So war das Reload Festival 2019 am Samstag


Reload Festival 2019
Zwei Tage lang gab es beim Reload Festival 2019 in Sulingen für Fans härterer Sounds alles, was das Herzn begehrte. (Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

Nach einer, für die meisten, kurzen Nacht geht das Reload Festival 2019 in die finale Phase. Das Wetter verspricht wieder so sonnig zu sein wie am Vortag und damit die perfekten Voraussetzungen für einen grandiosen Tag zu schaffen. Klar, mit dem Staub wird man wieder sein Schaffen haben, aber das gehört schon fast dazu. Um Punkt 11:00 Uhr öffnet das Infield heute seine Pforten, um die Feierwütigen auf den Platz zu lassen. 20 Minuten steht dann die erste Band des Tages auf dem Plan, SETYØURSAILS, heute auch ohne Verzögerung.

SETYØURSAILS

Auch dieses Jahr gab es wieder einen Band-Contest für die Band, die den Samstag des Festivals eröffnen darf. Diesmal konnte sich SETYØURSAILS durchsetzen und eröffne nicht nur den Tag, sondern läutet auch den Block der Powerfrauen ein. Die Melodic Hardoce-Band geht direkt in die vollen und reißt das Publikum förmlich mit. Sängerin Jules springt wie wild über die Bühne und legt eine Stimme an den Tag die melodisch, aggressiv und beruhigend zugleich ist, mit der sie sich absolut nicht verstecken muss. Auch vor Ansprachen scheut sich die Band nicht. “Der nächste Song heißt „Conspiracy“ und geht raus an alle AFD-Wähler und der hier auch” und so streckt uns Jules ihren Mittelfinger entgegen. Der perfekte Opener für den Tag, für den sich auch schon viele vor der Bühne versammelt haben.

Eyes Set To Kill

Mit gleich viel Power geht es weiter mit Eyes Set To Kill. Die Metalcore-Band aus den USA. Diesmal nicht mit ausschließlich weiblichem Gesang, aber dem ständigen Wechsel zwischen Clean Gesang von Gitarristin Alexia Rodriguez und Growls von Gitarrist AJ Bartholomew sorgt dafür für ordentlich Abwechslung. Mit genau so viel Energie springt oder posiert die Band über die Bühne und gibt dem Publikum keinen Moment zum Durchatmen. Neben dem Staub in der Luft ist das Konzert jedoch recht unspektakulär. Sehr gut, aber eben ohne große Ansprachen oder Besonderheiten.

Jinjer

Seit Jahren reiten Jinjer auf der Welle des Erfolgs. Dies aber nicht ohne Grund. Die Experimental-Metalcore Band lässt sich musikalisch nichts vorschreiben und hebt sich besonders doch ein Merkmal hervor: Sängerin Tatiana Shmaylyuk. In einem Moment noch Engelsgleicher Gesang, im nächsten Moment der Growlende Teufel in Person. Eine Mischung die perfekt zueinander passt. Nicht nur auf Konzerten dreht die Band voll auf, sondern auch im Studio. 2018 erscheint das letzte Album, diese Jahr die EP “Micro” und in wenigen Monaten das Album “Macro”. An Jinjer führt kein Weg vorbei. Entsprechend ist es sehr voll vor der Bühne. Abkühlung kann in diese Minuten nur die Security schaffen, die immer wieder den Wasserschlauch in die Menge hält.

Massendefekt

Für etwas Abwechslung im Metalcore lästigen Programm sorgen Massendefekt. Direkt am Anfang ihrer Show betont Sänger und Gitarrist Sebastian „Sebi“ Beyer wie wenig Zeit sie hätten und das man so viele Punkrock Klischees in wenig Zeit abarbeiten muss. So geht es schon beim zweiten Song richtig los. Das Publikum bildet einen Pit, geht Crowdsurfen, hüpft umher, steigt auf die Schultern anderer und hält Bälle in der Luft. Im nächstens Song geht ein Fan noch in einem Schlauchboot Crowdsurfen und schon sind fast Klischees bedient. Fehlt nur noch ein Bad in der Menge von einem Bandmitglied, was später auch noch folgt. Vorher nimmt Gitarrist Nico aber bei “Wellenreiter” noch selbst den Wasserschlauch der Security in die Hand und sorgt für die passende Untermalung.

