Mit Charme, Humor und ehrlichen Worten: Tina Dico live in Düsseldorf


Tina Dico
(Bild: Steffie Wunderl Wunderl Fotografie)

Eigentlich ist Tina Dico auch in Deutschland kein Geheimtipp mehr. Es vergeht meist kein Jahr bis die dänische Sängerin wieder auf Tournee ist und ein Halt in Nordrhein Westfalen ist Pflicht. Düsseldorf und Köln wechseln sich dabei als Spielorte ab, genauso wie das Arrangement wahlweise als Solokünstlerin, im Trio wie an diesem Abend oder in kleiner Bandbesetzung. Und doch ist es zumeist ein kleiner Kreis, der sich für diese besonderen Konzertabende einfindet. In Düsseldorf ist die Mitsubishi Electric Halle die Ausweichlocation für das kurzfristig anderweitig belegte Arttheater. Dort finden zumeist größere Konzerte mit bis zu 8000 Zuschauern statt. Für das Konzert von Tina Dico ist allerdings stark verkleinert, bestuhlt und abgehangen, so dass gut 500 Zuschauer einen intimen Abend erleben dürfen.

Ohne Support eröffnet Tina Dico zunächst allein mit Gitarre den Abend. „Room With A View“ zieht direkt in den Bann der Sängerin und zeigt auch gleichzeitig schon, wie gut die Akustik in der Halle funktioniert. Dann kommen ihr Mann Helgi Jonsson und Marianne Lewandoswki mit auf die Bühne und machen das Trio komplett. Eigentlich braucht es nicht mehr als sie selbst und ihre Gitarre, um die Schönheit ihrer Musik zu entfalten. Und doch ist es immer wieder spannend wie viele Facetten in den Songs verweben, sobald mehrstimmiger Gesang, Klavier und Schlagzeug einfließen. So ist jedes Lied vertraut und doch eine Neuentdeckung auf seine ganz eigene Weise, was vor allem für die regelmäßigen Besucher ihrer Konzerte eine erfrischende Abwechslung bietet.

Bildergalerie: So war TINA DICO live:

60 Minuten dauert die erste Hälfte des Konzertabends, den Tina und ihre Kollegen mit Musik füllen, die zum Träumen verleitet, zum Nachdenken anregt und doch auch immer wieder die Welt da draußen vergessen lässt. Einzig Helgi wechselt gelegentlich vom Klavier an die Posaune und an das Banjo, was die Klangwelt des Abends noch erweitert. Auch einer seiner eigenen Songs mischt sich dabei in diesen ersten Block, für den Tina ganz charmant aus dem Rampenlicht tritt.

Damit natürlich nicht genug, denn nach einer kleinen Pause haben die Musiker eine weitere Stunde für die Zuschauer parat. Erneut sind es zunächst zwei Stücke von Helgi, die den zweiten Teil des Abends einleiten dürfen. Chapeau hierbei an den Isländer, denn er verzaubert mit seinen Solo-Werken auf ganzer Linie. Mehr davon soll es im Herbst auf eigener Tour für das Publikum geben. Dann rücken die Musiker mal am imaginären Lagerfeuer zusammen, mal verschwinden sie in kreativen Klangwelten aus Rhythmus, Gitarre und Posaune und lassen auch nicht unversucht das Publikum mit einzubinden. Vor allem Helgi ist dabei die treibende Kraft, die die Zuschauer ermuntert mitzuklatschen und von den Sitzen zu kommen. Leider vergeblich. Auch das mitsingen klappt nur bedingt, obwohl Tinas Aufforderung bei „No Time To Sleep“ eigentlich deutlich genug ist. Schade.

Einzig bei DEM Song – „Count to Ten“ – lässt sich schon mit den ersten Noten rege Begeisterung feststellen. Am Ende gemeinsam mit Helgi zu zählen, ist dann schon wieder eher eine zaghafte Angelegenheit. Das ist schade, denn so mag schnell die Vermutung aufkommen, dass es nur den einen großen Hit gibt, was völliger Blödsinn ist. Vielleicht liegt es an der Stimmung des Abends, denn im Vorjahr im Kölner Gloria war die Beteiligung des Publikums weit zahlreicher. Die Leistung der Künstler auf der Bühne schmälert das allerdings mitnichten. Tina erzählt Anekdoten zu den Songs, beweist, dass sie auf Fanwünsche eingeht und scherzt gemeinsam mit Helgi. Dazu liefern die drei Musiker ein qualitativ hochwertiges Konzert in für die Halle brillanter Akustik und stimmungsvoll gesetztem Licht.

Den Abend schließt Tina Dico dann wie einen Kreis. Für eine zweite Zugabe kommt sie allein auf die Bühne zurück. Eigentlich würde sie gerne Prince Tribut zollen, dessen Todesnachricht erst wenige Stunden vor dem Konzert die Runde machten, doch dazu scheint sie davon zu sehr getroffen sein. Und auch ihre zweite Wahl gefällt ihr nicht, denn sie möchte die Zuschauer an diesem Abend mit einem positiven Gefühl in die Nacht entlassen. So erzählt sie stattdessen eine letzte Anekdote vom ersten Mann, der ihr einen Antrag machte, warum sie ablehnte und vergeblich darauf wartete ein zweites Mal gefragt zu werden. „Ask Again“ schließt damit einen perfekten Abend. Danke Marianne, Danke Helgi und vor allem: Danke Tina Dico!