So nah wie noch nie – The Melvins in Berlin


The Melvins
(Bild: stagr / Basslord Pictures)

Es ist noch kein ganzes Jahr her, da machte der Melvins-Bus halt im ausverkauften Berliner Berghain. Damals war ich noch als Gast da, heute darf ich meinen Fotoapparat mitnehmen und somit erfüllen mir die lieben Menschen von Headquarter Entertainment einen kleinen Traum. Zurück zur Tagesordnung. Wir schreiben den 13. Juni 2016, es ist kurz vor 20:00 Uhr, gleich stehen die Legenden von The Melvins aus Montesanto, Washington auf den Brettern des Berliner Postbahnhofes.

Seitdem 3. Juni diesen Jahres steht die neue Platte von Osbornes Clique in den Plattenläden. Ich möchte behaupten, es gibt keine Band, die mehr Alben veröffentlicht haben als die Melvins. 1983 gegründet, mit kleinen Umbesetzungen am Bass, stehen sie heute mit ihrem frischen ca. 45. Album „Basses Loaded“ vor uns.

Nach einer halben Stunde Verspätung beginnen sie auf der Bühne den Boden zu testen. Ohne Vorband, ohne Schnick-Schnack legen sie mit dem Stück „Eye Flys“ von dem 1987 erschienenen Album Gluey Porch Treatments los. Buzz geht erst jede Stelle auf der Bühne ab, um sich zu finden. Steven Shane McDonald der der aktuelle Bassist der Truppe ist, bläßt bis dahin zusammen mit Dale Crover der Berliner Crossover-Szene den Marsch.

Bildergalerie: So war THE MELVINS live

Buzz zeigt gleich zu Beginn der Show, dass er gerne eine Nähe zu dem Publikum aufbaut. Manchmal kommt er mir so nahe, dass beim Spielen seiner Gitarre, die Matte auf seinem Kopf meine Kamera berührt. In dieser kurzen Distanz höre ich durch meine Ohrstöpsel, die Magie aus seinen Fingern, die er auf die Saiten zaubert. Gänsehaut.

Es ist ein wahnsinniges Gefühl, neben King Buzzo zu stehen, als ob dies das normalste der Welt wäre. Die Melvins lassen dem Publikum keinen Raum zum applaudieren. Auch nicht nach dem grandiosen KISS-Cover Deuce. Das komplette Set, spielen sie Song an Song gereiht, ohne jegliche Verschnaufpause.

Die dicke Soundwelle, die dem Gast um die Ohren geballert wird, erinnert an einem muffigen aber trotzdem einzigartigen Stoner-Doom-Rock. Gewaltig und fett wird der Sound der Melvins definiert. Wie ein Unwetter knurrt der verzerrte Gibson-Bass von McDonald. Schlagzeuger Dale Crover lässt zwischen normalen Standart-Takten, gezielte Wirbel auf die Felle der Trommeln nieder.

Der rotzige Klang aus Buzz seiner Klampfe, kommt definitiv aus den Fingern, fette und lastige Töne zornen aus seinen Körper empor, die mehr als nur eine Monotonie von sich gibt. Aus langsamen Rhythmen, garstigen Riffs und mit einem stets nach vorne trabenden Drum-Set, verpacken die drei US-Amerikaner ihre Musik. Das war früher mal der eigentliche Start des Grunge-Rocks, von dem selbst Kurt Cobain in den Anfängen profitierte und lernte.

Die verrückten Sounds zusammen mit willkürlichen Sprechgesängen, machen The Melvins aus. Nach etlichen Meilensteinen und einer Menge tiefer Gitarren-Stimmungen beenden die Vorreiter meiner Jugend den Abend mit einem meiner Lieblingssongs Night Goat vom dem legendären Album Houdini.

Das neue Album von The Melvins gibt‘ bei Amazon:
„Basses Loaded“ Audio-CD oder „Basses Loaded“ Vinyl-LP 

Danke an:
Christoph Eisenmenger (Basslord Pictures) für Bilder und Text