Walls Of Jericho

Wilder wird es wieder bei Walls Of Jericho Sängerin Candace Kucsulain ist heute nicht zu bändigen. Die ganze Band, aber besonders sie, springt wie wild über die Bühne. Es vergeht kaum ein Moment, in dem sie nicht in Bewegung ist. Mit diesem drang, wird auch schnell das Publikum angesteckt. Man merkt, dass die Band richtig Lust auf den Auftritt hat. Am Ende springt Kucsulain auch selber noch in die Menge. Auch nach ihrem Auftritt ist der Refrain von “Revival Never Goes Out of Style” noch lange zu hören.

Emil Bulls

Was war das denn bitte für ein Auftritt der Emil Bulls? Das Set ist fast schon als “Best of” der letzten Jahre zu werten. Schon beim ersten Song “The Ninth Wave” ist die Stimmung ganz oben, der Pit öffnet sich und an schließen ist nicht zu denken. Ebenso wird Song für Song lautstark mitgegröhlt. Bei “Age Of Revolution” ist der Refrain noch lange zu hören, obwohl dies nicht mal der letzte Song des Tages ist. Auch Sänger Christoph „Christ“ von Freydorf ist vom Publikum angetan und sagt uns “versprecht mir, dass ihr bei allem, was noch kommt, mindestens genauso feiert”. An etwas andere ist nach diesem Abriss auch nicht zu denken.

Bury Tomorrow

Das Versprechen wird bei Bury Tomorrow auch direkt weiter ausgeführt. “Reload, I know it’s how but i need your energy. I don’t care what you do, just do something” sagt uns Sänger Daniel Winter-Bates. Trotz der Wärme kommen immer mehr Menschen aus dem Schatten direkt vor die Bühne und feiern mit der Band. Die Setlist ist ein Vorgeschmack auf das, was uns bei der nächsten Tour erwarten wird. Das neueste Album der Band, “Black Flame”. Heute zu Hälfte, auf der Tour in ganz. Winter-Bates kann aber nicht nur einheizen, er ist auch über jeden Fan der Band glücklich, ohne die sie heute nicht auf der Bühne stehen würden. So springt er zum letzten Song “Black Flame” selber in die Menge und nimmt sich anschließend Zeit für jeden einzelnen Fan, der auf ihn zu geht.

Agnostic Front

Eine der ältesten Bands des Festivals ist wohl Agnostic Front. Ihr Alter ist ihnen jedoch nicht anzusehen. Auch hier springt die Band, besonders jedoch Gitarrist Vinnie Stigma. Wird gerade nicht geflitzt oder gesprungen, wird posiert. Gleiches ist auch vor der Bühne der Fall. Ein Pit nach dem anderen, an Pause ist hier nicht zu denken. Neue Musik der Band gibt es heute noch nicht zu hören, auch wenn das neue Album kurz bevor steht. Das letzte ist immerhin auch schon 4 Jahre alt. Zum Abschluss gibt es jedoch noch ein Cover. “Blitzkrieg Bop” von Ramones sorgt nochmal für viel Begeisterung.

While She Sleeps

Als While She Sleeps auf die Bühne kommen, ist dies erstmal ein ungewohntes Bild. Sänger Lawrence ‚Loz‘ Taylor kann aus persönlichen Gründen bei der aktuellen Tour nicht dabei sein. Ein Grund die aktuellen Termine abzusagen ist dies aber dennoch nicht. An seiner Stelle steht Scott Kennedy, Sänger der befreundeten Band Bleed From Within. Einen Einbruch der Stimmung bewirkt dies aber dennoch nicht. Kennedys Stimme ist zwar zunächst etwas ungewohnt, fügt sich aber perfekt in die Band ein. Auch ein kurzer Ausfall der Gitarre bei “Silence Speaks” von Leadgitarrist Sean Long bringt niemanden aus dem Konzept und wird von ihm selbst humoristisch überspielt. Am Ende nimmt Kennedy noch ein Bad in der Menge und sorgt damit für einen Perfekten Abschluss eines fast perfekten Konzertes.

