Deichkind in Hannover – Remmidemmi bei bestem Wetter


Deichkind in Hannover 2023
(Bild: Cynthia Theisinger)

Das Konzert von Deichkind auf dem Expo Plaza in Hannover wirkt fast schon abgesprochen. Während das KIZ-Konzert in Essen aufgrund des Wetters abgesagt werden musste, hörte der Regen in Hannover, passend zur Eröffnung des Geländes, plötzlich auf und sollte vorerst nicht mehr wiederkommen. Perfekte Bedingungen für einen Abend voller Party, bei der es auch keine Vorband braucht.

Pünktlich um 21 Uhr ertönt das Intro, bei dem die Musiker hinter einem weißen Vorhang stehen und immer wieder von hinten angeleuchtet werden. Anders als erwartet fällt der Vorhand beim direkt anschließenden “99 Bierkanister” nicht, sondern fährt zur Seite und enthüllt so die Bühne. Die prominente Textzeile “Achtung alle Hände hoch” gibt dabei den Takt des Abends vor. “Schönes Wetter habt ihr mitgebracht”, begrüßt uns Kryptik Joe. Viel zu sehen gibt es zunächst jedoch nicht, die klassischen Dreiecke fahren auf und ab, während Deichkind selbst vorne steht und performt. Zwischenzeitlich werden die Podeste kleiner und es befinden sich Personen auf diesen, dennoch bleibt es zu Beginn recht ruhig.

Zum vierten Song ändert sich das Blatt. Kurz ist die Bühne leer, dann kommt Kryptik Joe auf eine Handtasche reitend zurück, passend zum Song “Auch im Bentley wird geweint”. Ab nun sollte man die Augen nicht mehr von der Bühne nehmen, denn jeder Song wird anders untermalt. So gibt es zu „Porzellan und Elefanten” doppelte Regenschirme, Gefahrgut-Anzüge zu “In der Natur”, Konfetti-Kanonen bei “Wutboy” oder eine Hängematte am Bühnenrand zu “Kids in meinem Alter”.

Bei allem wird es aber immer wieder Politisch, wenn auch oft nur beim zweiten Blick. Während die Bürostühle bei “Bück dich Hoch” mit den Buchstaben auf der Rückseite abwechselnd “Fuck” und “PTN” darstellen, sind die Worte vor “Die Welt ist fertig” eindeutiger. “Ihr habt bestimmt heute alles dieses Knast-Foto gesehen, das ist das Ende, geh nach Hause Opa”, sagt Kryptic Joe und spricht sich weiter für die neue Generation aus.

Auf der Bühne passiert viel, im Publikum jedoch auch. So wird gepogt, mitgesungen, das eigene mitgebrachte Konfetti geworfen oder einfach nur passend der Kopf bewegt. Jeder kommt auf seine Kosten und hat sichtlich Spaß, wie es ihm gefällt. Vor “Lecko Mio” werden auch nochmal die Gesangskünste geprobt, indem eine Melodie immer wieder einen halben Ton höher gesungen wird.

Zurück auf der Bühne gibt es zu “Richtig gutes Zeug” den passenden Rucksack, aus dem es raucht. „Da hab’ ich die neuesten Merch-Produkte drin“, sagt uns Kryptic Joe. Danach ist die Bühne kurz voll mit einer “Bude voll People”, bevor sie vollständig leer ist. Denn du “Roll das Fass rein” wird dies wortwörtlich getan. Oder zumindest auf einem Podest geschoben. Über dieser wird eine große “Kein Bier für Nazis”-Flagge geschwenkt und gibt wieder eine unterschwellige politische Botschaft. Als das Fass zurück zur Bühne kommt und dort befestigt wird.

Nicht aus diesem Fass, aber aus einem wird anschließend bei “Hört ihr die Signale” Bier aus einem Schlauch an die ersten Reihen verteilt, während das große Fass Empor steigt und von dort ein kurzes Snippet von “the Power of Love” gesungen wird. Wer nun einen Blick auf die Uhr warf, stellte erstaunt fest, dass inzwischen fast 2 Stunden vergangen waren, die sich definitiv nicht so anfühlen. So stand mit “Limit” der letzte Song auf dem Plan, zu welchem nochmal Konfetti gezündet wurde.

Eine Zugabe darf aber natürlich nicht fehlen. Wie sollte es auch anders sein, ist der letzte Song “Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)”. Dazu kommt direkt ein Boot zum Crowdsurfen, welches den Inhalt einiger Federkissen verteilt, während auf der Bühne das Chaos ausbricht. „Leider Geil”- Ballons, ein großes Kothaufen-Emoji, eine Hüpfburg, gefühlt alle Outfits, die wir an dem Abend gesehen haben und viele, die wir nicht gesehen haben. Es wirkt als wenn einfach alles benutzt wurde, was gerade in Reichweite war und sorgte so für den perfekten Abschluss des Abends, bei dem es erst wieder regnen sollte, nachdem alle den Platz wieder verlassen hatten.