Sunrise Avenue mit dem Wonderland Orchestra in der Landeshauptstadt

An diesem kalten Dienstag Abend öffnet das Velodrom die Türen, um das ausgereifte Projekt der fünf Finnen Sunrise Avenue mit dem Wonderland Orchestra zu präsentieren. Bereits im vergangenen Jahr gab es auf dem Hannoveraner Expo Plaza-Gelände eine kleine Hörprobe. Heute jedoch spielen sie eine Headliner Show im fast ausverkauften Berliner Velodrom. Mit im Gepäck haben sie den finnischen Singer Songwriter „Niila“ der ebenfalls auf dem deutschen Label Universal Music für sein Talent unterschrieben hat.

Nachdem ich die vorerst letzte Treppenstufe des Rohbaus erreicht habe, höre ich in der Ferne den finnischen Songwriter „Niila“, der erst letzte Woche sein Debüt „Gratitude“ veröffentlichte und heute die Ehre hat, den Abend seiner finnischen Freunde zu eröffnen. Smoove im Mantel eingepackt schallen seine Töne durch die Halle, die mich ein wenig an den deutschen Pop- und Jazzmusiker Roger Cicero erinnern. Ein teleskopischer Schein leuchtet seitlich auf die Bühne, dessen Anmut der Nordeuropäischen Band den Anschein in einem Nordlicht widerspiegelt. Alles in Allem ein gelungener Start für die Zuschauer.

Bildergalerie: So war NIILA live:

Allmählich haben alle Gäste ihren Platz gefunden, in der Halle warten nun alle gespannt auf den sympathischen Frontmann Samu Haber. Nach dem großen Erfolg ihres Auftrittes zusammen mit dem 21st Century Orchestra in Luzern entschied sich die Band, mit dem eigens gegründeten „Wonderland Orchestra“ durch die Hallen Deutschlands zu touren. Und mit „Wonderland“, dem ersten Lied aus ihrem ersten Album, wird das Konzert in Berlin auch eröffnet. In der Konzerthalle werden die Lichter auf das Minimale gedimmt um der Show freien Lauf zu lassen. Ein großer Volant-Vorhang verdeckt die Bühne, hinter diesem versteckt sich ein Heer der klassischen Musik.

Ein Spot ist auf die Mitte der Bühne gerichtet, der die Silhouette des beliebten Rockers Samu Haber offenbart. Langsam wird der Vorhang hochgezogen und das Orchester strahlt in einem blauen Schimmer. Mitten in diesem Heer von klassischen Musikern verbirgt sich die finnische Rockband Sunrise Avenue. Das bestuhlte Konzert wird schnell unbesetzt, da ein geballter Soundcocktail die Leute aus den Stühlen hebt. Wohl bemerkt besteht das Publikum zu 70% aus dem weiblichen Geschlecht. Bevor man als Fan von so einem besonderen Event erfährt, stellt man sich die Frage, wie das Ganze umgesetzt wird. Das interessante an dieser Tour ist der Sound, der sich durch die Verbindung der beiden Genren durch die Halle ausbreitet. Sunrise Avenue geben den Ton an und das Orchester adaptiert ihre Musik auf die Kapelle um Sunrise Avenue.

Bildergalerie: So war SUNRISE AVENUE live:

Bei einer Rockband wie dieser, erwartet man eigentlich das volle elektronische Programm aber auch hier wurde etwas verändert. Samu spielt hauptsächliche eine Gibson Akustikgitarre und Keyboarder Osmo Ikonen sitzt an einem Flügel. Die Symphonien des Wonderland Orchestra tragen die leichten, sanften Töne bis hin zu melodramatischen Harmonien durch den kompletten Saal, während dessen das Geschwader um Samu den Rest durch die PA drückt. Es ist schön anzusehen wie wohl sich das klassische Orchester in diesem Genre fühlt. Nach einen kleinen Schluck Wasser verrät uns Samu Haber, dass sein erster Auftritt in Berlin vor vielen Jahren im Magnet Club (heute Musik&Frieden) statt fand. Gespannt hängen die Zuschauer des Velodroms an seinen Lippen. Mit stolz kündigt er ein neues Album für das kommende Jahr an und freut sich jetzt schon damit wieder hier zu sein.

In der Mitte des Sets spielen sie „Nothing Is Over“.In diesem Song bekommen die Zuschauer einen Eindruck über die sehr tiefe Stimme des Frontmanns. Diese Besonderheit hört man wohl nur selten unter Tausenden. Am Ende des Stückes leert sich die Bühne, zu hören ist nur noch eine Trompete, die den Song in einem kleinen Jazz-Gewitter beendet. Nachdem auch diese ihren letzten Ton ausklingen lässt, gleiten die Schleppen des Vorhangs zu Boden und die Halle verschwindet im Dunklen. Aber wo ist die Band hin? Ein helles Licht am anderen Ende der Halle, lässt eine kleine Bühne aufleuchten, wo Samu und seine Jungs bereits warten. Wenn man also Sunrise Avenue einmal ganz nah sehen möchte, muss jener jetzt die Chance ergreifen und laufen. Schnell füllt sich der hintere Teil des Velodroms. Hier greifen sie selbst zum Teil zu den klassischen Instrumenten und erzählen kurz über alte Zeiten in denen sie noch in kleinen Clubs spielten. Schon nach drei Liedern wechseln Sunrise Avenue wieder die Bühne und das Wonderland Orchestra spielen zu gleich einen mexikanischen Marsch bevor die Finnen wieder die Mainstage zurückkehren.

Nach diesem kurzen Break ziehen sie das Tempo enorm mit dem Song „ Funkytown“ an. Um dem ganzen noch mehr Tempo einzuverleiben kommt Keyboarder Osmo mit nach vorn auf die Bühne und beendet den Song mit einer wirklich guten Rap-Einlage. Das komplette Set ist sehr abwechslungsreich und sorgt dafür, dass dem Zuschauer nicht langweilig wird. Nachdem nun die zweite Stunde angebrochen ist und Sunrise Avenue eine breite Palette ihrer Songs präsentiert haben, verlassen die älteren Zuschauern den Saal. Ich finde spätestens nach 90-Minuten wird es schwierig dem Ganzen noch zu folgen, doch die Finnen lassen es sich nicht nehmen, ihren Fans den Einen oder Anderen Song zu präsentieren. Dennoch muss ich sagen, fehlt mir ein wenig die Nähe zum Publikum. Zum Ende der Show performt Osmo Ikonen noch einmal als Leader und bringt die rund 9.000 Zuschauer mit einer netten Tanzeinlage zum Erwachen. Nachdem nun auch das letzte Piano-Solo gespielt ist, kommt nach ca. 150 Minuten der krönende Abschluss. Song 21 kann kein andere mehr als Hollywood Hills sein. Der ganze Saal steht auf und singt den Abschluss klatschend entgegen.

Das aktuelle Album von Sunrise Avenue bekommt ihr bei Amazon:
„Fairytales-Best of 2006-2014 (Orchestral/Live)“ Audio-CD
oder „Fairytales-Best of 2006-2014 (Orchestral/Live)“ MP3-Download

Danke an:
Christoph Eisenmenger (Text und Fotos)