Clawfinger

Schon früh zu Beginn des Auftritts streckt uns Sänger Zak Tell seine Plautze entgegen. Es ist schon etwas fragwürdig, dass genau dies das Publikum weiter antreibt. Dazu braucht es auch keine neuen Songs, immerhin ist das letzte Album 12 Jahre her. Dafür springt die Band auch heute noch über die Bühne und ist kaum in einem stillen Moment zu finden. Tell springt auch immer wieder zum Publikum und treibt es so noch weiter an. Spätestens mit ihrem letzten Song “Do What I Say” können die Jugendhelden vieler nochmal richtig überzeugen. Lautes Mitgröhlen inklusive.

Hatebreed

Der Auftritt von Hatebreed lässt sich am besten mit Songtitel der Band beschreiben “Destroy Everything”, welches komischerweise schon früh im Set zu finden ist. Der Pit erstreckt sich über den ganzen Bereich zwischen Bühne und Wellenbrecher und setzt damit einen neuen Maßstab auf dem Festival und gibt zu keinem Punkt ruhe. Generell ist es auch so voll wie an keinem Zeitpunkt zuvor. Es wird gefeiert, als gäbe es kein morgen. Frontmann Jamey Jasta heizt dazu immer weiter ein. Kein Wunder, denn die Band feiert heute mit uns ihr 25-Jähriges Jubiläum. Das Set ist daher auch ein bunter Mix dieser ganzen Jahre. Wenn man über den Pit guckt, sieht man nichts als Staub. Immerhin wird sich hier auch ohne Pause bewegt. Mit den Worten “We are Hatebreed and you are fucking awesome” verlassen die Musiker schließlich die Bühne. Alle scheinen mit diesem Auftritt zufrieden zu sein.

Bullet For My Valentine

Und schon betritt die letzte Band des Festivals die Bühne. Bullet For My Valentine laden heute eher zum Mitsingen als zum Feiern ein. Es kann aber auch an Hatebreed liegen, welche die letzten Reserven aus den Leuten gekitzelt haben. Sänger sieht die Müdigkeit aufgrund des des Tages in den Augen seiner Fans und spornt sie weiter an. “We are trying to finish this hit on a fucking high” sagt er uns, bevor durch ein Set geht, welches keine Wünsche offen lässt. Neues und altes geben sich die Klinke in die Hand und sorgen damit für viel Abwechslung. Die Bühnenshow ist jedoch unspektakulär. Die Musiker sind fast immer an ihre Mikrofone gebunden und begeben sich nur bei Solis von diesem weg. Entsprechend ist auch das Publikum etwas zurückhaltend. Ab und zu ist ein Pit zu sehen, primär wird jedoch gesungen. Schlecht ist der Auftritt dennoch nicht. Musikalisch kann dieser auf voller Länge überzeugen und sorgt damit für den perfekten, entspannten Abschluss des Festivals.

Wenige Minuten später gibt es ein riesiges Feuerwerk hinter der Bühne, welches den Countdown für das 15. Jubiläum des Festivals einläutet. Der Veranstalter zeigt sich in diesem Jahr wieder sehr zufrieden. Über 12.000 Besucher wurden an den Tagen jeweils in Empfang genommen und konnten damit einen neuen Rekord aufstellen. Auch die Investitionen in Bühne, Technik und Sound haben sich gelohnt und haben bereits dieses Jahr das Erlebnis stark verbessert.

Die ersten 300 Tickets für die nächste Ausgabe, die “Löwe im Sack”-Tickets, die es nur auf dem Gelände gibt, sind zu diesem Zeitpunkt bereits vergriffen. Dafür startet der Online verkauft für die Blind Tickets. Das Datum ist im kommenden Jahr jedoch früher als erwartet. Dieses wird vom 13-15.08.2020 stattfinden und ist damit eine Woche früher als die Jahre davor.

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