Evanescence verzaubern mit Orchester in Düsseldorf


Evanescence Tour 2018 / Evanescence Düsseldorf 2018 / Evanescence Synthesis: Live with Orchestra
(Bild: stagr / Steffie Wunderl)

Es gibt diese Konzerte, die sind außergewöhnlich, allein durch ihre Inszenierung. Und es gibt diese Konzerte, die sind so schön und zerbrechlich wie ein Schmetterling, den man am Liebsten einfangen möchte, um sich länger an ihm zu erfreuen und doch nur mit stiller Ehrfurcht beobachtet, um jedes Detail zu erfassen. Diese Konzerte sind so intensiv auf ihre ganz eigene Weise, dass die Zeit still steht und doch viel zu schnell verfliegt.

Aber von vorn. 2017 veröffentlichten Evanescence mit „Synthesis“ endlich wieder ein Studioalbum. Statt aber komplett mit neuem Material aus der Pause zurück zu kommen, arrangierten die Musiker rund um Frontfrau Amy Lee eine Auswahl alter Songs mit Orchester und elektronischen Elementen neu. Genau das erwartet auch die Fans der aktuellen Tournee, die die Amerikaner auch nach Düsseldorf führt. Statt mit großem Orchester zu reisen, bestreiten Amy, Troy McLawhorn (Gitarre), Jen Majura (Gitarre, Hintergrundgesang), Tim McCord (Bass) und Will Hunt (Schlagzeug) die Konzerte jeden Abend mit einem lokalen Orchester. Eben diese Gastmusiker eröffnen auch in Düsseldorf den Abend und begrüßen das Publikum, das es sonst eher auf Konzerten krachen lässt, mit einer Auswahl großer Klassiker. Die Zuschauer nehmen entspannt auf, lehnen sich zurück und lauschen in bester Manier der Darbietung.

Als dann fast eine Stunde später Evanescence die Bühne betreten und das Orchester ergänzen, ist die Begeisterung der 5.000 Fans zunächst groß – so soll es sein. Amy Lee steht in der Bühnenmitte klar im Fokus. Alle Spots sind auf sie gerichtet, das Orchester und auch die anderen Musiker der Band verschwinden im Gesamtbild. Das ist durch seine Lichteffekte durchaus stimmig und eindrucksvoll in Szene gesetzt, dass die halbe Band allerdings so leider unter geht, ist schade. Sie machen einfach einen nicht minder großartigen Job und haben die Aufmerksamkeit genauso verdient.

Doch so ist es Amy, die alle Blicke auf sich zieht. Sie wirbelt zwischen ihrem Mikrofon in der Bühnenmitte und dem Konzertflügel hin und hier, begeistert mit den lauten, aber auch den leisen Tönen und zeigt sich damit in absoluter Bestform. Dabei schwingt sie keine großen Reden, lässt meistens die Musik für sich sprechen. Lediglich vor „Good Enough“ nimmt sie sich einen Moment, um die Botschaft, die auch im Song liegt, noch einmal auszusprechen. Sie appelliert an die Fans, dass sie ‚gut genug‘ sind, ganz egal was Andere sagen oder glauben. Das Leben ist viel zu wertvoll und kurz, um nicht das Beste daraus zu machen.

Einziges anderes Manko ist die Stimmung im Zuschauerraum. Die Begeisterung ist durchaus da und äußerst sich immer wieder in begeisterten Zwischenjubelrufen und starkem Applaus zwischen den Songs. Und doch will gerade durch die Bestuhlung keine Stimmung aufkommen. Die Fans lehnen sich zurück, genießen die Musik oder halten mit den Handys drauf. Selbst ein gewisses Mitwippen hat Seltenheitsfaktor. Fanchöre, wie sie auf den letzten Livealben durchaus zu finden sind, sind Mangelware. Das ist einfach schade, denn so bleibt eine gewisse Barriere zwischen Künstlern und Publikum, die gerade langjährige Fans so nicht von Evanescence Konzerten kennen.

So ist es das i-Tüpfelchen, das dem Konzert am Ende doch fehlt. Dieser kleine Funke, der bei zu vielen einfach nicht übergesprungen ist – warum auch immer – hätte aus einem starken Konzertabend eines der Konzerte des Jahres machen können. Das ist schade, denn die Musiker auf der Bühne haben wirklich alles dafür gegeben eine großartige Show zu inszenieren. Doch ein Hoffnungstropfen bleibt, dass diese Synergie spätestens mit dem nächsten Rockalbum wieder da sein wird. Und eben dieses Album haben Evanescence immerhin schon angekündigt, denn direkt nach der Orchester Tour soll es zurück ins Studio gehen.

Evanescence Tour 2018 – Setlist Düsseldorf

Orchester:
1. La Chasse (Mozart)
2. Moonlight Sonata (Beethoven)
3. Lacrimosa (Mozart)
4. Sally’s Song (Danny Elfman)
5. Zelda’s Lullaby (Koji Kondo & Asuka Ohta)
6. Together Again (Instrumental)

Setlist:
1. Overture
2. Never Go Back
3. Lacrymosa
4. End Of The Dream
5. My Heart Is Broken
6. Lithium
7. Bring Me To Life
8. Unraveling (Interlude)
9. Imaginary
10. Secret Door
11. Hi-Lo
12. Lost In Paradise
13. Your Star
14. My Immortal
15. The Inbetween
16. Imperfection

Zugabe:
17. Speak To Me
18. Good Enough
19. Swimming Hom