Intim, familiär und herzlich: Mike Shinoda in Köln


Mike Shinoda Köln 2018 / Mike Shinoda Tour 2018
(Bild: stagr / Steffie Wunderl)

Es ist nun über ein Jahr her, seit Chester Bennington sich das Leben genommen hat. Der Verlust und der Schmerz sind bis heute groß. Mike Shinoda, nicht nur Bandkollege, sondern auch einer der engsten Freunde Benningtons, flüchtete sich in die Kunst, um diesen enormen Verlust zu verarbeiten. Das Resultat: Sein Soloalbum „Post Traumatic“, mit dem er nun auch auf Tour ist. In Köln ist das Palladium ausverkauft.

Selten jedoch ist ein ausverkauftes Palladium Schauplatz für ein so emotionales, intimes und familiäres Konzert. Es liegt eine ganz besondere Stimmung in der Luft als Shinoda die Bühne entert und die Zuschauer von der ersten Sekunde an abholt. Sie singen, rappen, lachen und weinen mit ihm. Sie hören ihm geduldig zu, wenn er immer wieder zwischen den Songs lang erzählt – von der Vergangenheit, von seiner Einstellung zu Musik, von Chester. Selten ist es so ruhig, wenn ein Musiker einfach nur redet. Und selten ist ein Fan-Chor so emotional wie an diesem Abend, als Mike das Kölner Publikum dazu auffordert, Chesters Gesangsparts bei „In The End“ zu übernehmen.

Der Linkin Park-Klassiker setzt auf seine Art und Weise eines der Highlights des Sets. Nicht nur, weil in diesem Moment die Emotionen überkochen, sondern auch, weil diese Magie, die in der Luft liegt, Mike dazu beflügelt drei weitere Linkin Park Songs – darunter „Numb“ – anzuspielen, die so eigentlich gar nicht geplant waren. Diese Spielfreude, die Shinoda an den Tag legt, ist ergreifend. Das wiederholt sich auch noch ein zweites Mal, denn auch in den Zugaben verlängert er das Set spontan.

Weil das alles noch nicht genug ist, verschenkt er in den Zugaben eine auf der Bühne signierte und bemalte LP des Albums und springt statt einfach nur von der Bühne zu gehen im letzten Song auf den Wellenbrecher, singt ein letztes Mal mit den Fans und ist ihnen ganz nah

So tragisch die Umstände sind, die die Musik auf „Post Traumatic“ inspiriert haben, so einzigartig, emotional und wundervoll ist sie auch. Und gerade weil er diesen Schmerz, der sich so schwer verarbeiten lässt, mit so vielen Fans auf der Welt in einer gewissen Weise teilt, ist das Konzert Balsam für die Seele vieler Fans. Und es liegt viel Wahrheit in dem, was er den Fans mit auf den Weg gibt: Sie sollen so handeln, dass sie Chester stolz machen. Sie sollen die Augen öffnen und helfen, wenn sie merken, dass jemand Hilfe braucht. Er will Erinnerungen schaffen und damit etwas geben, das sie nie wieder vergessen, etwas das eine größere Bedeutung hat. Und das schafft er, denn er berührt sie mit seiner Musik und seinen Worten im Herzen. Sein Manager hätte es nicht treffender sagen können: Er macht Trauer zu etwas, das irgendwie Spaß macht. Er schenkt ihnen ein Strahlen, ein Gefühl von Familie und Zusammengehörigkeit. Und – fast beifällig – fantastische Musik und einen Konzertabend auf höchstem Niveau.

Infos + Tickets:
Mike Shinoda auf Post Traumatic Tour 2018

Mike Shinoda Tour 2018

Setlist – Mike Shinoda in Köln 2018

1. Petrified
2. When They Come For Me
3. Roads Untraveled
4. Hold It Together
5. Castle Of Glass
6. Waiting For The End / Where’d You Go mashup
7. Sorry For Now (mit Schlagzeugsolo in der Bridge)
8. Crossing A Line
9. In The End
10. Heavy (Erste Strophe und Refrain)
11. Burn It Down (Erste Strophe und Refrain)
12. Numb (Erste Strophe und Refrain)
13. About You
14. Over Again
15. Papercut
16. High Road
17. Make It Us As I Go
18. Good Goodbye / Bleed It Out
19. Ghosts

Zugabe:
20. Welcome
21. I.O.U.
22. Until It Breaks
23. Remember The Name
24. Running From My Shadow