenkungen die da auf der Bühne präsentiert werden, hätte bei so manch anderem im Publikum für Bandscheibenvorfälle gesorgt.

„Hey Ihr Seegurken, wir sind wieder da!“

Perfekt im Zeitplan beginnt um 20.00 Uhr die Titelmelodie des Science-Fiction-Klassikers “2001: Odyssee im Weltraum”. Nun sieht man auch endlich, dass der heutige Abend ausverkauft ist. Dicht gedrängt stehen jetzt alle vor der, für eine Punkband viel zu sauberen Bühne mit extra eigenen Teppichen, die ein passendes Dackelmotiv ziert.

Mit “Hey hey Ihr Seegurken” geht’s dann auch schon los und die Herren WIZO hauen einen Song nach dem anderen raus. Es wäre aber nicht die “Schönheit des Zerfalls”-Tour, wenn nicht auch der Fokus darauf liegen würde. So werden immer wieder Sprüche über das Alter des Publikums, aber auch über das eigene Alter gemacht. Nach über dreißig Jahren Bandgeschichte, ist das aber auch durchaus erlaubt.

So wird das Publikum angeregt, “altersgerecht mit zu schunkeln” (also quasi “Ü-30 Pogo”) statt “ordentlich zu walzern”. Außerdem wird noch die “Pogonese erfunden” die bei “Apocalypso” richtig für Bewegung im Publikum sorgt. Auch, wenn sie, wie sie selbst sagen, schon eine “alte Kapelle” sind, werden sie nicht müde sich ganz klar gegen Nazis auszusprechen. So wird vorgeschlagen, die Pfandbecher aus den Händen, bei der eben erwähnten Pogonese gleich praktischerweise bei dem Stand von Seawatch abzugeben um die Organisation zu unterstützen.

Bei “Ganz klar gegen Nazis” begibt sich Olli von der Hannoveraner Punkband “Abstürzende Brieftauben” auf die Bühne um zu stagediven, wird dabei aber beinahe in seinem Vorhaben von den Securities gehindert. Letztendlich klappt das aber doch noch und so hatte er seinen Gastauftritt. “Adagio” singt gefühlt jeder im Publikum aus voller Kehle und tiefstem Herzen mit. Immer wieder wird jedoch auf den Zeitdruck hingewiesen, pünktlich Feierabend zu machen um die Nachbarn nicht zu verärgern. Ebenso bei “Quadrat im Kreis”. 21.45 Uhr wird sich dann schon verabschiedet und wie immer schnellen schon unverständlicher weise die Ersten zur Garderobe. Selbst schuld, so müssen die dann eben der Zugabe aus der Schlange aus lauschen. Als eben diese wird noch “Raum der Zeit” rausgehauen. 22.05 Uhr ist dann Ende. „5 Minuten überzogen, aber so sind wir”, verabschiedet sich Axel Kurth. Das ist Punk.

Danke an Tabea Mann (Text)